Auch Frankreich verschärft die Einreiseregeln für China-Reisende. Foto: AFP/CHRISTOPHE ARCHAMBAULT

Vielerorts wachsen die Sorgen, dass China-Reisende neue Varianten des Coronavirus im Gepäck haben könnten. Gesundheitsminister Lauterbach sieht noch keine Notwendigkeit für eine Testpflicht. Doch immer mehr Länder führen die Maßnahme ein.

Angesichts der aktuellen Corona-Infektionswelle in China verschärfen weitere Länder ihre Kontrollen für Einreisende aus der Volksrepublik. Auch Spanien, Frankreich und Südkorea kündigten am Freitag Testpflichten an. Eine entsprechende Regelung wird Berichten zufolge auch für Großbritannien erwartet. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält das aktuell für „noch nicht notwendig“, kündigte aber ein engmaschiges „Varianten-Monitoring“ an den europäischen Flughäfen an.

Ein EU-weites Vorgehen gibt es bisher nicht, bei einem Krisentreffen kommende Woche soll das weitere Vorgehen voraussichtlich besprochen werden. Ein möglicher Alleingang Deutschlands wird unterschiedlich bewertet.

Kommende Woche soll es Krisentreffen geben

Nach fast drei Jahren strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner umstrittenen Null-Corona-Politik verkündet. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung infiziert. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.

Die EU hatte dazu am Donnerstag beraten. Anschließend rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides die Staaten zunächst dazu auf, ihre nationalen Überwachungsmaßnahmen des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Voraussichtlich kommende Woche soll es ein Krisentreffen geben.

Bayern fordert zeitnahe Abstimmung

Auch Lauterbach hält eine koordinierte europaweite Lösung für wichtig. „Wir brauchen ein sehr genaues „Varianten-Monitoring“, denn diese Varianten-Überwachung können wir nicht zuverlässig aus China abrufen“, sagte der Minister. „Hier könnte auch die gezielte Überprüfung beispielsweise von einzelnen Flugzeugen eine Rolle spielen, das wird vorbereitet.“ Es gebe aber keinen Anlass für „Antigen-Test auf Routine-Basis“. Bayern forderte indes vom Bund eine zeitnahe Abstimmung mit den Ländern über mögliche Auflagen für Reisende aus China.

Italien, die USA und Indien hatten bereits Beschränkungen für China-Reisende eingeführt oder angekündigt. Auch Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias kündigte am Morgen an, Reisende aus der Volksrepublik müssten bei der Einreise einen Corona-Test vorlegen oder eine vollständige Impfung nachweisen. Ab wann war zunächst unklar.

PCR-Test bei Landung Pflicht

Frankreich zog am Freitagabend nach. Reisende aus China müssten vor Abflug vom 1. Januar an einen höchstens 48 Stunden zurückliegenden negativen Corona-Test vorlegen, teilte der französische Gesundheitsminister François Braun mit. Während des Flugs nach Frankreich gilt eine Maskenpflicht, bei der Ankunft wird ein PCR-Test vorgenommen. Alle positiven Proben sollen zur epidemiologischen Überwachung systematisch analysiert werden. Berichten von Freitagabend zufolge will auch Großbritannien eine Testpflicht für Reisende aus China einführen.

In Südkorea müssen sich ab Montag alle aus dem Nachbarland eingetroffenen Menschen innerhalb eines Tages nach Einreise einem PCR-Test unterziehen. Zudem müssen ab nächstem Donnerstag alle, die aus China anreisen wollen, einen negativen Corona-Test vorweisen können.

SPD-Gesundheitspolitiker hofft auf gemeinsames Vorgehen

Der SPD-Gesundheitspolitiker Christos Pantazis hält eine Testpflicht mit anschließender Sequenzierung - notfalls auch im deutschen Alleingang - für sinnvoll. Er hoffe noch auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen, sagte er im RBB-Inforadio. Es gehe bei den Tests auch darum, neue Varianten zu erkennen: So werde in Italien nicht nur getestet, sondern auch sequenziert. Der Geschäftsführer der Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, hält von einem Alleingang allerdings nichts und forderte ein gemeinsames Vorgehen der EU.

Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte Verständnis für das Vorgehen der Länder, weil „umfassende Informationen aus China“ fehlten.

Lauterbach sagte, zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Gefährdung durch neue Varianten nicht zu erwarten. Bisher tauchten bereits bekannte Varianten auf. Er wollte noch am Freitag mit seinem französischen Amtskollegen „die Angelegenheit intensivst diskutieren“.