Immer ein Hingucker und Hinhörer: Grace Jones Foto: little yellow jacket/Kristian Sibast

Zehn Tage lang, vom 13. bis zum,m 23. Juli, steht die Stuttgarter Innenstadt im Zeichen des Jazz und es anspruchsvollen Pop. Wir haben das Programm näher angeschaut.

Viele Tickets sind bereits verkauft, für einige Jazz Open-Konzerte gibt es aber noch Karten. Die Klangfarben der vier Hauptbühnen unterscheiden sich zum Teil erheblich.

Schlossplatz: Bühne für die Popstars

Das Pop-Podium im Ehrenhof des Neuen Schlosses punktet mit seiner Atmosphäre und finanziert Festival-Highlights auf kleineren Bühnen mit. Überraschungen gibt es diesmal eher bei den Co-Headlinern, die mondäne Grace Jones (22.7., mit Joss Stone) immerhin war lange nicht mehr in Stuttgart.

Vor den Rock-Dinos Deep Purple (18.7.) spielen die norwegischen Indie-Rocker Madrugada, vor den Fantastischen Vier (19.7.) musiziert das geschmeidige Neo-Funk-Talent Cory Wong. Ausgeprägte Gesangstemperamente bringen die Amerikanerinnen Beth Hart und LP (21.7.) mit, Mick Hucknall dürfte mit Simply Red (23.7.) für romantische Momente sorgen, unterstützt von der US-Soul-Combo St. Paul & The Broken Bones. Immer für eine Party gut ist der Austria-Elektro-Swing-DJ Parov Stelar, ein Jazz-Open-Stammgast. Vor ihm sorgt der der italoschottische Pop-Barde Paolo Nutini für Stimmung

Altes Schloss: Musik vor Märchenkulisse

Wer einmal ein Konzert im Innenhof des Alten Schlosses erlebt hat, weiß: Stimmungsvoller wird’s nicht. Das Programm ist ein hochspannender Mix aus Jazz und Pop. Gleich zum Auftakt gibt es das genialische texanische Fusion-Kollektiv Snarky Puppy, im Vorprogramm das progressive Urbayernduo Dreiviertelblut (13.7.). Nicht minder spannend dürfte der Abend mit der deutschen Band Meute werden (17.7.), die auf unerhörte Art technoide Beats mit Jazz-Gebläse verbindet.

Die Amerikanerin Melody Gardot (14.7.) singt mit strahlender Stimme gerne auch auf Französisch – ist also auch ein bisschen Chansonnière. Der britische Bandleader Jools Holland (15.7.) hat seine Karriere als Keyboarder der Popband Squeeze begonnen, nun sorgt er mit seinem Orchester für entspannte Unterhaltung – genauso wie im Vorprogramm der Stuttgarter Comedien Roland Baisch mit seinem Count Baischy Swingtett. Ein Jazz-Höhepunkt verspricht der Abend mit dem virtuosen US-Saxofonisten Branford Marsalis und dem feurigen kubanischen Trompeter Arturo Sandoval zu werden (16.7.) – da sind Großmeister am Werk.

Spardawelt: Jazz in Reinkultur

So Open – sprich: poppig – das Festival am Schlossplatz daherkommt, so Jazz-puristisch ist es in der Spardawelt. Dort verleiht der Hauptsponsor auch die German Jazz Trophy, diesmal am 13. Juli an den US-Posaunisten Steve Turre, der gerne auch Schalen von Meeresschnecken Klänge entlockt. Das Sextett des französischen Saxofonisten Émile Parisien mit dem US-Trompeter Theo Croker (14.7.) wird Avantgarde-Klangforschung betreiben, die auch das Trio des deutschen Pianisten Michael Wollny beherrscht (22.7.).

Der US-Saxofonist Kenny Garrett (15.7.) erzählt gern musikalische Geschichten mit einem Sinn für große Melodien. Das kann auch ein anderer Amerikaner, die diesmal so zahlreich vertreten sind wie lange nicht – der Gitarrist Mike Stern (21.7.) lässt es allerdings gerne auch mal harmonisch und klanglich krachen.

Jazzclub Bix: das Herz des Festivals

Eine Konstante bei Jazz Open ist das Wundertütenprogramm im Bix: Das Publikum verlässt sich schon lange darauf, dass man hier blind ein Ticket kaufen kann, ohne es je zu bereuen – der Club ist praktisch immer randvoll, und die Luft brennt. Den Auftakt diesmal bestreitet am 14. Juli die Londoner Formation Tankus the Henge, die Tom-Waits-Varieté-Sound mit Rock ’n’ Roll und New-Orleans-Gebläse mischt.

Die Finnin Ina Forsman (20.7.) singt gerne soulige Balladen, aber auch verruchte Nachtmusiken wie „Devil May Dance tonight“.

Jazz pur gibt es beim norwegischen Saxofon-Lyriker Marius Neset (15.7.) zu hören, beim französischen Piano-Wunderkind Adrien Brandeis (19.7.), beim australischen Trompeten-Überflieger James Morrison (21.7.) und beim kubanischen Piano-Groove-Monster Harold López-Nussa (22.7.).

Feurigen Latin-Jazz spielt auch die Stuttgarter Band Salsafuerte (18.7.) um Klaus Graf (Saxofon) sowie die Brüder Veit (Bass) und Gregor Hübner (Geige). Am Gesang: die aus Curaçao stammende Yumarya. Einen Blues-Einschlag bringt der Session-Gitarrist Carl Verheyen (17.7.) mit, der lange bei Supertramp spielte und unter anderem im Soundtrack der Serie „Seinfeld“ zu hören ist.