Für die deutschen Handballfans ist die Kölner Lanxess-Arena ein Sehnsuchtsort. Unser Reporter Jürgen Frey schildert seine bisherigen Eindrücke.
Diese Handball-EM hat einiges zu bieten – auch klimatische Vielfalt: Da war der Auftakt im Düsseldorfer Fußballstadion mit Saunatemperaturen auf den Plätzen unterm Dach und Kühlhausbedingungen in der Interviewzone, die anhaltende Kälte in Berlin, die Fahrt von der Bundeshauptstadt durch Eisregen nach Köln. Und in der Domstadt erwarteten uns solche Schneemengen, wie es sie dort zuletzt gab, als Wolfgang Overath noch im Mittelfeld des Effzeh Kölle die Fäden zog.
Sehnsuchtsort aller Fans
Das alles macht dem bunten Völkchen der Handballfans nichts aus. Sie sind nicht zum Schlittenfahren an den Rhein gekommen, sondern um eine schwarz-rot-goldene Party zu feiern. Die Lanxess-Arena ist der Sehnsuchtsort aller Fans. Mit 19 750 Zuschauern ist sie immer ausverkauft. Sie ist eine Kathedrale des Handballs, die sofort fasziniert. Seit dem Wintermärchen 2007 weiß jeder, dass an diesem besonderen Ort besondere Dinge möglich sind. Die Magie dieser Halle reißt alle mit.
Handball-Einsteiger genauso wie Hardcore-Fans mit ganz viel Fachkenntnis. Eher zu dieser Kategorie gehört auch die quietschfidele Gruppe des TSV Hergensweiler, eines Clubs zwischen Lindau und Wangen im Allgäu. Sie fällt im Frühstücksraum unseres Hotels auf. Vor allem, weil ein einsamer Herr das Vergnügen hat, mit einem Dutzend Damen, alle so zwischen 50 und 60 Jahren, an der langen Tafel zu sitzen.
Kein Blick für Rote Funken
Nein, der Hahn im Korb und seine Mädels interessieren sich nicht für den Spielmannszug der Roten Funken, der dem Hotel gegenüber gerade ein Karnevalskonzert gegeben hat und nun unzählige Kisten Bier in den Bus mit der Aufschrift „Rote Funken op jöck“ packt. Sie sind wegen des Handballs hier, ihres Sports. Der 69-jährige Hahn ist Christoph, der frühere Trainer der Damen. Er schwärmt von der Kölner Arena als „einfach die beste Halle der Welt“, seine (Ex-)Handballerinnen mehr für Andi Wolff. Auch Johannes Golla und Kai Häfner stehen hoch im Kurs, die eher reiferen Kerle der deutschen Truppe eben. Doch auch Rechtsaußen Timo Kastening kommt gut an – wegen seines „süßen Lächelns“.
Da trifft es sich gut, dass die deutschen Handballer im benachbarten Hotel Radisson Blu untergebracht sind. Als die Mannschaft in den Bus steigt, um ins Training zu fahren, lassen sich sogar noch ein paar Selfies organisieren – Rainer Bauer, der Chef-Chauffeur der Handballstars, macht’s möglich. Und allen wird’s an diesen inzwischen milderen Tagen auch noch warm ums Herz.