Kunst aus Schrott: Matthias Garff mit einem seiner Riesenvögel Foto: Simon Granville

Der Künstler Matthias Garff stellt im Kornwestheimer Kleihues-Bau aus. Mit seinen überdimensionalen Tierfiguren verfolgt er einen ganz bestimmten Zweck.

„Ich möchte den Tieren auf Augenhöhe begegnen“, erklärt der 1986 in der Schweiz geborene Künstler Matthias Garff neben seiner überdimensionalen Kohlmeise. Damit das möglich wird, sind die bunten Vögel seiner Kornwestheimer Werkschau im Kleihues-Bau so groß, dass ihnen Erwachsene direkt in die Augen sehen können. So reichen weniger als zehn Riesenvögel, über den ganzen Ausstellungsraum verteilt, als größter Teil der Exponate aus. Die Blicke der Besucher ziehen sie noch vor dem Betreten des Raumes durch die Glaswand im Eingangsbereich der Galerie auf sich und machen neugierig.

Bewusst nach Ostdeutschland gezogen

Tiere seien „der Abfall der Wegwerfgesellschaft“ und würden allgemein nicht als Mitgeschöpfe wahrgenommen, so Garff. „Die Besucher sollen Empathie und ein Gespür für die Natur entwickeln“, wünscht sich der Künstler. Bewusst hat er nach Kindheit und Jugend in Göppingen mit Dresden eine Kunsthochschule im Osten Deutschlands als Studienort ausgewählt. Da herrsche eine offenere Atmosphäre als hierzulande. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Leipzig.

Offenheit – das ist auch ein Merkmal der Orte, an denen Garff die Materialien für seine Skulpturen findet, oft auf Brachflächen. Die Galerieleiterin Saskia Dams beschreibt es so: „Erst bei näherem Hinsehen erkennt man die Materialien“. Und die sind so gar nicht niedlich. Rücken und Schwanz des Rotkehlchens bestehen aus Abfall wie dem aussortierten Dachträger eines Autos und einer abgenutzten Fußmatte. Von ferne wirken die Insekten in den Wandbildern wie die Sammelstücke eines Forschers. Von Nahem aber sieht man die vielen Kronkorken mit den Logos verschiedenster Getränkehersteller.

Die Ausstellung ist punktgenau fertig geworden

Viele Mails hatten Matthias Garff und Saskia Dams im Vorfeld zur Planung der Ausstellung ausgetauscht. „Doch wie üblich sah vor Ort alles doch wieder ganz anders aus“, sagen die beiden. Der Künstler ist seit Montag vor Ort, am Mittwochabend war punktgenau die Ausstellung fertig.

Saskia Dams konnte wegen des naturkundlichen Themas etliche Kooperationspartner ins Boot holen. Neben dem Capitol-Kino, das besondere Filme zeigt und der Stadtbücherei ist der Nabu Kornwestheim mit einer Reihe von Begleitveranstaltungen eingebunden. Auch die Kunstkurse der benachbarten Schulen hofft sie zu beteiligen. Eine Neuheit wird es bei der Art der Präsentation geben. Neben den Vogel-Exponaten ist ein QR-Code angebracht. Zusammen mit dem Biologen und Musiker Dominik Eulberg hat Garff ein Projekt entwickelt, in dem in etwa einminütigen Aufnahmen erst der Originalruf des jeweiligen Vogels ertönt und dann auskomponierte Variationen.

Die Besucher können die Musik direkt auf dem Handy anhören. Das wird sicher ein vielstimmiges Vogelkonzert, sind sich die Ausstellungsmacher sicher. Und wenn so viele Besucher kommen, wie sich das Saskia Dams erträumt? „Dann gibt es an der Infotheke auch Kopfhörer.“