Die US-amerikanische Sängerin und Tänzerin Tinashe ist Teil der aktuellen Marketingkampagne für die Marke Hugo. Foto: Hugo Boss

Schon wieder legt Hugo Boss Rekordzahlen vor, obwohl die Modebranche unter Druck ist. Was steckt hinter dem Erfolg?

Im Mai hatte Hugo Boss seine Prognose für dieses Jahr angehoben, jetzt sieht sich der Metzinger Modekonzern nochmals besser auf Kurs. 2023 werde ein Rekordjahr, sagte der Vorstandsvorsitzende Daniel Grieder. Der Umsatz soll um bis zu 15 Prozent auf bis zu 4,2 Milliarden Euro wachsen, der operative Gewinn um bis zu 25 Prozent.

Grieder hatte vor zwei Jahren den Chefsessel übernommen und seitdem im Konzern eine rasante Runderneuerung umgesetzt. Dazu zählte vor allem eine Schärfung der Marken Hugo und Boss. Vor allem die Markenfamilie Hugo wurde verjüngt und richtet sich im Kern an 16- bis 25-Jährige. Begleitet wurde die Neuausrichtung durch die größte, globale Marketingoffensive in der Unternehmensgeschichte, die vor allem auf Social Media und Influencer setzte.

„Wir sind wieder eine coole Marke“, sagte Finanzvorstand Yves Müller bei der Vorstellung der Zahlen zum zweiten Quartal dieses Jahres. „Wir ziehen vor allem in Amerika, aber auch in Europa viele junge Kunden an. Unsere Werbekampagnen treffen den Geschmack der Menschen.“

Tatsächlich sind die Marken Hugo und Boss im zweiten Quartal dieses Jahres im Vorjahresvergleich in allen Verkaufsregionen und allen Vertriebskanälen zweistellig gewachsen. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 20 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro. Das Digitalgeschäft legte währungsbereinigt um 30 Prozent zu und macht schon fast jeden fünften Euro des Umsatzes aus. Hier zahlt sich offenbar auch der neu eröffnete Digitalcampus in Portugal aus.

Das Geschäft mit der formellen Mode macht nur noch jeden vierten Euro aus

Einst stand Hugo Boss vor allem für Hemden und Anzüge. Inzwischen macht die Geschäftsmode, die man selbst als „Formal Wear“ bezeichnet, noch rund 25 Prozent der Erlöse aus. Trotz des Homeoffice-Trends ist der Anteil konstant. Die Kleidung ist oft leger, bequemer zu tragen und weniger pflegeintensiv. Ein Trend, den auch andere Modehersteller verfolgen.

Auch die Frauenmode spielt eine immer größere Rolle, hier hat man das Sortiment radikal umgestaltet und erweitert, das Wachstum ist in diesem Bereich am größten. Allerdings liegt der Anteil der Frauenmode noch immer unter zehn Prozent.

Hugo Boss hat derzeit weltweit 476 Einzelhandelsgeschäfte, dazu kommen 1353 Verkaufspunkte im Einzelhandel. Ende des vergangenen Jahres zählte der Konzern weltweit 20 000 Beschäftigte, davon gut 4000 in Deutschland.