Am Morgen hatten die rund 120 Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle, es liefen aber noch Nachlöscharbeiten. Foto: dpa/David Young

Dramatischer Großbrand in einem Altbau in Solingen: Vier Menschen kommen in den Flammen um, darunter zwei Kinder. Neun Menschen werden schwer verletzt. Im hölzernen Treppenhaus des Altbaus breitet sich das Feuer rasend schnell aus.

Das Treppenhaus in hellen Flammen, mehrere Bewohner springen in Panik im Obergeschoss aus dem Fenster, ein Mensch verfehlt das Sprungpolster der Feuerwehr und landet auf einem Autodach – bei einem Großbrand in einem Mehrfamilienhaus in Solingen haben sich am frühen Montagmorgen dramatische Szenen abgespielt.

Vater, Mutter und zwei Kinder einer Familie wurden bei dem Feuer getötet. „Der Tod einer ganzen Familie ist ein Tag der Trauer für unsere ganze Stadt“, erklärte Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach und ordnete Trauerbeflaggung an. Weitere neun Menschen kamen mit unterschiedlich schweren Verletzungen in Krankenhäuser. Das Haus ist unbewohnbar. Die Mieter müssen von der Stadt anderweitig untergebracht werden.

Das Feuer sei vermutlich im ersten Obergeschoss des etwa 100 Jahre alten Hauses mit einem hölzernen Treppenhaus ausgebrochen und habe sich rasend schnell ausgebreitet, sagte ein Feuerwehrsprecher. Aus dem ersten Stock seien die Flammen aus den Fenstern geschlagen, als die Einsatzkräfte zu dem Haus kamen.

Fluchtweg „komplett weggebrannt“

Der Brand war der Feuerwehr um 2.47 Uhr gemeldet worden. Etwa 40 Menschen hätten sich fast gleichzeitig bei der Notrufzentrale gemeldet, sagte ein Sprecher. Innerhalb von sechs Minuten seien die ersten Feuerwehrleute am Brandort gewesen. Die Feuerwehr setzte bis zu 120 Einsatzkräfte ein.

Beim Eintreffen der Feuerwehr habe das Holz-Treppenhaus „rotglühend im Vollbrand gestanden“, sagte der Einsatzleiter Gottfried Kreuzberg. Der Fluchtweg sei „komplett weggebrannt“. So wurde der Altbau zur Todesfalle. „Zu diesem Zeitpunkt konnten die Hausbewohner nur noch über die Fenster gerettet werden“, hieß es in der Mitteilung der Stadt.

Schon am Morgen hatten die Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle. Danach begann die nervenaufreibende Suche nach einem vermissten kleineren Kind, einem Säugling, von dem zunächst jede Spur fehlte. Immer wieder fuhren Feuerwehrleute mit Hebebühnen an der rußgeschwärzten Fassade hoch und stiegen über das Dach in das Gebäude, zwischenzeitlich wurde so auch ein Spürhund ins Haus gebracht.

Notfallseelsorger kümmern um Hausbewohner und Einsatzkräfte

Dabei sei der Sucheinsatz im Obergeschoss durchaus gefährlich gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Ein Teil des Bodens war dort nämlich durch die Flammen weggebrannt. Schließlich die traurige Gewissheit: Die Einsatzkräfte brachten über das Dach einen Leichensack ins Gebäude. Kurz danach bestätigte die Stadt auch den Tod des vierten Opfers.

Die Brandursache war zunächst unklar. Die Brandermittler der Polizei übernahmen am frühen Nachmittag den Brandort und begannen mit der Suche. Notfallseelsorger kümmerten sich nach dem Einsatz nicht nur um Hausbewohner, sondern auch um Einsatzkräfte der Feuerwehr, wie die Stadt mitteilte. „Ich kann kaum in Worte fassen, wie traurig ich heute bin, insbesondere, wenn ich an die Kinder denke“, erklärte Solingens Oberbürgermeister.

Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sprach sein Beileid aus: „Die Nachrichten aus Solingen machen mich tief betroffen – eine fürchterliche Tragödie“, erklärte er über X (früher Twitter).