Feierlich eröffnet: Das aufgestockte Gebäude in der Seestraße. Foto: Jürgen Bach

Das Gebäude in der Seestraße wurde in nur vier Monaten Bauzeit um ein Stockwerk erweitert.

In einer Rekordzeit von nur vier Monaten hat das Hospiz in der Leonberger Seestraße ein neues Stockwerk aufgesetzt und einen Wintergarten angebaut bekommen. Im Januar sind die Gäste des Hauses vorübergehend ins Leonberger Krankenhaus umgezogen, Ende Mai konnte der stationäre Betrieb in dem erweiterten und renovierten Gebäude wieder aufgenommen werden.

2,5 Millionen Euro für die Aufstockung

„Das Zeitfenster für den Bau war eng“, sagte der Vorsitzende des Hospizvereins, Dieter Burr, am Samstag beim Festakt zur Einweihung. Vor einem Jahr seien die Rahmenbedingungen für das Projekt schwierig gewesen, doch „wir sind beim Bauen zusammengewachsen“, lobt er die Beteiligten, allen voran den Architekten Johannes Frey und sein Team von Archeplan, sowie die Vertreter der verschiedenen Gewerke und deren Mitarbeiter. Mit der Erweiterung des Gebäudes gibt es nun eigene Räume für die Trauerbegleitung, für die ambulante Hospizarbeit für Erwachsene sowie für das ambulante Kinder- und Jugendhospiz, das seither im Gemeindehaus der evangelisch-methodistischen Kirche in Rutesheim zu Gast war. Deren Pastor Gottfried Liese sprach den Segen für das neugestaltete Gebäude mit den Worten: „Gottes Geist helfe uns, die Botschaft von der Würde des Lebens bis zum Schluss zu tragen.“

2,5 Millionen Euro hat die Aufstockung gekostet, rechnete Dieter Burr vor. Gleichzeitig wurde das Gebäude energetisch optimiert und eine Photovoltaik-Anlage montiert. Ohne die Stiftung Leonberger Hospiz wäre die Erweiterung nicht möglich gewesen, betonte er. Neben der Stadt Leonberg und dem Landkreis unterstützen auch die umliegenden Städte Renningen, Rutesheim, Gerlingen und Ditzingen den Hospizverein mit großzügigen Beiträgen, so Burr. Deren Repräsentanten waren ebenso unter den Festgästen wie der Baubürgermeister Klaus Brenner, Alt-OB Bernhard Schuler sowie die Initiatorin des Leonberger Hospizes, Margarete Helmes.

Ein Projekt über die Kreisgrenzen hinaus

Auf Drängen von Margarete Helmes, so erzählte Landrat Roland Bernhard, habe er 2008 direkt nach seiner Wahl das Hospiz, damals noch im Samariterstift, als erste Einrichtung in Leonberg besucht. Drei Monate später sei es dann um einen Zuschuss für ein Grundstück gegangen, auf dem später ein Neubau errichtet wurde. Mit Blick auf den aktuellen Umbau sei er „als schwäbischer Landrat immer froh, wenn es ohne öffentliche Zuschüsse geht.“ Der Leonberger Erwin Staudt, der dem Bauprojekt als „Pate“ zur Seite stand, lobte Baubürgermeister Brenner und sein Team. „Die haben einen super Job gemacht.“, so der VfB-Ehrenpräsident. Er fände es gut, dass das Hospiz keine reine Leonberger Veranstaltung, sondern ein über die Kreisgrenzen hinausgehendes, gemeinsames Projekt sei.

Maßgeblich an der Finanzierung der Erweiterung war die Stiftung Leonberger Hospiz beteiligt, die 2001 auf Initiative von Margarete Helmes und anderen mit Unterstützung der Stadt Leonberg und des Landkreises Böblingen gegründet wurde. „Seither konnten wir dem Hospiz rund zwei Millionen Euro zur Verfügung stellte“, bilanzierte der Stiftungsvorsitzende Kai Scholl. Mit den zusätzlichen Räumen, die durch den Umbau geschaffen wurden, sei ein Meilenstein erreicht, der in der Zukunftswerkstatt des Hospizvereins als Ziel ausgerufen worden sei, so Scholl. Neben dem stationären Hospiz gibt jetzt in dem Gebäude auch Platz für den ambulanten Hospizdienst, für den Kinder- und Jugendhospizdienst sowie für die Trauerbegleitung. Zugleich ist es ein Ort für die vielen Ehrenamtlichen, die sich im großen Veranstaltungsraum etwa zu Fortbildungen treffen können.

Die ganze Familie wird begleitet

Eine eindrückliche Vorstellung von der Hospizarbeit vermittelten Daniela John, die Leiterin des ambulanten Hospizdiensts, Monika Friedrich vom ambulanten Hospizdienst für Kinder und Jugendliche und Ute Kompatscher, die den stationären Hospizdienst leitet. Sie schilderten an einem Beispiel die Situation einer schwer erkrankten Mutter minderjähriger Kinder bis zum Tod der Frau im Hospiz. „Wir begleiten stets das ganze Familiensystem“, erklärte Daniela John. Jedes Kind bekomme einen eigenen Begleiter. „Wichtig ist es, Vertrauen aufzubauen. Die Kinder dürfen alle Fragen stellen, die sie bewegen, etwa ob sie lachen dürfen, wenn die Mama so schwer krank ist“, so John. „Jeder möchte zu Hause sterben“, sage Ute Kompatscher, aber nicht immer sei das möglich. In solchen Fällen empfehle man, sich bei entsprechenden Diagnosen auf die Warteliste des stationären Hospizes setzen zu lassen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen begleiten Kinder und Erwachsene auch in ihrer Trauer, beispielsweise auch durch spezielle Trauergruppen.