Buntes Treiben: in diesen Tagen finden in den Faschingshochburgen zahlreiche Umzüge und andere Veranstaltungen statt. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Bei Umzügen in diesen und den kommenden Tagen schallen wieder Narrenrufe vom Straßenrand und den Festwagen. Woher kommen sie? Und wo wird eigentlich was gerufen?

Fasching oder Karneval steuert auf seinen Höhepunkt zu. An diesem Wochenende stehen im Südwesten große Umzüge an, am Rosenmontag werden wieder Millionen am Straßenrand in den Hochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf erwartet. Dann fliegen Massen an Süßigkeiten in de Menge, begleitet von den Rufen „Helau“ oder „Alaaf“. Wo aber sind welche Rufe gebräuchlich? Und woher kommen diese? Ein Überblick.

„Helau“ und „Ahoi“

Deutschlandweit gebräuchlich sind vor allem zwei Ausrufe: „Helau“ und „Ahoi“. Für die Herkunft des „Helau“, das teilweise auch mit Doppel-L geschrieben wird, gibt es mehrere Erklärungen, die bis ins Mittelalter zurück reichen.

Am Niederrhein soll es einen ähnlich klingenden Hirtenruf gegeben haben. Der Narrenruf könnte auch von „Halleluja“ abgeleitet worden sein. Ein weiterer Erklärungsansatz: an Karneval beziehungsweise Fasching sollen die bösen Geister, die aus der Hölle auf die Erde kommen, vertrieben werden. „Hellau“ ist dabei eine Verkürzung von „Hölle auf“ beziehungsweise „Hel auf“.

Und wo rufen Narren „Alaaf“?

Im Rheinland ist die Frage danach, ob man „Helau“ oder „Alaaf“ ruft, in etwa zu umstritten wie die nach der Biersorte. Interessanterweise lässt sich die Region – mit kleineren Ausnahmen – in eine Nord- und eine Südhälfte teilen. Im Norden wird vor allem „Helau“ gerufen, im Süden „Alaaf“.

Der zweite bekannte Narrenruf, den viele vermutlich vor allem mit Köln verbinden, geht auf Lokalpatriotismus zurück. Den gab es offenbar schon im 13. Jahrhundert. Schon damals war es üblich seine Stadt zu preisen oder hochleben zu lassen („all af Kölle“). Al af bedeutete so viel wie „alles abwärts“ und sollte zeigen, dass hinter Köln alles schlechter ist. Im Umkehrschluss bedeutet der Ausruf als auch: Köln steht über allem.

Erstmals schriftlich belegt sei eine dem „Kölle Alaaf“ ähnliche Formulierung zum Beispiel aus dem Jahr 1635, in einem Brief, schreibt, Heribert A. Hilgers in seinem Buch „Alaaf! Ein Kölner Hochruf“. Übrigens: Seit 1817 „Kölle Alaaf“ der offizielle Schlachtruf im Kölner Straßenkarneval.

Wo ruft man „Narri – Narro“?

In anderen Regionen in Deutschland, in denen das Brauchtum ebenfalls zelebriert wird, sind unzählige weitere Schlacht- und Narrenrufe zu hören. Viele Faschings- und Fasnetsvereine haben ihre eigenen Rufe kreiert. In einigen Landstrichen sind Laute, die an Tiere erinnern gebräuchlich; häufig gibt es Bezüge zur heimischen oder lokalen Sagenwelt.

Im Südwesten, besonders im Mittleren Schwarzwald, am Bodensee, auf der Schwäbischen Alb und in Rheinfelden, wo die schwäbisch-allemannische Fasnacht gefeiert wird, ist „Narri – Narro“ weit verbreitet. Auch dieses Erkennungszeichen hat eine lange Tradition – und die Erklärung ist simpel: Der Ruf ist eine lautmalerische Erweiterung von „Narr“. Im alten Oberdeutsch, das im Südwesten gesprochen wurde, wurde zur Verstärkung an Worte ein „o“ oder „io“ angehängt. Häufig wurden die Ausdrücke in der Not (Beispielsweise bei „Feurio!“ oder „Manno“) verwendet.