Der Keinachtsbaum kann immer wieder verwendet werden, nur die Zweige werden jedes Jahr frisch hinein gesteckt. Foto: Keinachtsbaum/Simon Pohlmann

Rund 27 Millionen Christbäume werden jedes Jahr in Deutschland gekauft – und kurz danach entsorgt. Welche Alternativen gibt es, bei denen weniger Bäume gefällt werden müssen – ist die Plastiktanne eine Option?

Es ist noch etwas hin bis Weihnachten. Doch in den Geschäften findet man bereits Lebkuchen und adventliche Dekoration. Und lange wird es nicht mehr dauern, bis auch die ersten Christbäume auftauchen. In den kommenden Wochen werden in Deutschland voraussichtlich rund 27 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Im Schnitt wachsen die Tannen und Fichten zehn Jahre auf Plantagen heran, bis sie gefällt werden. Dann bleiben sie wenige Wochen in Wohnzimmern stehen – und werden entsorgt.

Wir haben Alternativen gesammelt, die besser für die Umwelt sind und bei denen weniger Bäume sterben müssen.

Zum Basteln: der Keinachtsbaum

Der Keinachtsbaum sieht so aus und riecht wie ein echter Weihnachtsbaum, ist aber keiner. Wer ihn bestellt – der Keinachtsbaum kommt aus Niedersachsen –, bekommt einen Bausatz mit neun Einzelteilen aus FSC-zertifiziertem Eschenholz, einen Stern und bei Bedarf Schnittgut, also abgesägte Zweige einer Tanne. Aus den Holzstücken baut man sich einen Ständer sowie einen Stamm, in den das Schnittgut gesteckt wird; Löcher sind vorgebohrt. Nach Weihnachten kommt das Schnittgrün auf den Kompost oder in die Biotonne, der Bastelbaum wird auseinandergebaut und kann im nächsten Jahr wieder verwendet werden.

Den Keinachtsbaum erfunden hat Nico Stisser, ein Grafikdesigner und Unternehmer aus dem Landkreis Osnabrück. Über eine Crowdfunding-Kampagne verkaufte er 2020 erstmals 555 Keinachtsbäume, 2021 waren es bereits 2800, im vergangenen Jahr dann 6000. In diesem Jahr hätten viele bereits im Oktober ihren Keinachtsbaum gekauft, sagt Stisser. Man könne aber noch bis 17. Dezember bei ihm bestellen.

Wer zum ersten Mal einen Keinachtsbaum kauft, sollte mit bis zu zwei Stunden für den Aufbau rechnen, Profis schafften es in 30 Minuten, heißt es. Je nach Größe gibt es den Keinachtsbaum ab 149 Euro mit Fuß, dazu kommt Schnittgut ab 22 Euro. Für das Schnittgrün werde kein Baum gefällt, versichert Nico Stisser. „Tannen wachsen weiter, auch wenn ihnen Zweige entfernt werden.“ Oder man kauft bei einem lokalen Erzeuger Schnittgrün, dies ist in der Regel dann Ausschuss von Weihnachtsbaumplantagen.

Zum Leihen: Christbaum im Blumentopf

Zu Tannenbäumen mit Wurzelballen im Topf sowie zur Miete gibt es unterschiedliche Ansichten. Umweltverbände kritisieren, dass diese oft nicht den Temperaturwechsel vom Freien ins Wohnzimmer und zurück überlebten. Einige Baumschulen und Gärtnereien reklamieren jedoch für sich, dass dies bei ihnen fast immer gut funktioniere.

Falls man sich einen Baum im Topf kauft oder zur Miete ausleiht, gibt der Naturschutzbund (Nabu) folgende Tipps: Bevor der Weihnachtsbaum ins warme Wohnzimmer umzieht, sollte er sich im Keller oder in der Garage akklimatisieren. Und auch nach dem Auszug müsse der Ballen für einige Zeit vor Frost geschützt werden.

Zum Behalten: Christbaum aus Plastik

Auch zu Plastikbäumen als Alternative herrschen unterschiedliche Ansichten: Der Nabu rät davon ab, schließlich habe man „mit Plastikmüll ja wirklich genug Sorgen“. Die Kunstbäume hätten eine schlechte Klimabilanz, da für Produktion und Transport viel Energie benötigt würden – und dagegen echte Bäume CO2 speicherten, Sauerstoff herstellten, Wasser im Boden bänden und kompostiert werden könnten.

Das Umweltbundesamt äußert sich zurückhaltender: Plastik-Weihnachtsbäume seien nicht pauschal schlechter als echte Bäume, heißt es. Entscheidend sei, wie lange der Baum genutzt werde und wie viele natürliche Weihnachtsbäume eine Plastik-Tanne ersetze, heißt es. Je länger diese halte, desto besser sei sie für die Umweltbilanz.

Zum Beruhigen: Weihnachtsbaum mit Bio-Siegel

Laut dem Umweltbundesamt entstehen Umweltbelastungen bei Weihnachtsbäumen „insbesondere durch den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden sowie durch den Transport zu den Kundinnen und Kunden“. Deshalb rät die Behörde zu Bäumen aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus ökologischen Weihnachtsbaumkulturen. Dann werden keine synthetischen Pestizide und Mineraldünger beim Anbau verwendet.

Immer mehr Baumärkte haben ökologische Bäume im Sortiment. Einen umfassenden Überblick liefert die Waldschutzorganisation Robin Wood. Dort waren für Deutschland zuletzt 1082 Verkaufsstellen für Bäume aus ökologischer Herkunft gelistet sowie 179 Produzenten. Eine Übersicht für die eigene Region findet man unter robinwood.de.

Zum Selbstschlagen: Baum aus dem nächsten Wald

Ein großer Hebel beim Kauf eines Weihnachtsbaums ist der Transport. „Die Strecke mit dem Auto vom Händler zu Ihnen nach Hause kann einer oder der größte Posten in der CO2-Bilanz Ihres Baumes sein“, warnt das Umweltbundesamt. Deshalb sei am besten, den Baum zu Fuß oder mit dem Fahrradanhänger beim Händler um die Ecke abzuholen.

Das Umweltbundesamt rät außerdem dazu, einen Baum zu kaufen, der in der Nähe gewachsen ist. Einige Forstbetriebe und Gärtnereien bieten auch an, den Weihnachtsbaum selbst zu schlagen. Dann weiß man ganz sicher, dass die Transportwege kurz sind. Eine weitere Alternative sind sogenannte Durchforstungsbäume, die unter Strom- oder auf Leitungstrassen wachsen. Diese Tannen und Fichten sind meist unbehandelt und müssen ohnehin gefällt werden. Um einen solchen Baum zu bekommen, muss man beim örtlichen Forstamt nachfragen. Allerdings sei auch dann darauf zu achten, nicht extra mit dem Auto 20 Kilometer in den Wald zu fahren, denn sonst falle die Umweltbilanz wieder negativ aus, mahnt der Nabu.

Tipps für die Region Stuttgart

Christbaum selbst schlagen
Mehrere Gärtnereien und Baumschulen in der Region Stuttgart bieten an, dass man sich seinen Christbaum selbst schlägt. Dazu gehört der Uhlandhof in Hattenhofen (Kreis Göppingen). Zwischen 3. und 23. Dezember können Nadelbäume von bis zu 8 Metern Höhe selbst geschlagen werden. Ebenfalls möglich ist dies bei der Baumschule Wieland in Möglingen (Kreis Göppingen): An den Wochenenden vom Zweiten Advent und Dritten Advent, jeweils von 9 bis 16 Uhr, kann man sich seinen Baum von bis zu 3,50 Metern Höhe aussuchen und selbst schlagen. Auf Wunsch werden diese auch angespitzt und verpackt.

Christbaum zur Miete
Die Gärtnerei und Baumschule in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) sagt von sich, dass 95 Prozent ihrer Leih-Weihnachtsbäume die Ausflüge in fremde Wohnzimmer überleben. Nach spätestens drei Wochen kämen sie wieder aus dem Topf auf den Acker, dann dürften sie sich mindestens drei Jahre regenerieren und weiter wachsen, bis sie erneut ausgegraben und verliehen werden. Alexander Häussermann bietet auch Olivenbäume zur Miete an, die sich viel besser in Töpfen halten als Tannen oder Fichten – doch in der Vergangenheit fanden die Menschen das zwar lustig, aber wollten noch keinen Olivenbaum als Christbaum, sagt er. (jub)