Die Südansicht des alten Sindelfinger Krankenhauses Foto: Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ist das Sindelfinger Krankenhaus eingeweiht worden. Ein Klinikum entstand darauf durch große Spenden aus den USA. Am Samstag, 9. September, feiert die Gründung des Sindelfinger Krankenhauses 100-jähriges Jubiläum.

100 Jahre alt ist es, das Krankenhaus Sindelfingen – sehr viel älter wird es nicht mehr. Denn im Jahr 2026 wird es aufgegeben, wenn das neue Flugfeldklinikum gemeinsam mit Böblingen bezogen werden soll. Aber an diesem Wochenende, genauer gesagt, am 9. September, feiert das Krankenhaus Sindelfingen 100. Geburtstag. Ein historischer Rückblick.

Im Jahr 1923, kurz vor Ausbruch der Hyperinflation, wurde im sogenannten Schwanengarten, am Ort des heutigen Rathauses, das erste städtische Sindelfinger Krankenhaus eingeweiht. Mit 27 Betten, davon fünf in einer Abteilung als Altenheim.

Bereits im Jahr 1917 hatte Stadtschultheiß Wilhelm Hörmann die Idee eines Wöchnerinnenheims, um Frauen ein sicheres und hygienisches Umfeld zur Geburt zu bieten. Die Stadt musste allerdings in den Nachkriegsjahren viele Projekte gleichzeitig angehen und hatte weder die personellen noch die finanziellen Mittel, einen Krankenhausneubau zu stemmen.

Wilhelm Hörmann setzte alle Hebel in Bewegung, um sein Herzensprojekt zu verwirklichen und die hohe Sterblichkeit von Neugeborenen und Müttern zu verringern. Die Unterstützung einer nach Chicago ausgewanderten ehemaligen Sindelfingerin, Minna Moscherosch-Schmidt, half. Sie überreichte der Stadt eine großzügige Spende von 7000 Dollar (damals etwa 28 000 Mark). Dieser finanzielle Beitrag bildete den Grundstein für das Krankenhausprojekt, zu dem auch andere aus den USA ausgewanderte Sindelfinger beitrugen. Bis Januar 1922 kamen so 800 000 Mark zusammen, wobei der Großteil erneut von Minna Moscherosch-Schmidt stammte. Man entschloss sich, die Einrichtung nicht nur als Wöchnerinnenheim, sondern als vollwertiges Krankenhaus zu verwirklichen.

Die Realisierung des Projekts wurde durch die fortschreitende Inflation immer wieder gefährdet. Bereits im Jahr 1919 wurde der „Schwanen“ angekauft, um das Wöchnerinnenheim zu bauen. Aufgrund der Wohnungsnot mussten die Wohnungen jedoch vermietet werden. Der Plan sah nun vor, im benachbarten Garten neu zu bauen. Im März 1922 stimmte der Gemeinderat zu, im April wurde bereits die Inneneinrichtung gekauft. Im Mai hatten sich die Kosten verdreifacht und der Bau wurde vorübergehend eingestellt. Durch eine Spende über 1000 Dollar (damals 2,5 Millionen Mark) von Minna Moscherosch-Schmidts Ehemann Julius Schmidt im Oktober 1922 konnte das Projekt fortgesetzt werden.

Der Name „Wilhelminenheim“ blieb

Bereits in der Eröffnungsnacht wurde das erste Baby geboren, bei dem ärztliche Betreuung notwendig war. Das Mädchen erhielt den Namen Else Mina, mit Minna Moscherosch-Schmidt als Patin. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde das Krankenhaus kurz darauf erweitert: 40 Betten gab es dann.

Die historischen Bilder zeigen ein Krankenhaus mit durchdachtem Design. Die Neugeborenen konnten in ihren Bettchen auf den Balkon geschoben werden. Es gab Betten für Gebärdende und Zimmer für Kranke. Zu Ehren der Stifterin erhielt das Krankenhaus den Beinamen „Wilhelminenheim“. 1938 wurde die Wöchnerinnenstation aufgrund der Enge im alten Krankenhaus in die ehemalige Villa Wittmann verlegt. Der Name „Wilhelminenheim“ blieb.

Schau Mit dem Thema „Sindelfingen in den 1920er-Jahren“ befasst sich die aktuelle Ausstellung der Städtischen Museen. Die Ausstellung ist bis zum 26. November an 15 Orten im Stadtgebiet zu sehen. Mehr unter www.sindelfingen.de/sindelfingenswegindiemoderne.