Zum eigenen 90. Geburtstag hat Lothar Jahns mit seiner Spende an die Sozialstation Sindelfingen anderen eine Freude gemacht. Foto: Sozialstation Sindelfingen

Anlässlich seines 90. Geburtstags spendet Lothar Jahns 10 200 Euroan die Ökumenische Sozialstation Sindelfingen.

„Was ich mir wünsche? Dass ich jeden Tag aufstehen und mein Essen selbst kochen kann!“ So bringt der Sindelfinger Rentner Lothar Jahns an seinem 90. Geburtstag sein Hauptanliegen auf den Punkt. Mitgebracht hat er einen Scheck über 10 200 Euro – aus Dankbarkeit für die Unterstützung, die ihm durch die Mitarbeitenden der Sozialstation Sindelfingen zuteil wird. Bei einem Sektempfang blickte der Senior, der seit 1950 in Sindelfingen lebt, auf sein Leben zurück.

Zunächst gratulierte Renata Spieler, Geschäftsführerin der Sozialstation, dem aus Bad Dürrenberg in Thüringen stammenden Jahns zum Ehrentag. „Ich war eigentlich überrascht, denn am 90. Geburtstag lässt man sich ja beschenken. Ihr Wunsch war es aber, unsere Mitarbeiter mit einem Essen zu beschenken.“ Dafür erhalte jeder Mitarbeiter 30 Euro, was große Freude ausgelöst habe.

Ein bewegtes Leben

Und es war nicht seine erste Spende: Vor rund einem Jahr steuerte Jahns bereits 50 000 Euro für die Familienpflege bei. Das seien die letzten 50 000 Euro zu einer Million gewesen, die der gut situierte Rentner „mit vererbtem Helfersyndrom“ im Laufe seines Lebens ganz unterschiedlichen Organisationen gespendet habe, so Renata Spieler. Das ganze Leitungsteam der Sozialstation, die Hausmitbewohner und Eigentümer Necla und Orhan Öztürk sowie Daniela Gjungjek, die als Vertreterin der Stadt Sindelfingen im Namen von Oberbürgermeister Bernd Vöhringer und Ministerpräsident Kretschmann gratulierte, hörten eine Lebensgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen: Lothar Jahns erzählte von seiner Kindheit, wie er erlebte, dass die Mutter in Notzeiten Waschkessel voll Essen gekocht habe, vom wohlmeinenden Vater und einem liebevollem Elternhaus, das ihn als hilfsbereiten Menschen geprägt habe. Der Jubilar erinnerte sich auch gern an schöne Reisen, an Feiern und Feste und seinen geschätzten Kollegenkreis bei Daimler. „Ja, er tanzt immer noch gerne“, lächeln Necla und Orhan Öztürk. Das Ehepaar hat das Dreifamilienhaus gekauft, in dessen Erdgeschoss der Senior heute noch lebt. Darüber wohnt Familie Öztürk, die ihm zur Seite steht wie eine eigene Familie und den Garten versorgt.

Aber auch bittere Erfahrungen kamen zur Sprache. Dass Lothar Jahns vermögend war, habe viele Begehrlichkeiten geweckt. Gute Freundschaften seien dadurch zu Bruch gegangen. „Ich fühlte mich ausgenutzt und überrumpelt“. Vor allem aber hätten Zerwürfnisse mit Schwiegersohn und Töchtern Narben hinterlassen, das alles sei sein „größter Schmerz“. Seine erste Ehefrau verstarb 1980, und auch seine spätere Partnerin, Hermine, fehle ihm sehr. Sie sei es gewesen, die ihn bei seinen Wohltätigkeitsprojekten immer unterstützt habe.

Die Devise: „Immer auf dem Teppich bleiben“

Als das Sektfrühstück sich dem Ende zuneigte, blickte Jahns in die Runde der Geburtstagsgesellschaft in der Sozialstation. „Also, das heute war mit das Schönste, was ich in meinem Leben erlebt habe, und ich bleibe euch auch immer treu.“ Sein Vermögen werde nach seinem Tod seiner Stiftung zufließen und damit unter anderem die Sozialstation weiter unterstützen, sagte er abschließend. Seine Devise bis heute: „Immer auf dem Teppich bleiben. Nicht meinen, man sei etwas Besseres. Und dabei mag ich immer noch gern unter Leuten sein.“ red