Vielerorts werden im Wald illegale Single-Trails befahren. Eine ausgedehnte Strecke im nördlichen Landkreis soll jetzt eine weitere Alternative bieten. Foto: imago images/Westend61/Robert Niedring

Um eine Alternative zu illegalen Mountainbike-Strecken zu bieten, entwickelt der Landkreis gerade eine zusammenhängende Strecke durch mehrere Kommunen. Für Weissach gibt es einen ersten Entwurf.

Spaziergang im Wald nebenan oder eine Fahrradtour durch die Region: Ausflüge in die heimische Natur haben während der Hochzeiten der Coronapandemie eine regelrechte Renaissance erlebt. Die Natur musste seitdem aber auch einiges aushalten, etwa durch eine gestiegene Zahl an Mountainbike-Fahrern, die in den Wäldern teils illegale Trails befahren. In Weil der Stadt oder Holzgerligen etwa hatten Jugendliche vergangenes Jahr eine Downhill-Strecke mit Rampen gebaut, die sie wieder zurückbauen mussten. „Nicht nur, aber vor allem Corona hat den Druck auf den Wald durch die Mountainbike-Nutzung erhöht“, sagt Alexandra Radlinger, stellvertretende Leiterin des Forstamtes im Landratsamt Böblingen.

Um Mountainbikern ein alternatives – und legales – Angebot zu machen, hat der Landkreis in diesem Jahr deshalb eine Mountainbike-Initiative gestartet. So soll sich künftig eine gemarkungsübergreifende Strecke durch den nördlichen Teil des Landkreises ziehen, die Mountainbiker davon abhalten soll, illegale Strecken anzulegen oder zu befahren. „Nur attraktive Angebote führen zu einer Besucherlenkung“, so Radlinger. Vorbild für die Initiative war ein ähnliches Projekt im Schönbuch, mit dem man sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Mehrere Kommunen beteiligen sich

Bis zu 150 Kilometer Länge plant der Landkreis so für die Strecke, bestehend aus mehreren, einzelnen Routen. Angedacht ist, Waldwege und geschotterte Landwirtschaftswege in der Streckenführung mit bereits existierenden „Single-Trails“, Naturpfaden mit etwa einem Meter Breite, zu verknüpfen. Die Single-Trails sind es auch, die, zumindest in Baden-Württemberg, oft illegal sind: Denn während das Radfahren auf Waldwegen in Deutschland grundsätzlich erlaubt ist, gilt im Ländle die „Zwei-Meter-Regelung“. Laut dieser darf auf Waldwegen nur Fahrrad gefahren werden, wenn diese über zwei Meter breit sind. Single-Trails werden damit ausgeschlossen.

Ausnahmen gelten nur dann, wenn ein Waldbesitzer seine Zustimmung gibt. Umsetzen kann der Landkreis seine Mountainbike-Initiative deshalb nur, weil sich die Kommunen Weissach, Leonberg, Renningen, Rutesheim, Weil der Stadt und Magstadt beteiligen. Dort ist das Thema aktuell in den kommunalen Gremien. Zuvor hatte es bereits mehrere Workshops und Treffen in den Gemeindewäldern gegeben, an denen laut Landratsamt auch betroffene Akteure, etwa die Jagdpächter, und Mountainbiker selbst beteiligt waren.

Inzwischen steht für Weissach eine erste mögliche Route. Sie führt auf knapp drei Kilometern durch die Walddistrikte Bonladen und Eutenburg im Süden des Weissacher Gemeindewalds. 750 Meter dieser Strecke sind bereits bestehende, bisher aber noch illegale Singe-Trail-Abschnitte. In Stein gemeißelt ist die Strecke noch nicht, betont Radlinger. „Es ist ein Zwischenstand.“ Weil die Route auf Weissacher Gemarkung zum Großteil durch ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet führt, soll diesbezüglich noch eine Untersuchung durchgeführt werden. „Schanzen oder Rampen sind ausdrücklich nicht erwünscht“, so Radlinger. Geht es um die Umsetzung, sollen lokale Mountainbiker Patenschaften für die Trails übernehmen und beim Präparieren der Strecke helfen.

Erster Routenentwurf für Weissach steht

Ganz aus der Welt schaffen wird man illegale Trails aber nicht, gesteht Radlinger. „Es ist illusorisch zu glauben, dass wir damit alle Probleme lösen“, sagt sie. „Es gibt immer Leute, die sich nicht an die Regeln halten.“

Mit dem Mountainbike durch den Wald

Strecken
 Im Mountainbike-Sport gibt es eine Vielzahl von Streckentypen, die sich in Schwierigkeit unterscheiden. Single-Trails sind schmale Wege, die oft abseits von bestehenden Waldwegen verlaufen. Auf Shared-Trails sind neben den Mountainbikern auch Wanderer unterwegs. Downhill-Strecken werden in der Regel mit dem Ziel befahren, möglichst schnell zu sein, und beinhalten Rampen, Kurven und andere Hindernisse, während Flow-Trails mit dem Ziel angelegt werden, ein möglichst flüssiges Fahren zu ermöglichen.

Schönbuch
 Bereits seit zwei Jahren gibt es ein ähnliches Projekt im Schönbuch – gut 100 Kilometer Mountainbike-Strecke mit 22 Prozent Trail-Anteil sind ausgewiesen. Die Streckenführung hat es durchaus in sich. Dabei können abwechslungsreiche Landschaften, weite Ausblicke und eher unbekannte Ecken erkundet werden. Die Touren sind über Verbindungsspangenkombinierbar. Es gibt eine südliche und eine nördliche Spange.