Mit 96 bestätigten Toten sind die Waldbrände auf Maui eines der verheerendsten Unglücke in der Geschichte der USA. Zwar werden die Feuer langsam eingedämmt – doch etliche Menschen sind noch vermisst. Nun wird Kritik laut.
Auf Maui steigt die Zahl der Toten nach den verheerenden Wald- und Buschbränden im US-Bundesstaat Hawaii weiter an – gleichzeitig wird die Kritik an den Behörden immer lauter. Die Behörden im Bezirk Maui meldeten am Sonntagabend 96 Tote. Das besonders desaströse Feuer rund um die Kleinstadt Lahaina im Westen der Insel sei inzwischen zu 85 Prozent eingedämmt, im Landesinneren Mauis sei rund um Kula das Feuer zu 100 Prozent unter Kontrolle und die Löscharbeiten schritten voran, hieß es weiter. „Das ist die größte Naturkatastrophe in unserer Geschichte“, sagte Hawaiis Gouverneur Josh Green am Sonntag und warnte erneut, dass die Zahl der Toten weiter steigen dürfte.
Die Feuer sind laut US-Medien die schlimmsten Waldbrände in der Geschichte der USA seit mindestens 100 Jahren. Schätzungen gehen von mehr als 5,5 Milliarden Dollar (5,0 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau Mauis aus. Kritik hatte es daran gegeben, dass auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen sein sollen. Die Rettungsarbeiten wurden zusätzlich dadurch erschwert, dass Lahaina im Norden und Süden jeweils nur über eine große Zufahrtsstraße erreichbar ist. Kritisiert wird außerdem, dass der zuständige Energieversorger die Stromversorgung nicht rechtzeitig gekappt habe. Herabfallende Stromkabel hätten weitere Brände verursacht.
Keine Warnsirene, kein Empfang
Die Überlebende Emilie Jorns-Frisque sagte dem US-Sender CNN, dass sie keine Warnsirenen gehört habe. Auch Warnungen per SMS habe sie nicht empfangen können, weil es auf weiten Teilen der Insel kein Netz gegeben habe. „Niemand hatte eine Ahnung, was los war“, beschrieb sie die Lage bei Ausbruch der Feuer. Auf ihrer Flucht hätte sie schließlich mit dem Auto im Stau gestanden, umgeben von heftigem Wind und schwarzem Rauch. „Es gab fast so etwas in der Art wie Feuertornados und Trümmertornados, und dann brachen überall kleine Brände aus.“ Die Feuerwehrfrau Tasha Pagdilao sprach im Gespräch mit dem Sender von einer „Apokalypse“.
Die Kleinstadt Lahaina mit vor dem Unglück 13 000 Einwohnern hat es besonders hart getroffen, viele Straßenzüge dort sehen aus wie in einem Kriegsgebiet. In Schulen und Krankenhäusern wurden Notunterbringungen für Hunderte Betroffene eingerichtet. „Ich verstehe, warum es Ärger gibt, weil wir in einem Zustand von Schock und Verlust sind“, sagte Hawaiis Senatorin Mazie Hirono am Sonntag auf CNN. „Soweit ich sehen kann, sind die Behörden da.“
Tourismusbehörde rät von Reisen ab
Neben den Feuern im Westen Mauis waren in weiteren Regionen der Insel sowie auf der benachbarten Insel Hawaii Anfang der vergangenen Woche Brände ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern schnell ausgebreitet hatten. Mit einer Fläche von rund 1900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so groß wie die spanische Urlaubsinsel Mallorca.
Die Tourismusbehörde von Hawaii hatte Reisende bereits vor Tagen dazu aufgerufen, Maui zu verlassen. Dem Aufruf seien die meisten von ihnen gefolgt. In den kommenden Wochen müssten sich Aufmerksamkeit und Ressourcen auf die Bewohnerinnen und Bewohner konzentrieren, die ihre Häuser und Geschäfte verlassen mussten, hieß es weiter. Auch Feuerwehrfrau Pagdilao sagte CNN, dass die Menschen auf Maui jetzt „Zeit zum Heilen“ brauchten und man nicht auf die Insel reisen solle. Nach Angaben der Tourismusbehörde vom Wochenende sind die anderen Inseln des Bundesstaats wie etwa Hawaii nicht von dem Aufruf betroffen.