Eingespieltes Duo: Bettina Kriegbaum (links) und Anja Breuer Foto: Bauer-Studios

Bettina Kriegbaum aus Böblingen und Anja Breuer aus Herrenberg spielen seit 15 Jahren zusammen. Nun veröffentlichen sie eine neue CD und treten in Dätzingen auf.

Ob die CD ein aussterbendes Medium ist, wird zurzeit in der Musikszene diskutiert. Es liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass ein erheblicher Teil der bekannten Musik auf den kleinen silbernen Scheiben dutzendfach gebrannt wurde. Aber es gibt immer wieder erfreuliche Neuerscheinungen mit originellen Programmen, die von sehr versierten Musikern realisiert werden. Dazu zählen jetzt die Geigerin Bettina Kriegbaum und die Pianistin Anja Breuer. Die beiden haben sich über ihre Kinder am Albert-Einstein-Gymnasium in Böblingen einst kennengelernt und spielen seit 15 Jahren zusammen. Kürzlich entstand in den renommierten Bauer-Tonstudios in Ludwigsburg eine CD mit einer attraktiven Zusammenstellung. Beide treten mit dem Programm dieser CD am 15. Oktober um 19 Uhr im Maltesersaal des Dätzinger Schlosses auf. Es erklingt hörenswerte Musik.

Bei Bachs Sonate c-Moll BWV 1017 spielen beide Musikerinnen in einer entspannten Abgeklärtheit, stellen die Genialität der Melodieerfindungen und den kompositorischen Aufbau in den Vordergrund. Die transparente Aufnahmetechnik ermöglicht es zudem, die zahlreichen Details ihrer klanglichen Plastizität wahrzunehmen. Es ist eine exzellente Interpretation, die Werkkenntnis und souveränes Musizieren verbindet.

Das Werk von Josef Suk ist auf Aufnahmen selten zu hören

Bei uns eher selten gespielt sind die Werke des tschechischen Komponisten Josef Suk, dem Schwiegersohn von Anton Dvorak. Die vier Stücke für Violine und Klavier Opus 17 tragen die vielsagenden Titel Quasi ballata, Apassionato, Un poco triste und Burleska. Das steht für buntes Wechselspiel. Es macht in der temperamentvollen, technisch ausgefeilten Interpretation der beiden Musikerinnen ausgesprochen Freude, den spezifischen, „böhmischen“ Klangfarben aus jener Region zu folgen, die früher einmal als das Konservatorium Europas bezeichnet wurde. Die Musik ist von klanglicher Würze und mitreißenden Temperament geprägt, stets mit einem Augenzwinkern versehen. Man darf auf die Aufführung gerade dieser Rarität im Dätzinger Schloss gespannt sein.

„Es ist unsere zweite CD. Corona ist quasi Mitschuld, denn wir hatten auch weniger zu tun“, berichtet Anja Breuer. „So hatten wir wieder ein konkretes Ziel.“ Die Produktion einer CD sei eine ganz andere Art von Arbeit, findet die Pianistin, „ohne Publikum, dafür mit einem kundigen Tonmeister, der recht kritisch zuhört und korrigieren will.“ Für die Aufnahme hat sich Breuer einen älteren Steinwayflügel ausgesucht, der über warme Klangfarben verfügt. Auffällig ist in der Interpretation, dass nicht spätromantische Klangwolken vorherrschen, sondern ein Spiel mit subtilen Schattierungen, das vor allem Heiterkeit ausstrahlt.

Diese Geigen-Kammermusik wirkt erfrischend

Ein ebenso selten gespieltes Werk ist Francis Poulencs Sonate für Violine und Klavier von 1949, die er dem spanischen Dichter Garcia Lorca gewidmet hat. Poulenc selbst war seinem Werk gegenüber kritisch eingestellt, wie auch seine zeitgenössischen Musikerkollegen. Poulenc zeigt sich hier als Komponist, der mit den diversen Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts fantasievoll spielt. Fast noch klassische Motive werden ironisch gedreht und gewendet. Die Rhythmen haben teilweise verwirrenden Charakter, und die Virtuosität ist beträchtlich.

Bettina Kriegbaum und Anja Breuer werden diesen Anforderungen fabelhaft gerecht. Sie überbrücken in ihrer ambitionierten Interpretation auch einige wenige Längen, die durch Wiederholungen charakterisiert sind. Selten hat eine CD mit Geigen-Kammermusik so erfrischend gewirkt, da mit Suk und Poulenc anspruchsvolle Raritäten ans Tageslicht geholt wurden. Gerade ihre Gegenüberstellung mit Bachs eindrucksvollem Werk macht das Hören dieser CD ausgesprochen abwechslungsreich – das Konzert sicher auch.

Die CD ist erhältlich über die Bauer-Studios unter https://shop.bauerstudios.de im Netz.