Kelly Slater beim Margaret River Pro in Australien. Foto: AFP/Colin Murty

Über Jahrzehnte hat Kelly Slater den Surfsport dominiert. Abseits der Surfszene wurde er an der Seite von Pamela Anderson berühmt. Nun tritt er mit 52 Jahren ab.

Das war es dann wohl. Nach seinem Aus in der Runde der besten 32 beim Margaret River Pro am Dienstag in Australien hat Kelly Slater im zweiten Jahr in Folge den „Mid-Season Cut“ der World Surf League verpasst. Danach dürfen nur zwei Drittel der Surfer die Saison fortsetzen und sind für das nächste Jahr qualifiziert. Es war wohl sein letztes Jahr auf der WM-Tour. „Es fühlt sich an wie das Ende, aber es ist der Beginn von etwas anderem – vom Rest meines Lebens“, sagte der 52-Jährige, der für dieses Jahr noch eine Wildcard erhalten hatte. Auf den besten Wellenreiter der Geschichte wartet ein ganz neuer Lebensabschnitt: Seine langjährige Lebensgefährtin Kalani Miller (36) bekommt in rund drei Monaten das erste gemeinsame Kind.

Kelly Slater kann auf elf WM-Titel zurückblicken

Elfmal hat Slater den WM-Titel geholt. Er wurde 1992 mit 20 Jahren der jüngste und 2011 mit 39 Jahren der älteste Weltmeister der Surfhistorie. Er surft länger professionell, als die meisten seiner Konkurrenten alt sind. Seit 2022 machen ihm Hüftprobleme zu schaffen, das Karriereende lässt sich nicht mehr weiter hinauszögern.

Slater wurde 1972 in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida geboren. „Wir wurden nicht religiös erzogen, aber man könnte sagen, dass der Strand unsere Kirche war“, schreibt er in seiner Autobiografie „Pipe Dreams“. Mit drei Jahren beginnt er auf einem Styroporbrett liegend die ersten Wellen zu surfen. Mit acht nimmt Slater an seinem ersten Surfwettbewerb teil und gewinnt. Vier Jahre später wird er US-Amateur-Champion. Kein Siegerpodest ist mehr sicher vor ihm. 1992 holt er seinen ersten WM-Titel und von 1994 an weitere fünf – mehr als je ein Surfer vor ihm. Seine Konkurrenten sind chancenlos. Die Surfmodemarke Quiksilver sponsort ihn mit Millionen Dollar.

Kelly Slater beim Billabong Pro Pipeline-WM-Event 2022 auf Hawaii Foto: World Surf League/Tony Heff

Ob Slater technisch besser war als die Mehrheit seiner Konkurrenten, sei dahingestellt. Aber er professionalisiert sich schon in den 90ern in jeder Hinsicht. Er analysiert seine Konkurrenten und ihre Schwächen auf VHS-Aufnahmen. Er achtet auf seine Ernährung, macht Physiotherapie, trinkt kaum Alkohol, feiert wenig, nimmt keine Drogen. Im Wasser ist der Taktiker mit dem eindringlichen Blick in der Lage, jederzeit seine Strategie an die Situation anzupassen. Seine Wettbewerbe gewinnt der Meister der Brandung oft in der letzten Minute.

1992 wird er TV-Rettungsschwimmer in Baywatch

Auch außerhalb der Surfszene wird er berühmt – als TV-Rettungsschwimmer 1992 an der Seite von David Hasselhoff und Pamela Anderson in „Baywatch“. „Mir war sofort klar, dass ‚Baywatch‘ kitschig war, als ich das Set betrat, aber ich hatte keine Ahnung, dass es Schockwellen durch die Surfer-Community schicken würde“, schreibt Slater in seiner Autobiografie dazu.

Viele seiner Mitsurfer sehen ihn damals als Ausverkäufer des Sports. Im Jahr drauf steigt er aus der TV-Serie aus. Wenn Slater Zeit hat, macht er nun mit Freunden Musik – etwa mit Jack Johnson. Mit Surfer Rob Machado und Surffotograf Peter King gründet er die Band – kein Scherz – The Surfers und spielt Ende der 90er sogar als Vorband von Pearl Jam. Und er trifft Pamela Anderson wieder, mit der er eine Beziehung beginnt. Weitere Partnerinnen werden Supermodel Gisele Bündchen und Schauspielerin Cameron Diaz. Slater ist jetzt ein Rockstar, der keiner sein möchte. Er gibt die Band auf. Und er tritt 1998 vom Profisurfen zurück.

Slater surft länger professionell als die meisten seiner Konkurrenten alt waren. Foto: World Surf League/Brent Bielmann

Im Ruhestand sieht er, wie Surfer Weltmeister werden, die älter sind als er. 2002 feiert Slater sein Comeback, doch nun dominiert der 23-jährige Hawaiianer Andy Irons das Geschehen. Irons wird von 2002 an drei Jahre in Folge Weltmeister. Zwischen dem lauten Irons und dem stillen Slater entsteht eine der größten Rivalitäten der Surfgeschichte. 2005 hat sich Slater so weit zurück in Form gebracht, dass er Irons auf den zweiten Platz verdrängt und seine nächsten fünf WM-Titel holt.

Aus dem Surfer wird ein Unternehmer

In seinen Vierzigern sinkt Slater kontinuierlich in der Weltrangliste ab. 2017 bricht er sich einen Fuß beim Surfen, was ihm Jahre zu schaffen macht. Slater ist nun auch Unternehmer. Er gründet mit Outerknown eine Firma für nachhaltig hergestellte Kleidung und lässt mit Partnern in Kalifornien einen Wellenpool bauen, in dem WM-Events ausgetragen werden. Man wird also weiter von ihm hören.

Slater in der Tube von „Pipeline“ auf Hawaii, der berühmtesten Welle der Welt. Foto: World Surf League/Brent Bielmann

Zur Person

Erfolge
Kelly Slater hat in seiner Karriere elf Weltmeistertitel gewonnen. Darüber hinaus wurde er dreimal „Triple Crown of Surfing“-Champion (1995, 1998, 2019) und gewann 2002 das prestigeträchtigste Big-Wave-Event, das Quiksilver in Memory of Eddie Aikau Big Wave Invitational.

Unternehmer
Kelly Slater gründete mit Outerknown eine Marke für nachhaltige Bekleidung. Zudem entwickelte und baute er mit Partnern den Wellenpool Kelly Slater Wave Co. in Lemoore, Kalifornien. Dort wurden auch bereits WM-Surf-Events ausgetragen, an denen Slater selbst teilnahm. jsf