Lilly Bendl hat die großen Schuhe an und tanzt die Pippi. Foto: Grisaphy/Marco Grisafi

Erstmals gestaltet die Stuttgarter Choreografin Katja Erdmann-Rajski ein Tanzstück für Kinder. Protagonistin von „Hier tanze ich“ ist Pippi Langstrumpf.

„Hier tanze ich. Pippi oder das ulkige Mädchen mit den großen Schuhen“ heißt das neue Tanzstück von Katja Erdmann-Rajski. Erarbeitet wurde es für Kinder ab 7 Jahren und ist Auftakt der neuen Reihe „out of order“, die Toleranz für andere Lebensentwürfe wecken möchte. Premiere ist am 8. September.

Frau Erdmann-Rajski, Pippi Langstrumpf trägt sehr unpraktische Schuhe. Ist sie trotzdem tanzbegeistert?

In allen Romanen kommt immer wieder vor, dass sie tanzt. Da ist zum Beispiel die Geschichte mit dem schottischen Nationaltanz, den sie im ersten Band mit ihrem Äffchen einstudiert und später mit zwei Einbrechern tanzt. Aufhänger für mich war auch, dass Pippi sehr niederschwellig an den Tanz herangeht. An einer Stelle fordert sie andere zum Tanzen auf und sagt: „Ich habe es mir eben beigebracht, müsst ihr wissen.“ Das ist schon ein bisschen revolutionär.

Sie haben in Workshops Kinder an der Entstehung des Stücks beteiligt. Was ist da an Ideen eingeflossen?

Beeindruckt hat mich, dass sich kleine Kinder furchtlos auf die Bühne stürzen und völlig frei tanzen. Kinder begeistert bis heute an Pippi, dass sie wild, unkonventionell und stark ist. Auch mental, denn sie muss ja das Allein- und Anderssein aushalten. Kinder nehmen diese Stärke sofort wahr; das hat uns inspiriert.

Scheinen allein solche Ideen auf oder erzählen Sie Astrid Lindgrens Kinderbuch nach?

Ich orientiere mich stark an der Handlung. Das habe ich so noch nie gemacht, dass ich Inhalt in einer Art Handlungsballett sichtbar mache. Aber zum einen brauchen Kinder die direkte Zuordnung und Anknüpfungspunkte, zum anderen muss ich natürlich auch den Auflagen der Lindgren-Erben genügen.

Katja Erdmann-Rajski /Hagen Betzwieser

Sie starten mit Pippi Ihre neue Reihe „out of order“. Worum geht es?

Es geht um Personen, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Normen bewegen. Das Thema Außenseiter hat mich in der Coronazeit stark beschäftigt. Wie sehr sind wir bereit, Andersartigkeit und andere Lebensentwürfe zu respektieren? Pippi akzeptiert zum Beispiel ihre beiden Freunde, obwohl die aus einem eher konventionellen Milieu stammen. So transportiert das Stück Toleranz für andere Meinungen.

Pippi inspiriert also nicht nur als Tänzerin?

Ja, sie war das Idol auch meiner Kindheit, obwohl ich nie so frech und unkonventionell wie sie geworden bin. Aber sie zeigt bis heute, dass man Regeln und Normen in Frage stellen muss. Mache ich den Mund auf oder schweige ich? Pippi macht Mut und ermuntert, sich zu positionieren.

Welche Musik bringt Pippi zum Tanzen?

Mir war wichtig, dass die Musik nicht beliebig ist und sich nicht zu viele Klangwelten überlagern. Deshalb habe ich mich auf Klaviermusik beschränkt. Schumanns „Kinderszenen“ bilden eine Klammer, aber es gibt auch sehr peppige, jazzige Sachen.

Info

Termin
Premiere ist am 8. September um 18 Uhr im Treffpunkt Rotebühlplatz. Folgevorstellungen am 9. und 10. September um 17 Uhr sowie vom 3. bis 5. November.

Tickets
Karten können telefonisch unter 0711/1873-800 reserviert werden.