Es gibt wohl wieder mehr Beleidigungen und Mobbing aufgrund des kulturellen Hintergrundes. Foto: IMAGO/imagebroker//Oleksandr Latkun

An deutschen Schulen nimmt nach Angaben des Deutschen Lehrerverbands der offen geäußerte Antisemitismus zu. Das gelte besonders für solche Schulen, an denen viele Schüler mit Wurzeln im arabischen Raum unterrichtet werden.

„Die Lage wird regional immer angespannter“, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Freitag. „Das gilt besonders für solche Schulen, an denen viele Schüler mit Wurzeln im arabischen Raum unterrichtet werden.“ Häufig herrsche hier ein gefestigtes antisemitisches Weltbild, das die Kinder und Jugendlichen zu Hause oder in den Schulen ihrer Heimatländer vermittelt bekommen hätten. 

Ein großes Problem seien soziale Netzwerke

Ein großes Problem seien zudem soziale Netzwerke. „Dort wird Antisemitismus vielfach offen aus- und vorgelebt“, sagte Düll. „Die Kinder bewegen sich schnell in einem antisemitischen und israelfeindlichen Mikrokosmos. Da haben es Lehrkräfte schwer vorzudringen.“

Rassistische Überzeugungen sind noch immer ein Problem

Antisemitismus sei aber nicht nur dort ein Problem, wo der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund oder muslimischen Glaubens hoch sei. „Wir beobachten auch: Wo rechte Parteien wie die AfD bei Wahlen gut abschneiden, ist auch der Anteil an Schülern mit antisemitischen oder rassistischen Überzeugungen höher“, sagte der Chef des Lehrerverbands. Die Kinder und Jugendlichen übernähmen offenbar die Überzeugungen von den Eltern. 

Düll warnte vor zu hohen Erwartungen an Schulen: „Nicht alle gesellschaftlichen Probleme können im Unterricht gelöst werden.“ Grundsätzlich sei es aber so, dass Lehrkräfte in ihrer Ausbildung auf die Begegnung mit menschenverachtenden Äußerungen vorbereitet würden. Zudem würden Fortbildungen angeboten.

„Schulen in Deutschland sind für jüdische Schülerinnen und Schüler ein sicherer Ort. Dafür sorgen die Lehrkräfte“, betonte Düll. „Sie benötigen dafür aber auch die Unterstützung aller gesellschaftlichen Kräfte.“

red/cha/awe