Nach dem Terroranschlag prägen schwer bewaffnete Polizisten das Stadtbild in Brüssel. Foto: dpa/Nicolas Landemard

Die Fußballfans sollen in Stuttgart bei der EM 2024 so ausgelassen feiern wie einst bei der WM 2006. Doch was hat der Terroranschlag in Brüssel bei den Sicherheitsbehörden bewirkt?

Vielleicht ist es nur Panikmache, und vielleicht hat Brüssel nun wirklich nichts mit Stuttgart zu tun, wenn es um die Sicherheit der Fußballfans bei der EM 2024 geht. Und doch muss die Stuttgarter Polizei am Ball bleiben – und tut es nach eigenen Angaben auch: „Mögliche Bedrohungslagen werden fortlaufend bewertet“, sagt der Polizeisprecher Timo Brenner, „dabei fließen auch Erkenntnisse aus dem Ausland ein.“ Und wer genau hinschaut, kann erkennen: „Bereits heute werden regelmäßig Polizeibeamte mit Maschinenpistolen und besonderer Schutzausstattung bei Fußballspielen der 1. Bundesliga im Stadionumfeld eingesetzt.“

Doch was hätte die Stuttgarter Polizei anders machen können als ihre Brüsseler Kollegen? Die Bluttat ereignete sich nicht im Stadionbereich – sondern gut vier Kilometer Luftlinie entfernt. Zur Veranschaulichung: Für Stuttgart würde dieser Radius bedeuten, dass ein Täter beispielsweise am Rathaus, im Stadtgarten, am Pragsattel, im Steinhaldenfeld, östlich bei der Schwabenlandhalle Fellbach oder südlich im Bereich Frauenkopf zugeschlagen hätte. Alles Theorie. Denn ein solcher Täter könnte bei den fünf EM-Spielen überall im Großraum Stuttgart zuschlagen.

Schon 2015 in Paris war es im Stadion am sichersten

Die Schutzmaßnahmen gegen mögliche Terroranschläge sind im Stadionbereich breit angelegt. Im Neckarpark wurden 6,5 Millionen Euro investiert, um 13 neuralgische Stellen zu sichern. Damit auch keine tonnenschweren Lkw durchbrettern können, wird beispielsweise ein Wall aus insgesamt knapp 150 Pollern installiert.

Doch was passiert mit den Menschen, falls es für das Stadion oder das Umfeld tatsächlich eine Terrorwarnung oder ein vergleichbares Szenario geben sollte? In Brüssel blieben die schwedischen Zuschauer zunächst im Stadion. Da war es auch in Paris am 13. November 2015 am sichersten, als es beim Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland Terroranschläge in der Stadt gab. Gleichwohl haben sich die Behörden – unter Federführung der Stuttgarter Polizei – auch Gedanken über Fluchtwege gemacht.

Die Fluchtwege werden schon simuliert

Gemeinsam mit einer Münchner Firma hat das Stuttgarter Polizeipräsidium eine Software entwickelt, die die bestmögliche Entfluchtung von großen Veranstaltungsgeländen vorab simulieren soll. Unter dem Namen Escape Pro ist das Forschungsprojekt ausgeweitet worden und kann nun auch mehrere parallel laufende Großveranstaltungen – etwa Fußballspiele, Fanzonen und Konzerte – analysieren. So sollen vorher Engstellen erkannt und entschärft werden, bei einer Katastrophe die Menschen schnell vom Gelände kommen und Rettungskräfte möglichst zügig ihre Ziele erreichen.

Getestet wurde die Simulationssoftware jüngst bereits in Stuttgart mit dem Cannstatter Volksfest und gleichzeitig stattfindenden Spielen des VfB Stuttgart. Aber auch Veranstaltungen in Hamburg oder Berlin sind auf diese Weise vorbereitet worden. Die Erkenntnisse daraus sollen ins Projekt einfließen. Bei der EM 2024 soll es in allen zehn deutschen Ausrichterstädten angewandt werden, um die Spiele und Spielorte bereits vorab sicherer zu machen.

Was der Stuttgarter Ausrichter sagt

„Es handelt sich um einen schrecklichen und tragischen Zwischenfall, der sich im Umfeld eines Länderspiels ereignet hat“, sagt Jörg Klopfer, Sprecher der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft. Das städtische Unternehmen ist für die Ausrichtung der Spiele der EM 2024 in Stuttgart verantwortlich. „Unser Ziel ist es, ein schönes und vor allem sicheres Fußballfest in der Landeshauptstadt zu feiern. Und dazu arbeiten wir mit den Sicherheitsbehörden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zusammen.“ Als eine von zehn deutschen Städten „stimmen wir uns natürlich untereinander und mit der Uefa ab“.