Das Projekt Stadtideen sorgt für Hoffnungsschimmer – hier am Pfarrgarten. Foto: Gottfried Stoppel

Das Projekt Stadtideen hat glitzernde Lichtblicke in der Waiblinger Innenstadt platziert, die auf aufmerksame Passanten warten. Als Inspiration diente eine japanische Technik.

Angesichts von Krieg, Aufrüstung und Klimawandel machen sich in diesen Tagen schon mal trübe Gedanken breit. Da braucht es dringend Hoffnungsschimmer im Alltag. Das dachte sich auch die Waiblingerin Andrea Ertz und hat nun mithilfe ihres interaktiven Kunstprojekts Stadtideen, das den Waiblingern schon so manchen Hingucker beschert hat, ganz einfach selbst für einige Lichtblicke in der Waiblinger Altstadt gesorgt.

In Mauerritzen blitzt und schimmert es

Während Passanten bei Aktionen in früheren Jahren beispielsweise von einem geschmückten „Bienenbaum“ Döschen mit Blumensamen pflücken durften oder in einem temporären Fundbüro für Nicht-Dinge Geschichten über Verluste und Funde abliefern konnten, können aufmerksame Spaziergänger nun in der Waiblinger Innenstadt gleich mehrere Stellen entdecken, wo es in verwitterten Mauerritzen hier und da golden blitzt und schimmert. Dabei hat sich die Waiblingerin von der traditionellen japanischen Reparaturtechnik Kintsugi inspirieren lassen. Zerbrochene Keramikgegenstände werden dort nicht weggeworfen oder, wie hierzulande üblich, so geflickt, dass vom Bruch möglichst wenig sichtbar bleibt, sondern genau das Gegenteil: Die Bruchstellen werden im Zuge der Reparatur mit Edelmetallen wie Gold, Silber oder Platin hervorgehoben und ziehen sich später als deutlich sichtbare Bänder durch die Keramikgegenstände, die dadurch ein ganz spezielles und besonders edles Aussehen bekommen.

Weil das Hantieren mit Lack an historischem Gemäuer Ärger verursachen könnte, hat sich Andrea Ertz eine Alternative einfallen lassen: Für den Hoffnungsschimmer verwendete sie Teile einer aus goldfarbener Folie gefertigten Rettungsdecke, wie man sie in Erste-Hilfe-Kästen findet. „Die Mauerritzen haben so einen Schimmer bekommen“, sagt Andrea Ertz – wohl wissend, dass sich an der Weltlage dadurch nichts ändern wird. Aber trotzdem sei es vielleicht ein tröstlicher Gedanke, dass man sich innerlich mit anderen Menschen verbinden könne.

Manchmal wird ein Hoffnungsschimmer weggeräumt

Weil sich die Hoffnungsschimmer im öffentlichen Raum befinden, werden sie gerne einfach weggeräumt und sind dann spurlos verschwunden. Zuletzt konnte man sie aber beim Pfarrgarten an der Nikolauskirche, beim Bädertörle, unweit des Ladens Mariposa in der Pfarrgasse und beim Steg, der von der Kunstschule zum Parkplatz Wasen führt, entdecken. An zwei dieser Stellen kann man kleine Bücher finden, in denen jeder seinen persönlichen Hoffnungsschimmer notieren darf. Zudem sind an zwei Orten in der Stadt persönliche Hoffnungsschimmer zum Mitnehmen deponiert.

Mehr zum Projekt unter der Adresse: www.instagram.com/stadtideen