In Leonberg wird seit Jahren über die Rückkehr des Marktes in die Altstadt diskutiert. Doch viele Beschicker und Kunden sind daran nicht interessiert.
Gehört der Markt auf den Marktplatz oder auf einen Parkplatz? Diese jetzt in Weil der Stadt geführte Debatte gibt es in Leonberg schon seit Jahren. Dort findet der stark frequentierte Samstagsmarkt auf einem Parkplatz in der Steinstraße statt. Damit das nicht ganz so auffällt, wird die Betonfläche oft Festplatz genannt, was an ihrem lieblosen Charakter nichts ändert.
Aber genau das ist es, was vielen Marktbeschickern und Kunden gefällt: die zahlreich vorhandenen Parkflächen, die es rund um den Platz gibt. Das macht den Einkauf für die mobilisierte Kundschaft sehr bequem.
Das Flair bleibt auf der Strecke
Doch was auf der Strecke bleibt, ist das Flair. Markt ist nicht nur Kaufen. Markt ist Erleben, ein Gefühl für die regionalen Produkte bekommen, ein Ort der Entspannung und Kommunikation. In anderen Städten mit historischem Kern wäre es undenkbar, das Markttreiben auf einen Parkplatz zu verlegen. Hier sind die Märkte ein Aushängeschild, eine Attraktion, die das erfüllen, wonach jetzt der Einzelhandel in Weil der Stadt ruft: Märkte beleben die Zentren.
Davon profitieren alle: der Handel, die Gastronomie und schließlich die Marktbeschicker selbst. Entspannte Kunden, die zwischendurch eine Vesper genommen oder einen Kaffee getrunken haben, drehen gerne an den Ständen noch eine zweite Runde.
In Leonberg wurden zuletzt Bestrebungen, den Samstagsmarkt in die Altstadt zurückzuführen, mit dem Argument abgewürgt, der Marktplatz sei zu klein. Dabei gibt es durchaus Pläne, die kleineren Gassen zumindest teilweise noch mit einzubeziehen. In vergleichbaren Städten, etwa in Neustadt an der Weinstraße, ist ein flächenmäßig überschaubarer Platz kein Problem. Hier brummt das Marktleben, die Cafés und Restaurants sind voll. Dass Parkmöglichkeiten ein gutes Stück entfernt sind, stört im pfälzischen Mittelzentrum kaum jemanden.
Parkhaus ist besser als sein Ruf
In Leonberg schon. Dabei ist das Parkhaus unmittelbar unter der Altstadt. Näher geht es nicht. Die Stellflächen sind großzügig und hell beleuchtet, die Preise unschlagbar günstig. Kein Vergleich zu den Parkhäusern in Stuttgart und anderswo. Trotzdem will das „Parkkavernen“-Negativimage längst vergangener Zeiten nicht weichen.
Im Moment spricht niemand über eine Verlegung des Samstagsmarktes. Dabei wäre neues Denken, jetzt da die Städte, Handel und Gastronomie nach Corona langsam auf die Beine kommen, dringend erforderlich.