Foto: Mario Grau/privat

Damit er seine Arbeiten auch überregional präsentieren kann, hat Mario Grau aus Gernsbach ein Atelier in Ehningen eröffnet.

EHNINGEN -

Auf seinen Leinwänden prangen Totenköpfe, Frauen, Autos und Gitarren: Der Gernsbacher Künstler Mario Grau spielt ähnlich wie die Pop Art oder der Nouveau Réalisme mit Alltagsmotiven und -gegenständen. Seine Bilder erobern mit Recycling-Materialien wie Assemblagen die dritte Dimension. Der erstaunliche Künstler, dessen Arbeiten weit über seine badische Heimat hinaus Aufmerksamkeit ernten, hat nun ein Atelier in Ehningen als Zweitwohnsitz bezogen.

Gemalt hat Mario Grau eigentlich schon immer. Die Kunst war sein Ventil: Seine Mutter starb, als er noch nicht einmal zwei war. Teils bei seinem gewalttätigen Vater, teils bei seiner Großmutter aufgewachsen, begann er erst mit sieben Jahren zu sprechen. Davor hatte er sich mit dem Pinsel ausgedrückt. In seiner Jugend nahm er immer wieder an Malwettbewerben teil, aber es sollte noch bis zu seinem 25. Lebensjahr dauern, bis ihn eine Arte-Mitarbeiterin entdeckte und ihm empfahl, auszustellen.

Beruf in der Autoindustrie gibt finanzielle Sicherheit

Nach dem Hauptschulabschluss hatte er eigentlich eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker absolviert und dann noch den Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer angeschlossen. Seine Arbeit in einer Papierfabrik führte ihn schließlich zu einer Spezialisierung in der Papiertechnologie und einer dritten Ausbildung. Noch heute steht er mit einem Bein fest im „normalen“ Berufsleben: Er arbeitet in der Autoindustrie im Feld Papiertechnik: „Das habe ich als Sicherheit“, sagt Grau.

Gleichzeitig habe er noch nie so viel Kunst geschaffen wie in diesem Jahr. Die Kurzarbeit wegen der Corona-Pandemie gab ihm Gelegenheit, seine künstlerische Karriere auszubauen: „Für mich als Künstler war es ein Sprung nach vorn“, meint er. Deshalb nun auch das zweite Standbein in Ehningen: „Ich möchte meine Kunst überregional zeigen“, sagt er. Nicht lang ist es her, da hat er den „High Performance Award“ (kurz: Hipe-Award) in der Kategorie „Kunst“ gewonnen. Der Preis gilt als Deutschlands wichtigster Performance-Auszeichnung der Dienstleistungsbranche.

Experimentieren mit Alltagsdingen

Seine Acryl- oder Filzstiftbilder mit klaren Konturen und expressiv vereinfachten Formen oder schlierenartigen Linien zeigen Frauen, Tiere wie Katzen, Hirsche und Elche oder Gegenstände, etwa Autos und Gitarren. Zum Teil sind reale Objekte eingefügt. Ähnlich wie die Künstler des Nouveau Réalisme oder der Pop Art experimentiert er mit Alltagsdingen, seien es Wattestäbchen, Colaflaschen, Jogurtbecher, Tetrapacks als Bildgründe oder sogar Halbbüsten aus dem 3D-Drucker. Gießkannen, Plastikblumen und in einem Bild ein Totenkopf aus Styropor mit einem Skelettkörper aus Kaminholz ragen in den Raum.

In seinen Bildern spricht er auch gesellschaftliche und soziale Themen an, die ihm am Herzen liegen. So hat ihn zum Bildnis einer weinenden Dragqueen das Schicksal eines Freundes angeregt, der sich seinen Eltern nicht offenbart hat. Es fordert dazu auf, „sich nicht zu verstellen und sich frei zu fühlen“, so Mario Grau. Die Arbeit „Gefallener Engel“ hat er zu Ehren der an Covid-19 gestorbenen Menschen geschaffen und kritisiert mit ihr Corona-Leugner: „Ich wollte Leuten die Augen öffnen, die keine Rücksicht nehmen“, sagt er.

An Ideen mangelt es ihm nicht: „Meist entstehen aus einer zehn neue Ideen“, schildert er seinen kreativen Prozess. Seine Musen sind zum Beispiel Niki de Saint Phalle und ihr Mann Jean Tinguely, zwei Hauptvertreter des Nouveau Réalisme. Mit Niki des Saint Phalle teilt er die schwere Kindheit: Sie wurde in jungen Jahren vergewaltigt.

Brief an die verstorbene Mutter

Man kann Graus Arbeiten auch in Publikationen wie den Heimatbüchern Rastatt von 2019, -20 und demnächst -21 begegnen. Im Automagazin VW Classic ist er ebenfalls vertreten – und erzählt seine Lebensgeschichte. So auch in einem SWR-Film, der sich um die ungewöhnliche Aktion einer Frauenzeitschrift dreht: Seine sterbenskranke Mutter hatte sich in einem Artikel gefragt, was wohl aus ihm und seiner Schwester werden würde. Drei Jahrzehnte später antwortete Mario Grau ihr in einem Brief: Er sei ein bekannter Künstler geworden und könne so seinen Schmerz verarbeiten, beruhigt er sie.

Begonnen hat Grau mit Kleinformaten, in denen er Zahnstocher verarbeitet. Allmählich wurden die Bilder immer größer. Doch es ist ihm wichtig, dass seine Kunst erschwinglich bleibt, deshalb schafft er parallel Kleinstformate für 30 bis 35 Euro. „Ich wollte auch Bilder für Leute machen, die wenig Geld haben“, sagt er. Außerdem veranstaltet er ab und an Gewinnspiele, bei denen man Exemplare seiner Arbeiten gewinnen kann.

Die Corona-Krise hat auch für Mario Grau einige Pläne über den Haufen geworfen. Eine Ausstellung in Winnenden wurde verschoben, ebenso eine Ausstellung in Cephalo, Sizilien, seiner Ursprungsheimat.

Aber das will er alles nachholen.

Auf seinen Leinwänden prangen Totenköpfe, Frauen, Autos und Gitarren: Der Gernsbacher Künstler Mario Grau spielt ähnlich wie die Pop Art oder der Nouveau Réalisme mit Alltagsmotiven und -gegenständen. Seine Bilder erobern mit Recycling-Materialien wie Assemblagen die dritte Dimension. Der erstaunliche Künstler, dessen Arbeiten weit über seine badische Heimat hinaus Aufmerksamkeit ernten, hat nun ein Atelier in Ehningen als Zweitwohnsitz bezogen.

Gemalt hat Mario Grau eigentlich schon immer. Die Kunst war sein Ventil: Seine Mutter starb, als er noch nicht einmal zwei war. Teils bei seinem gewalttätigen Vater, teils bei seiner Großmutter aufgewachsen, begann er erst mit sieben Jahren zu sprechen. Davor hatte er sich mit dem Pinsel ausgedrückt. In seiner Jugend nahm er immer wieder an Malwettbewerben teil, aber es sollte noch bis zu seinem 25. Lebensjahr dauern, bis ihn eine Arte-Mitarbeiterin entdeckte und ihm empfahl, auszustellen.

Beruf in der Autoindustrie gibt finanzielle Sicherheit

Nach dem Hauptschulabschluss hatte er eigentlich eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker absolviert und dann noch den Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer angeschlossen. Seine Arbeit in einer Papierfabrik führte ihn schließlich zu einer Spezialisierung in der Papiertechnologie und einer dritten Ausbildung. Noch heute steht er mit einem Bein fest im „normalen“ Berufsleben: Er arbeitet in der Autoindustrie im Feld Papiertechnik: „Das habe ich als Sicherheit“, sagt Grau.

Gleichzeitig habe er noch nie so viel Kunst geschaffen wie in diesem Jahr. Die Kurzarbeit wegen der Corona-Pandemie gab ihm Gelegenheit, seine künstlerische Karriere auszubauen: „Für mich als Künstler war es ein Sprung nach vorn“, meint er. Deshalb nun auch das zweite Standbein in Ehningen: „Ich möchte meine Kunst überregional zeigen“, sagt er. Nicht lang ist es her, da hat er den „High Performance Award“ (kurz: Hipe-Award) in der Kategorie „Kunst“ gewonnen. Der Preis gilt als Deutschlands wichtigster Performance-Auszeichnung der Dienstleistungsbranche.

Experimentieren mit Alltagsdingen

Seine Acryl- oder Filzstiftbilder mit klaren Konturen und expressiv vereinfachten Formen oder schlierenartigen Linien zeigen Frauen, Tiere wie Katzen, Hirsche und Elche oder Gegenstände, etwa Autos und Gitarren. Zum Teil sind reale Objekte eingefügt. Ähnlich wie die Künstler des Nouveau Réalisme oder der Pop Art experimentiert er mit Alltagsdingen, seien es Wattestäbchen, Colaflaschen, Jogurtbecher, Tetrapacks als Bildgründe oder sogar Halbbüsten aus dem 3D-Drucker. Gießkannen, Plastikblumen und in einem Bild ein Totenkopf aus Styropor mit einem Skelettkörper aus Kaminholz ragen in den Raum.

In seinen Bildern spricht er auch gesellschaftliche und soziale Themen an, die ihm am Herzen liegen. So hat ihn zum Bildnis einer weinenden Dragqueen das Schicksal eines Freundes angeregt, der sich seinen Eltern nicht offenbart hat. Es fordert dazu auf, „sich nicht zu verstellen und sich frei zu fühlen“, so Mario Grau. Die Arbeit „Gefallener Engel“ hat er zu Ehren der an Covid-19 gestorbenen Menschen geschaffen und kritisiert mit ihr Corona-Leugner: „Ich wollte Leuten die Augen öffnen, die keine Rücksicht nehmen“, sagt er.

An Ideen mangelt es ihm nicht: „Meist entstehen aus einer zehn neue Ideen“, schildert er seinen kreativen Prozess. Seine Musen sind zum Beispiel Niki de Saint Phalle und ihr Mann Jean Tinguely, zwei Hauptvertreter des Nouveau Réalisme. Mit Niki des Saint Phalle teilt er die schwere Kindheit: Sie wurde in jungen Jahren vergewaltigt.

Brief an die verstorbene Mutter

Man kann Graus Arbeiten auch in Publikationen wie den Heimatbüchern Rastatt von 2019, -20 und demnächst -21 begegnen. Im Automagazin VW Classic ist er ebenfalls vertreten – und erzählt seine Lebensgeschichte. So auch in einem SWR-Film, der sich um die ungewöhnliche Aktion einer Frauenzeitschrift dreht: Seine sterbenskranke Mutter hatte sich in einem Artikel gefragt, was wohl aus ihm und seiner Schwester werden würde. Drei Jahrzehnte später antwortete Mario Grau ihr in einem Brief: Er sei ein bekannter Künstler geworden und könne so seinen Schmerz verarbeiten, beruhigt er sie.

Begonnen hat Grau mit Kleinformaten, in denen er Zahnstocher verarbeitet. Allmählich wurden die Bilder immer größer. Doch es ist ihm wichtig, dass seine Kunst erschwinglich bleibt, deshalb schafft er parallel Kleinstformate für 30 bis 35 Euro. „Ich wollte auch Bilder für Leute machen, die wenig Geld haben“, sagt er. Außerdem veranstaltet er ab und an Gewinnspiele, bei denen man Exemplare seiner Arbeiten gewinnen kann.

Die Corona-Krise hat auch für Mario Grau einige Pläne über den Haufen geworfen. Eine Ausstellung in Winnenden wurde verschoben, ebenso eine Ausstellung in Cephalo, Sizilien, seiner Ursprungsheimat.

Aber das will er alles nachholen.