Pieks! Autsch, das tut weh! Wenn (wie hier im Bild) eine Honigbiene zusticht, gelangt ihr Gift in den Körper und verursacht Röttungen und schmerzhafte Schwellungen. Foto: d/a

Sommerzeit – Insektenzeit: Für die meisten sind Stiche von Wespen, Bienen & Co harmlos. Doch wer allergisch reagiert, sollte sehr vorsichtig sein. Wir klären die wichtigsten Fragen zu Insektenstichen. 

„Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“, sagt der Volksmund. Auch wenn diese Lebensweisheit äußerst beängstigend klingt, ist sie dennoch falsch. Denn wie viele Stiche einer Honigbiene, Wespe oder Hornisse für einen Menschen tödlich sein können, ist sehr unterschiedlich.

Schon ein einzelner Stich einer Wespe kann – an der richtigen Stelle platziert und einen Allergiker getroffen – üble Folgen haben und im schlimmsten Fall tödlich enden.

Allergiker, Vorsicht!

Am häufigsten sind Reaktionen auf Stiche von Honigbienen und Faltenwespen. Für die meisten sind die Stechattacken harmlos. Rötungen, Schwellungen und Juckreiz verschwinden nach wenigen Tagen wieder.

Atemnot, Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen können jedoch die Folge sein, wenn man allergisch auf das Gift reagiert, wie Gösta Lotz von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Universitätsklinik Frankfurt erklärt.

Von einer Insektenstich-Allergie sind rund drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Jährlich werden durchschnittlich 3000 Insektengiftallergiker durch Notärzte versorgt. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr bis zu 20 Menschen infolge eines allergischen Schocks nach einem Stich durch eine Wespe oder Biene.

In der Regel treten heftige Reaktionen in den ersten zwei Stunden nach dem Stich auf. Ob man allergisch gegen Insektengift ist, zeigt sich erst, wenn man gestochen wurde. Verlässlich vorher abklären lässt sich das nicht.

Was tut man im Notfall?

Man muss nicht mit jedem Wespenstich gleich zum Notarzt rennen. Örtlich begrenzte Reaktionen des Körpers kann man mit kühlenden Umschlägen oder cortisonhaltigen Cremes selbst behandeln. Wie aber soll man im Ernstfall reagieren? So schnell wie möglich den Stachel entfernen. Sofort einen Arzt rufen (Notruf 112)! Beine hochlagern bei Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzdruckmassage bei Kreislaufstillstand und aufrechte Sitzposition bei Atemnot.

Notfall-Set für Allergiker

Allergiker sollten immer ein Notfall-Set dabei haben: ein Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat und Adrenalin. Bei einem anaphylaktischen Notfall zuerst das Adrenalin in den Oberschenkelmuskel spritzen.

Ruhe bewahren

Wenn eine Wespe oder Biene um einen herumschwirrt, sollte man Ruhe bewahren. Auf gar keinen Fall darf man wild mit den Armen herumfuchteln oder versuchen das Insekt zu verscheuchen. Bienen, Hornissen und Wespen fühlen sich schnell angegriffen und wehren sich mit ihrem Giftstachel. Wer schon mal gestochen wurde, weiß wie weh das tun kann. Hummeln sind geduldiger, aber genauso Stachelbewehrt.

Hornissen, Wespen, Bienen

Hornissen: Sie sind deutlich größer als Bienen und andere Wespenarten, aber nicht gefährlicher. Um einen gesunden Erwachsenen ernsthaft zu gefährden, müssten sie einige Dutzend Male zustechen. Allerdings sollte das keiner ausprobieren. Eine solche Mutprobe könnte schnell auf der Intensivstation enden.

Wespen: Ihr Gift ist weniger wirksam als Bienengift. Zudem ist die Giftdosis, die über den Bienenstachel in den Körper gelangt, rund zehnmal so hoch bei einem Wespenstich. Bei Hummeln können nur die Weibchen stechen – genauso wie bei Bienen. Das kommt bei den friedlichen Brummern aber äußerst selten vor.

Bienen: Wespen können mehrmals zustechen, während Bienen nach dem ersten Stich, weil der Stachel einen Widerhaken enthält, der stecken bleibt und sich die Biene beim Rausziehen tödlich verletzt. Prekär wird es, wenn die tödlich verwundete Biene Artgenossen alarmiert, die ihrer Schwester zu Hilfe eilen.

Achtung bei Stichen in Hals- und Rachenraum

Bei empfindlichen Stellen wie Atemwege, Schleimhäute oder Augenbereich sollte man ganz besonders vorsichtig sein. Angeblich soll es Menschen gegeben haben, die mehrere hundert Bienenstiche überlebt haben sollen. Aufgrund mangelnder empirischer Daten lässt sich diese Behauptung nur schwer überprüfen.

Dagegen kann schon ein einziger Stich im Hals- und Rachenraum lebensbedrohend werden, wenn Erstickungsgefahr durch Zuschwellen der Atemwege droht.

Fazit: Vorsicht bei Apitoxin

Ein Wespen- oder Bienenstich kann für einen Menschen also genauso lebensgefährlich sein wie 50 oder mehr. Wer letzteres unbeschadet überstehen will, muss einen guten Tag erwischen, stecherprobt sein und an Apitoxin (medizinischer Name für Bienengift) gewöhnt sein.

Info: Bienen – ein fleißiges Völkchen

Welche Arten von Bienen gibt es?
In einem Bienenstock gibt es drei Arten von Bienen: Die Königin ist mit 15 bis 18 Millimetern die größte Biene im Volk. Sie ist die einzige, die für den Nachwuchs sorgt. Im Frühjahr legt sie jeden Tag bis zu 2000 Eier pro Tag. Wie die Larven, die aus ihren Eiern schlüpfen, wird sie von den Arbeiterinnen gefüttert. In einem starken Volk leben mehr als 60 000 Bienen zusammen. Bis auf 500 bis 2000 männliche Bienen – sie werden Drohnen genannt – sind das alles Weibchen. Nur weibliche Bienen besitzen einen Giftstachel. Damit können sie einmal stechen, um ihr Volk zu schützen – danach sterben sie. Schon nach etwa sechs Wochen geht das Leben einer Sommerbiene zu Ende. Die Arbeiterinnen, die im Herbst geschlüpft sind, werden bis zu neun Monate alt. Sie bringen die Königin durch den Winter, indem sie diese füttern, und ziehen die erste Brut im Frühjahr auf. Königinnen werden bis zu vier Jahre alt.

Sind Bienen intelligent?
Jedes Bienenvolk hat eine Art von gemeinsamen Verstand. Die Bienenforscher sprechen von der Schwarmintelligenz. Das bedeutet: Die einzelne Bienen wäre ohne die Gemeinschaft, die sie schützt, ernährt und die sich fortpflanzt, nicht überlebensfähig. Erst die Gemeinschaft vieler Tausender von Bienen spornt sie zu Höchstleistungen an. Die Kraft der Gemeinschaft formt das Bienenvolk zum einzigartigen Superorganismus, der über fantastische Fähigkeiten verfügt.

Wie kommunizieren Bienen?
Faszinierend an diesen einzigartigen Insekten ist nicht so sehr das Verhalten der einzelnen Biene, sondern die Zusammenarbeit aller Bienen als Gruppe. Zur Blütezeit im Frühjahr wächst das Bienenvolk auf 50 000 und mehr Individuen an. Wer ihr Verhalten beobachtet, hat den Eindruck, sie würden von einer zentralen Stelle gelenkt. Einer Art Superhirn, in dem alle Befehle wie in einer riesigen Schaltzentrale zusammenlaufen. Doch das stimmt so nicht. Zwar gibt es die Bienenkönigin, die die Mutter aller Bienen im Stock ist. Doch ist nicht sie es, die das Handeln des Bienenvolkes lenkt und leitet. Vielmehr ist es die Gemeinschaft aller Bienen – von den Arbeiterinnen über die Drohnen (die männlichen Bienen)und der Königin –, die absolut perfekt aufeinander abgestimmt ist. Jedes Bienenvolk hat Fähigkeiten entwickelt, welche die einzelne Biene nicht beherrscht und ohne die das ganze Volk zugrunde gehen würde.

Wo wohnen Bienen?
Jedes Bienenvolk baut sich einen Bienenstock aus Wachs. Aus diesem Wachs formen die Bienen ihre Waben, in denen die Jungen heranwachsen. Bienen leben bei uns nur noch selten in freier Natur. Die meisten Völker werden von Imkern gehalten. Die Imker bieten ihnen Körbe oder Kästen an, in denen die Völker einen richtigen Staat gründen – mit der Königin an der Spitze, Arbeiterinnen, Sammlerinnen und Soldaten. Meistens stellen die Imker drei solcher Kästen übereinander. In den unteren Kästen wird der Nachwuchs aufgezogen, im oberen Kasten wird der meiste Honig eingelagert.

Was ist mit dem Nachwuchs?
Die Arbeiterinnen bauen sechseckige Wabenzellen aus Wachs, den sie selber in Wachsdrüsen produzieren. Darin legt die Königin ihre Eier, die ungefähr 1,5 Millimeter lang sind. Nach drei Tagen schlüpft eine kleine Larve. Sie wird von den Ammen-Bienen mit einem speziellen Saft gefüttert, den diese mit ihren Drüsen am Kopf produzieren. In den Waben wird auch der Honig gesammelt.

Wovon ernähren sich Bienen?
Damit viele gesunde und kräftige Jungen heranwachsen, müssen sie ständig mit Nahrung versorgt werden. Die Arbeiterinnen müssen alle ernähren: die Brut, die Königin und Drohnen und natürlich auch sich selbst. Außerdem benötigt das Volk Vorräte für den Winter. Dazu sammeln die Bienen Nektar aus den Blüten der Pflanzen. Sie tragen auch Honigtau, Wasser, Harz und Pollen in den Bienenstock. Honigtau ist der süße, klebrige Saft, den bestimmte Pflanzen oder Blattläuse auf Bäumen und Blättern absondern. An sonnigen, warmen Tagen besuchen die Sammlerinnen bis zu vier Millionen Blüten. Daraus produzieren sie ein Kilo Honig. Im Laufe eines Frühjahrs und Sommers sammeln Bienen bis zu 600 Kilogramm Nektar, der zu 300 Kilogramm Honig verarbeitet wird. Das meiste davon fressen sie. Auch Pollen, den feinen Blütenstaub der Pflanzen, benötigen sie zur Ernährung der Jungen. Sie sammeln ihn in Körbchen an den Hinterbeinen.

Woran erkranken Bienen?
Da in einem Bienenstock viele Tausend Bienen bei rund 35 Grad Celsius zusammenleben, können sich Krankheiten sehr schnell ausbreiten. Um das zu verhindern, stellen die Bienen aus dem Harz von Bäumen und aus den Pollen von Blüten einen bräunlichen Kitt her, der Propolis genannt wird. Mit ihm dichten sie kleine Öffnungen, Spalten und Risse in ihrem Bienenstock ab. Der Kitt soll verhindern, dass sich Bakterien und Pilze ausbreiten.

Wie gefährlich ist die Varroa-Milbe?
Der größte Feind der Bienen ist die Varroa-Milbe. Dieses 1,1 Millimeter lange und 1,6 Millimeter breite Insekt sitzt auf den Bienen oder lebt und vermehrt sich in der Brut in den Bienenwaben. Die Varroa-Milbe saugt den Bienen das Blut aus und überträgt so Krankheitserreger. Wird ein Bienenvolk nicht behandelt, stirbt es an dem Milbenbefall. Der Befall mit Milben ist auch eine der Hauptursachen, dass immer wieder ganze Bienenvölker sterben.

Woraus wird Honig gemacht?
Die Arbeiterinnen sammeln das ganze Frühjahr und den Sommer hindurch Futter. Mit dem Rüssel saugen sie Nektar in den Blüten an. Nektar ist eine wässrige Flüssigkeit, die reich an verschiedenen Zuckerarten, Mineralstoffen und Duftstoffen ist. Der Nektar gelangt in den Honigmagen der Biene, wo er durch Säfte aus Drüsen und durch den Speichel in der Mundöffnung dünnflüssig wird. Im Bienenstock übergeben die fleißigen Sammlerinnen den Honig an andere Bienen, die ihn in Wachszellen speichern und mit Wachsplättchen versiegeln. Durch das Schlagen der Flügel wird der flüssige Honig eingedickt. Bis der Honigmagen gefüllt ist, muss eine Biene 200-mal Blüten anfliegen.

Was machen Imker?
Menschen, die Bienen wie Haustiere halten, nennt man Imker. Sie beschäftigen sich mit der Vermehrung und Züchtung von Bienen sowie mit der Produktion von Honig. Viele Imker, die am Bienenstock arbeiten, schützen ihr Gesicht mit einem speziellen Hut und ihren Körper mit einem dicken Anzug. Bevor der Imker den Bienenstock öffnet, bläst er Rauch hinein, damit die Bienen ruhig sind und nicht stechen. Im Juli, wenn die Waben prall mit Honig gefüllt sind, entfernt sie der Imker vorsichtig aus dem Stock. Damit die Bienen nicht verhungern, stellt er ihnen eine Lösung aus Wasser und Zucker hin. 25 Liter reichen als Wintervorrat. Um den Honig zu gewinnen, muss der Imker die Wachsschicht von der Wabe entfernen.