Hinter den Zahlen: ICD-Codes sind einheitliche Bezeichnungen für Diagnosen in der Medizin. Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose

F32.0, G43.1, K58.2: Sind Ihnen auf Dokumenten, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ausgestellt hat, auch schon Codes in dieser Art aufgefallen? Wir verraten, was dahintersteckt. Und: Was sind ICD und DSM?

Sie sind mit Ihren starken, einseitigen Kopfschmerz-Attacken bei der Hausärztin, die Ihnen eine Überweisung zu einem Spezialisten in die Hand drückt. Gut möglich, dass auf diesem Dokument eine Zahlen-Buchstaben-Kombination auftaucht. Die kann einem auch in Arztbriefen begegnen oder auf dem Ausdruck der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, der für Ihre Unterlagen gedacht ist. Wir verraten, was dahintersteckt:

Was sind ICD-Codes?

Hinter dem ICD steht eine internationale Klassifikation der Krankheiten. Foto: dpa/Zacharie Scheurer

Hinter dem ICD steht eine internationale Klassifikation der Krankheiten, ein weltweit anerkanntes System, mit dem Ärzte (Verdachts-)Diagnosen einheitlich benennen können. Sie sind nach Angaben der Stiftung Gesundheitswissen unter anderem wichtig, damit andere Behandler mit einem Blick wissen, um welche Erkrankung es geht.

So ist für sie beim Code G43 klar: Es handelt sich um Migräne. Kündigen sich die Kopfschmerz-Attacken etwa durch Sehstörungen oder Taubheitsgefühle in Fingern und Gesicht an, lässt sich auch diese Information im Code abbilden: Er lautet dann G43.1. - Migräne mit Aura.

Der Code F32.0 beschreibt übrigens eine leichte depressive Episode, K58.2 steht für ein Reizdarmsyndrom, das für Verstopfungen sorgt.

Welche Zusatzinformationen sind in den Codes noch enthalten?

Der Stiftung Gesundheitswissen zufolge bekommen ICD-Codes oft auch einen Zusatz:

  • Ein G steht für eine gesicherte Diagnose, ein V für einen Verdacht und ein A für eine Diagnose, die bereits ausgeschlossen werden konnte.
  • Manchmal gibt es auch den Zusatz L, R oder B: Er gibt Aufschluss darüber, ob die linke oder die rechte Körperseite betroffen ist oder beide.

Hat jede Krankheit einen eigenen Code?

Doch wo findet man heraus, welche Diagnose sich hinter einem Code verbirgt? Das Portal gesund.bund.de des Bundesgesundheitsministeriums bietet eine ICD-Code-Suche an. Auch viele Krankenkassen haben auf ihren Webseiten eine entsprechende Suche.

Doch nicht jede Krankheit hat einen eigenen ICD-Code. Bei sogenannten Seltenen Erkrankungen müssen sich Ärztinnen und Ärzte anders behelfen. Der ICD bildet sie nicht ab. Für diese Erkrankungen gibt es andere Code-Systeme. Das Problem: Sie sind der Stiftung Gesundheitswissen zufolge vielen Ärzten nicht bekannt.

Sind die ICD-Codes datengeschützt?

eAU statt gelber Schein: Gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer müssen ab dem kommenden Jahr keinen gelben Schein mehr bei ihrem Arbeitgeber abgeben. Foto: Imago/MiS

Ja. Diese Diagnosecodes sind privat und gehen – mal abgesehen von den beteiligten Medizinern – niemand anders etwas an. Wer etwa noch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung auf Papier erhält, reicht beim Arbeitgeber im Krankheitsfall nur den Teil ein, auf dem die Codes nicht aufgeführt sind. Das ist in der Regel die zweite, etwas kürzere, Seite. Bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) werden die ICD-Codes dem Arbeitgeber ohnehin nicht mitgeteilt.

Wofür stehen die Kürzel ICD-10-GM und DSM-5?

Es gibt zwei große Handbücher (englisch auch Manual genannt): ICD und DSM, die für die Klassifikation und Beschreibung von Krankheiten weltweit maßgeblich sind:

ICD-10: International Statistical Classification of Diseases and Related Health . Foto: Imago/Yay Images
  • ICD-10-GM: ICD (englisch für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme – das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO/World Health Organisation) herausgegeben. Seit dem 1. Januar 2024 ist die ICD-10-GM in der Version 2024 der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten sowie die 10. Revision, German Modification (ICD-10-GM) anzuwenden.
in US-Psychiatern blättert im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM-5. Foto: Imago/ZumaWire
  • DSM-5: DSM (englisch für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist der Diagnostische und statistische Leitfaden psychischer Störungen, das zweite große Klassifikationssystem in der Medizin. Seit 1952 wird es von der American Psychiatric Association (APA/Amerikanische Psychiatrische Gesellschaft) in den USA herausgegeben, seit 1996 erscheint es auf Deutsch. Das DSM-5 spielt die zentrale Rolle bei der Definition und Diagnostik von psychischen Erkrankungen. Heute ist das DSM international in der Forschung und in vielen Kliniken und Instituten gebräuchlich. Die aktuell gültige fünfte Auflage (DSM-5) wurde 2013 veröffentlicht und 2014 ins Deutsche übersetzt. Auch in den USA ist jedoch die ICD das offizielle psychiatrische Klassifikationssystem, welches für die Abrechnung mit den Krankenversicherungen benutzt wird(mit dpa-Agenturmaterial).