„Das Krankenhaus muss geschützt werden“, sagte Biden. Foto: dpa/Mohammed Talatene

Nach dem Vorrücken israelischer Panzer zum Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza hat US-Präsident Joe Biden Israel dazu aufgerufen, im Kampf gegen die radikalislamische Hamas Rücksicht auf die Klinik zu nehmen.

Nach dem Vorrücken israelischer Panzer zum Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza hat US-Präsident Joe Biden Israel dazu aufgerufen, im Kampf gegen die radikalislamische Hamas Rücksicht auf die Klinik zu nehmen. „Das Krankenhaus muss geschützt werden“, sagte Biden am Montag im Weißen Haus vor Journalisten. Nach UN-Angaben harren in dem Gebäude bis zu 10.000 Menschen aus. Die israelische Armee berichtete indes von „Hinweisen“ auf Geiselverstecke in einem Kinderkrankenhaus.   

„Es ist meine Hoffnung und Erwartung, dass es mit Blick auf das Krankenhaus weniger intrusive Handlungen gibt“, sagte Biden. Die USA stünden mit Israel deswegen in Kontakt. Augenzeugen berichteten von heftigen Gefechten rund um den riesigen Komplex des Al-Schifa-Krankenhauses. Israelische Panzer stehen demnach nur wenige Meter von der Zufahrt entfernt. Die israelische Armee wirft der Hamas vor, ihr militärisches Hauptquartier in Tunneln unter dem größten Krankenhaus des Palästinensergebiets errichtet zu haben.

Israel will Hinweise untersuchen

Die israelische Armee meldete unterdessen „Hinweise“ auf Geisel-Verstecke der Hamas in einem Kinderkrankenhaus in Gaza. Der Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Armee habe „Hinweise gefunden, die darauf hindeuten, dass die Hamas“ im Keller des Al-Rantisi-Krankenhauses „Geiseln festgehalten hat“. Als Belege zeigte er in einem Video unter anderem eine Babyflasche und ein an einem Stuhl befestigtes Seil.

Die Hinweise auf die Geisel-Verstecke in dem Krankenhauskeller im Norden des Gazastreifens würden nun untersucht, sagte Hagari. Der israelische Armee verfüge aber auch „über Geheimdienstinformationen, die dies bestätigen“.

Hagari sagte in dem Video zudem, die Armee habe in dem Krankenhauskeller auch „Hamas-Infrastruktur“ und Waffen gefunden. Entdeckt wurden demnach „Sprengstoffgürtel, Granaten, AK47-Sturmgewehre, Sprengsätze, Raketenwerfer und andere Waffen“.

Soldatin von Hamas entführt

Das israelische Militär bestätigte am Dienstag, dass ein von den Essedin-al-Kassam-Brigaden - dem bewaffneten Arm der Hamas - veröffentlichtes Video eine als Geisel genommene israelische Soldatin zeigt. „Wir sind mit ganzem Herzen bei der Familie Marciano, deren Tochter Noa brutal von der Terrororganisation Hamas entführt worden ist“, erklärte die israelische Armee. In dem Video nennt die Soldatin ihren Namen und ihre Personalausweisnummer und erklärt, sie werde im Gazastreifen festgehalten.

Die Brigaden warfen Israel indes vor, eine mögliche Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln zu verzögern. Wie ein Sprecher sagte, vermittelt Katar zwischen Israel und der Palästinenserorganisation, um die Freilassung von 100 israelischen Geiseln zu erreichen - im Austausch für 200 palästinensische Kinder und 75 Frauen, die in israelischen Gefängnissen sitzen. Israel zögere eine Vereinbarung aber hinaus, sagte der Sprecher Abu Obeida.

„Ein Waffenstillstand ist ein Muss“

„Wir haben den Vermittlern mitgeteilt, dass wir die Geiseln freilassen könnten, wenn wir eine fünftägige Waffenruhe (...) und Hilfslieferungen für unser ganzes Volk im gesamten Gazastreifen bekommen, aber der Feind zögert“, sagte der Sprecher.

Indonesiens Präsident Joko Widodo forderte von den USA ein größeren Einsatz für ein Ende der Gewalt: „Indonesien appelliert an die USA, mehr zu tun, um die Gräueltaten im Gazastreifen zu stoppen“, sagte der Präsident des Landes mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit am Montag bei einem Besuch im Weißen Haus. „Ein Waffenstillstand ist ein Muss“, fuhr er fort.

Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Kinder. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen in Israel getötet und rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Seitdem greift das israelische Militär massiv Ziele im Gazastreifen an, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Palästinensergebiet eingedrungen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bis Montagabend im Gazastreifen etwa 11.240 Menschen getötet.