Wo früher Boote anlegten, ist heute eine Wüstenei: Normalerweise versorgt der Sau-Stausee in Spanien eine ganze Region mit Wasser. Doch jetzt ist er zu 90 Prozent geleert. Foto: Imago/SOPA Images

Der Klimawandel lässt die Temperaturen steigen. Dabei nimmt nicht nur die Zahl der Hitzewellen weltweit zu. Auch die Wetterextreme dauern länger und verlaufen langsamer. Mit verheerenderen Auswirkungen, wie eine neue Studie zeigt.

Große Hitzewellen halten sich länger und bewegen sich zunehmend langsamer über Landflächen. Das folgern chinesische und amerikanische Wissenschaftler aus der Analyse meteorologischer Beobachtungsdaten im Zeitraum von 1979 bis 2020.

Braunkohlekraftwerk Schkopau in Sachsen-Anhalt Foto: Imago/Rainer Weisflog

Durch Computersimulationen auf Basis der Daten zeigen die Forscher zudem, dass der menschengemachte Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat.

„Länger andauernde und langsamer verlaufende große zusammenhängende Hitzewellen werden in Zukunft verheerendere Auswirkungen auf natürliche und gesellschaftliche Systeme haben, wenn die Treibhausgas-Emissionen weiter steigen“, schreibt die Gruppe um Ming Luo von der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou (China) im Fachmagazin „Science Advances“.

Zahl der Hitzewellen steigt deutlich

Dürre-Perioden und infolgedessen Wasserknappheit werd in Zukuft weiter zunehmen.  Foto: Imago/Sopa Images

Luo und sein Team werteten drei umfangreiche Datensätze aus, die auf meteorologischen Beobachtungen beruhen - oftmals per Satellit. In die globale Analyse flossen Hochdruckgebiete ein, die Hitzewellen auf einer Fläche von mindestens einer Million Quadratkilometer verursachten. Das entspricht knapp der doppelten Fläche von Spanien.

Im Zeitraum von 1979 bis 1983 gab es demnach durchschnittlich 75 solche Hitzewellen pro Jahr. Zwischen 2016 und 2020 waren es dagegen 98. Nicht nur das: Auch die durchschnittlich betroffene Fläche stieg pro Jahrzehnt weltweit um 952 000 Quadratkilometer.

Vor allem höhere Breiten der Nordhalbkugel betroffen

Die Vegetation bahnt sich ihren Weg durch die von der Trockenheit zerklüftete Erde an den Ufern des Viñuela-Stausees beim spanischen Málaga. Foto: dpa/Felipe Passolas

Damit nicht genug: Die Dauer einer Hitzewelle betrug im Zeitraum 1979 bis 1983 im weltweiten Durchschnitt gut 8 Tage, im Zeitraum 2016 bis 2020 waren es gut 12 Tage. Dabei lag die Steigerungsrate in Europa und Asien mit 1,15 Tagen pro Jahrzehnt besonders hoch.

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Hitzewellen durchschnittlich bewegten, lag zu Anfang des Studienzeitraums bei grob 350 Kilometern pro Tag. Pro Jahrzehnt sank sie je nach Datensatz um durchschnittlich etwa 7 bis 9 Kilometer pro Tag.

Klimawandel trägt stark zu langsamer ziehenden Hitzewellen bei

Gerade in den höheren Breiten der Nordhalbkugel komme es immer häufiger zu einer atmosphärischen Blockierung, bei der ein Hochdruckgebiet, das bis in große Höhe reicht, die übliche Westwinddrift behindert, schreiben die Klimaforscher. Die mit dem Westwind ziehenden Tiefdruckgebiete müssen sich dann um das stabile Hoch herum bewegen.

Die Wissenschaftler nutzten ihre Daten zudem für Simulationen in einem Klimamodell (CMIP6; Coupled Model Intercomparison Project). Der Rückgang der Geschwindigkeit von Hitzewellen-Hochs war in dieser Simulation mit steigendem Treibhausgasanteil in der Luft mit 8,43 Kilometern pro Tag in einem Jahrzehnt doppelt so hoch wie in den Simulationen mit natürlichen Treibern (4,18 Kilometer pro Tag). Daraus schließen die Forschende, dass der menschengemachte Klimawandel stark zu den langsamer ziehenden Hitzewellen beiträgt.

Info: Folgen des Klimawandels

Klimawandel
Der Klimawandel hat die Menschheit schon heute fest im Griff. Die extremen Temperaturen in diesem Sommer sind für jeden spürbar, doch die dramatischen Auswirkungen der von der Menschheit verursachten Erderwärmung gehen noch viel weiter.

Naturkatastrophen
Vier von fünf Naturkatastrophen weltweit sind nach der Studie „World Disasters Report 2022“ des IFRC (International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies) in den vergangenen zehn Jahren auf extremes Wetter und die Folgen der Klimakrise zurückgegangen. Dazu gehören Unwetter, Überschwemmungen, Extremdürren und Hitzeglocken.

Opfer
Zusammen haben diese Katastrophen demnach mehr als 400 000 Menschenleben gefordert. Laut der Föderation der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften ist die Zahl der klima- und wetterbedingten Katastrophen seit den 1990er Jahren in jedem Jahrzehnt um fast 35 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden durch solche Katastrophen 1,7 Milliarden Menschen in Mitleidenschaft gezogen. Sie verloren Angehörige, wurden verletzt oder verloren Wohnbauten, Vieh, Felder und Lebensgrundlagen.

Kosten
Die Kosten des Klimawandels könnten einer Prognose zufolge in den kommenden Jahrzehnten in die Billionen gehen. Im Jahr 2070 könnten sie weltweit 5,4 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund 4,6 Billionen Euro) betragen, wie Forscher des University College London und der Nichtregierungsorganisation Carbon Disclosure Projekt (CDP) berechnet haben. Zum Ende des nächsten Jahrhunderts, im Jahr 2200, könnten sie sogar die Schwelle von mehr als 30 Billionen US-Dollar (mehr als 26 Billionen Euro) erreichen, weil etwa Naturkatastrophen zu immer verheerenderen Schäden führen dürften.

Folgen
Zugrunde liegt dieser Berechnung ein „Weiter-wie-bisher“-Szenario mit einem ähnlichen Ausstoß von Treibhausgasen, das bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu einer Erderwärmung von vier Grad und mehr führen würde. Welche Folgen der Klimawandel haben könnte, zeigt auch der Sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC .