Julia Nawalnaja, die Witwe des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny. X hat den Account der Witwe gesperrt. Foto: dpa/Uncredited

Der Online-Dienst X (ehemals Twitter) hat das Konto der Witwe des in Haft verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gesperrt. Über die Gründe wurde zunächst nichts bekannt.

Der Account von Julia Nawalnaja, Witwe des in russischer Haft ums Leben gekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, beim sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) ist am Dienstag überraschend für einige Zeit gesperrt worden. Beim Anklicken ihres Profils erschien am Nachmittag zwischenzeitlich die Mitteilung, der Account verstoße gegen die Regeln von X.

Der von Nawalny gegründete Fonds zur Bekämpfung der Korruption (FBK) postete daraufhin ebenfalls bei X einen Aufruf an den Inhaber Elon Musk: „Bitte erklären Sie genau, welche Regeln von @yulia_navalnaya gebrochen wurden.“ Rund eine Dreiviertelstunde später wurde der Account wieder freigegeben.

Julia Nawalnaja hatte sich erst am Montag bei X angemeldet. Am selben Tag beschuldigte sie öffentlich Kremlchef Wladimir Putin hinter dem Tod ihres Mannes zu stehen. Sie kündigte unter anderem an, den Kampf Nawalnys gegen den Machtapparat in Russland fortsetzen zu wollen. Innerhalb eines Tages stieg daraufhin die Zahl ihrer Leser bei X auf 90 000. Daraufhin wurde der Zugang zum Eintrag von Nawalnaja zunächst beschränkt. Leser konnten ihn nur noch mit einem direkten Link erreichen. Später dann wurde das gesamte Profil für etwa eine Stunde gesperrt. Auch nach Aufhebung der Sperrung blieb es daraufhin Medienberichten zufolge weiter nur begrenzt zugänglich.

Nawalny ist am Freitag im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal ums Leben gekommen. Der durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und die wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nawalny war zum Zeitpunkt des Todes 47 Jahre alt. Die Behörden verweigern den Angehörigen trotz auch internationaler Proteste bis heute Zugang zu seiner Leiche. Nawalnys Team, das dem russischen Machtapparat Mord vorwirft, sieht darin einen Vertuschungsversuch.