Tim Palmer ist mit Motocross aufgewachsen, im April 2022 hatte er einen schlimmen Unfall. Foto: Tim Palmer/privat

Tim Palmer hat erlebt, welches Risiko Motocrossfahrer eingehen: Durch einen Sturz wurde der 16-Jährige querschnittsgelähmt. Seinem Hobby bleibt er trotzdem treu. Und Motocrosser helfen ihm nun, Spenden für eine viel versprechende Therapie zu sammeln.

Tim Palmer ist auf dem Motorrad und der Strecke des MSC Obernheim im Kreis Tuttlingen aufgewachsen. Seit einem schweren Motocross-Unfall im April 2022 ist der 16-Jährige querschnittsgelähmt. Der 1. RMC Reutlingen sammelt bei einem Ride Day am 14. Oktober Spenden für seine Therapie.

Tim, wünschst du dir manchmal, du hättest nie mit Motocross angefangen?

Nein, ich habe mir nie die Schuld für den Unfall gegeben oder dem Sport. Als ich im Krankenhaus war, habe ich mitbekommen, in welchen Situationen man solche Verletzungen erleiden kann. Da ist alles Mögliche dabei. Ein Kind ist bei einem Schulausflug im Winter auf dem Gehweg ausgerutscht, gegen den Bordstein geknallt und hat sich den Nackenwirbel gebrochen. Autounfälle sind oft die Ursache und häufig passiert es auch beim Köpfer in den See, dass man sich den Hals bricht.

Wie hat der Unfall dein Leben verändert?

Viele Sachen sind schwieriger geworden. Mit Freunden ins Kino zu gehen zum Beispiel, das war früher einfach und ist jetzt sehr kompliziert. Allgemein ist das Leben schwieriger geworden.

Wie ist es bei dir passiert?

Es war ein Sprung talabwärts. Niemand hat gesehen, was genau passiert ist. Und ich weiß gar nichts mehr. Bei dem Sturz habe ich mir die Rückenwirbel sechs und sieben gebrochen. Ein Hämatom drückte außerdem auf mein Rückenmark. Ich hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, meine Milz war gerissen, die Halsschlagader angerissen, eine Nierenprellung hatte ich noch und mein rechter Lungenflügel ist komplett kollabiert. Ich schwebte in Lebensgefahr.

Wie geht es dir jetzt?

Es ist alles geheilt bis auf die Querschnittslähmung. Ich habe kein Gefühl mehr in meinen Beinen, kann sie nicht ansteuern.

Bleibt es dabei?

Es wird viel geforscht an der Heilung von Querschnittsverletzungen. Im Zentrum für Rehabilitation in Pforzheim wird eine spezielle Therapie angeboten, manche Patienten haben dadurch wieder das Laufen gelernt. Dort möchte ich hin. Das kommende Jahr will ich mich voll und ganz auf meinen Körper und die Reha konzentrieren. Allerdings bezahlt die Krankenkasse diese Therapie nicht.

Der 1. RMC Reutlingen veranstaltet deshalb den Ride Day, um dafür Geld zu sammeln.

Ja, ich bin sehr dankbar, dass man für mich so etwas auf die Beine stellt. Und ich freue mich, dass ich an dem Tag dabei sein kann. Auch mein Heimatverein, der MSC Obernheim, hat schon Spendenaktionen für mich organisiert.

Kannst du beim Motocross denn noch zuschauen, reizt es dich dann nicht, aufs Motorrad zu steigen?

Ich gehe jeden Samstag zum MSC Obernheim. Dort treffe ich meine ganzen Freunde. Ich bin mit Motocross aufgewachsen, mein Vater ist früher gefahren. Ich habe einen engen Bezug zu Motocross und zu dem Verein. Ich würde schon noch gerne fahren können, das reizt einen natürlich. Aber die Leute dort motivieren mich sehr. Deshalb macht es mir nicht so viel aus, dass ich nur zuschauen kann.

Erst Schulabschluss, dann Therapie

Person
Tim Palmer kommt aus Böttingen, einer Gemeinde zwischen Balingen und Tuttlingen im Kreis Tuttlingen. Er ist 16 Jahre alt und hat jetzt seinen Realschulabschluss gemacht. In seiner Freizeit fährt er Handbike. Der Unfall ereignete sich am 27. April 2022.

Projekt
Der 1. RMC Reutlingen veranstaltet am Samstag, 14. Oktober, einen Ride Day. Die Strecke wird dafür frisch hergerichtet wie für ein Rennwochenende. Die Fahrer werden nach ihrem Können fürs Rundendrehen eingeteilt. Händler und Aussteller sind dabei, Essen und Trinken werden geboten. Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro, anmelden kann sich jeder Motocrosser unter www.1rmc.de.