Die DFL ist auf der Suche nach einem Investor für eine „Medienpartnerschaft“. Die Fans in der Bundesliga lehnen das ab (Archivbild). Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sucht nach einem Investor – und hat dabei jüngst einen Rückschlag erlitten. Im Rennen ist noch das Unternehmen CVC.

Bekommt die Bundesliga einen Investor? Diese Frage beschäftigt Fußball-Deutschland vielleicht sogar mehr als das, was in den Stadien auf dem Rasen passiert. Dabei ist im Rennen um die Meisterschaft und im Kampf gegen den Abstieg noch lange nichts entschieden.

Die Fans in den Kurven haben sich jedenfalls in den vergangenen Monaten klar positioniert, was den möglichen Einstieg eines Investors anbelangt: Sie befürchten den Ausverkauf, bemängeln fehlende Transparenz und undemokratische Vorgänge bei der Abstimmung.

Ein Interessent hat sich aus dem Rennen verabschiedet

Und die Proteste zeigen Wirkung. Zum einen haben erste Vereinsvertreter eine Wiederholung der Abstimmung zumindest angedacht. Entscheiden kann das aber nur das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die 36 Profiklubs der Ersten und Zweiten Liga hatten im Dezember das Okay gegeben, sich auf die Suche nach einem Investor zu begeben. Die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit wurde bei der Abstimmung in Frankfurt/Main nur knapp erreicht. Eine Gegenstimme oder Enthaltung mehr und der von der DFL geplante Deal über rund eine Milliarde Euro wäre – wie schon beim ersten Anlauf im Mai – gescheitert.

Zum anderen hat sich einer von zwei möglichen Geldgebern aus dem Wettbewerb verabschiedet. Bis Dienstag hatten sich zwei potenzielle Investoren duelliert: CVC mit Sitz in Luxemburg und der amerikanische Konkurrent Blackstone. Das New Yorker Unternehmen teilte nun überraschend mit, nicht mehr für eine strategische Vermarktungspartnerschaft zur Verfügung zu stehen. Damit ist nur noch CVC im Rennen.

Könnte auch CVC noch abspringen?

Der DFL droht dieses Szenario wohl nicht. Das berichtet zumindest der Sportinformationsdienst (SID). Der letzte verbliebene Kandidat sei trotz aller Nebengeräusche „weiterhin mit vollem Elan bei der Sache“ und „vom Deal überzeugt“, heißt es „aus gut informierten Kreisen“. Die DFL kündigte an, der weitere Prozess mit CVC werde im „vorgesehenen Zeitplan fortgeführt“.

Im April werden die Fernsehrechte für die Bundesliga neu vergeben. Bis dahin müssten sich die beiden Parteien einig geworden sein. Bis zum Ende des zweiten Quartals will die DFL den Verkauf der Medienrechte abgewickelt haben – also möglichst vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland (ab 14. Juni 2024).

Klar ist, dass nun, da es nur noch einen Interessenten gibt, dieser eine deutlich bessere Verhandlungsposition hat. Wie sich das auf einen möglichen Deal auswirkt, bleibt abzuwarten.

Worin investiert CVC sonst?

CVC Capital Partners ist eines der weltweit größten Private-Equity-Unternehmen. Es investiert also viel Geld außerhalb der Börse. So hält das 1981 gegründete Unternehmen, das aus der Citi-Group hervorging, beispielsweise 85 Prozent der Parfümerie-Kette Douglas oder die Mehrheit an der Luxusuhren-Marke Breitling.

Anders als Blackrock ist CVC im Sportbusiness nicht unbekannt – und hat bereits in der Vergangenheit mit Investitionen in dem Bereich auf sich aufmerksam gemacht. So besitzt das Unternehmen unter anderem 60 Prozent des Wettanbieters Tipico, ein Partner der DFL.

Auch mit großen Sport-Ligen und -Verbänden kennt sich CVC aus. Die nicht geräuschlos erworbene Beteiligung an den Medienrechten der spanischen Fußball-Liga und der französischen Ligue 1 liegt jeweils bei um die zehn Prozent – große Namen wie Real Madrid und der FC Barcelona waren von dem Deal allerdings ausgeschlossen.

CVC kaufte 2006 für etwa eine Milliarde US-Dollar einen Mehrheitsanteil an der Formel 1 und verkaufte diesen Ende 2016 an Liberty Media für ein Vielfaches. Das Unternehmen ist zudem im Rugby, Volleyball oder Cricket prominent vertreten, 2023 wurde eine strategische Partnerschaft mit der Damentennis-Tour WTA geschlossen.

Weitere Beteiligungen in Deutschland gibt es beispielsweise bei der Elster Group, die Messtechnik herstellt, bei Evonik und der Flint-Group. Sektoren, die CVC auf seiner Webseite auflistet sind zudem der Gesundheitssektor, Consumer/Retail, der Finanz- sowie der Logistiksektor. Im Südwesten hatte es CVC im Jahr 2019 in die Schlagzeilen geschafft, als es Verpackungsmaschinen-Sparte des Technologiekonzerns Bosch kaufte.

Was bedeutet der Rückzug von Blackstone mit Blick auf die Fanproteste?

Zwar nennt die DFL die Fanproteste nicht explizit als Grund für den Rückzug von Blackstone, eine Rolle dürften sie aber gespielt haben. So berichtet es jedenfalls auch der Sender Bloomberg. Die Fanorganisation „Unsere Kurve“ wertet den Rückschlag für die DFL als ersten Sieg der Anhänger, weitere klare Signale sind zu erwarten. „Natürlich ist dies jetzt ein erster Erfolg der Proteste. Eine neue, offene Abstimmung über den Investoren-Einstieg bleibt aber alternativlos“, sagte der 1. Vorsitzende Jost Peter. „Dass Blackstone anscheinend die Vereine der DFL als zu zögerlich empfindet, offenbart nur, mit wem man sich hier einlassen will: Mit einem Investor, der offensichtlich demokratische Strukturen und mitgliedergeführte Vereine als geschäftsschädigend begreift.“

Die Fans fordern vehement eine transparente Neuabstimmung, nachdem Geschäftsführer Martin Kind von Hannover 96 gegen die Weisung des Muttervereins für einen Investorendeal gestimmt haben soll. Kind gibt keine Auskunft. Der Forderung nach einer Neuabstimmung haben sich inzwischen mehrere Chefs von Bundesliga- und Zweitligavereinen angeschlossen. Ein Gesprächsangebot der DFL lehnten die Fanverbände ab.