Raus aus dem Anhänger, rein in den Wald. Leitkuh Lucy geht voran. Foto: Landratsamt

Die Waldweide im Stadtwald Herrenberg ist in die Saison gestartet. Es ist bereits der sechste Aufenthalt der Tiere im Wald, der bemerkenswerte Veränderungen mit sich bringt. Wanderer können sich persönlich ein Bild davon machen.

Im Herrenberger Stadtwald fand jüngst der Auftrieb der Galloway-Rinder auf die Waldweide statt. Bis in den Herbst hinein genießen sie nun ihre Weide der etwas anderen Art und „arbeiten“ weiter an der Entwicklung eines lichten Weidewaldes hier. Seit diesem Jahr steht ihnen eine Gesamtfläche von rund acht Hektar zur Verfügung, heißt es in einer Mitteilung des Böblinger Landratsamts.

„Ab sofort kann man also beim Spaziergang auf der Herrenberger Waldweide wieder die Tiere beobachten,” so Alexandra Radlinger, stellvertretende Leiterin des Amts für Forsten. Die Rinder gehören der Schloßberg-Rind GbR und waren den Winter über auf Weiden der GbR im Raum Herrenberg. Die Herrenberger Waldweide ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Herrenberg und der Forstbehörde im Landratsamt.

Die Leitkuh heißt Lucy

Das Projekt startet in diesem Frühjahr in die sechste Weidesaison. Lucy, die weiße Leitkuh, ist seit 2020 mit dabei und damit die dienstälteste tierische Mitarbeiterin auf der Waldweide. Die ansonsten überwiegend schwarz gefärbten zotteligen Rinder sind imposante Erscheinungen. „Die Waldweide macht eine historisch bedeutende, alte Waldnutzungsform für die Besucherinnen und Besucher des Naturparks Schönbuchs sicht- und erlebbar“, betont Radlinger. „Der über die letzten Jahre entstandene lichte Weidewald bildet einen beeindruckenden Kontrast zum umgebenden dichteren Laubmischwald. Es ist hier deutlich wärmer und erinnert an Waldbilder im Mittelalter, als diese Form der Waldbewirtschaftung über Jahrhunderte hinweg weit verbreitet war.“

Die Fläche entwickle sich sehr gut und wurde im Winterhalbjahr um rund ein Hektar erweitert, wie Forstrevierleiter Winfried Seitz erläutert. „Lichtliebende Wald-Vogelarten, wie Mittel- und Grauspecht, Halsbandschnäpper und Waldschnepfe konnten auf der Fläche in den letzten Jahren schon beobachtet werden, außerdem auch seltene Schmetterlinge, wie der Trauermantel.“ Man wisse auch, dass insgesamt zwölf verschiedene Fledermausarten in der Waldweide ihre Runden drehen; auch inzwischen vier Reptilien- und zehn Amphibien-Arten sind nachgewiesen, darunter Laubfrosch und Gelbbauchunke. Um weitere Erkenntnisse über die Entwicklung der Fläche zu erhalten, wird unter anderem das Schmetterlingsvorkommen in diesem Jahr genauer untersucht.

Barrierefrei wandern

Die Waldweide liegt mitten im Wald östlich des Herrenberger Ortsteils Mönchberg. Über verschiedene ausgewiesene Wanderwege im Besucherleitsystem des Naturpark Schönbuch kann man zu ihr finden. Auch eine der „Land.Touren“ im Landkreis Böblingen führt dorthin. „Am einfachsten und schnellsten erreicht man die Waldweide ab dem Wanderparkplatz Mönchberger Sattel,“ erklärt Tim Deininger, Kämmerer der Stadt Herrenberg. „Dort startet auch die Land.Tour 9, WaldWeide.“ Die Rundwanderung ist circa fünf 5 Kilometer lang, kann aber auch zu einem 1,5 Kilometer langen barrierearmen Spazierweg gekürzt werden – auf Letzterem geht es mit leichter Steigung und immer wieder zum Verweilen einladenden Ruhebänken zur Besucherplattform.

Nähere Infos zu diesem Wanderweg gibt es online: www.schoenbuch-heckengaeu.de, Stichwort Erleben. Am Wanderparkplatz gibt es eine Infotafel. Zur Herrenberger Waldweide finden sich Infos unter www.herrenberg.de/waldweide.