Das Dach ist angeknabbert am Klenk-Areal in Fellbach. Foto: Dirk Herrmann

Beim Klenk-Areal in Nähe des Fellbacher Bahnhofs haben kürzlich die Abbrucharbeiten begonnen. Entstehen soll ein Vorzeigeprojekt für die Bauausstellung 2027.

Den größeren Teil haben die Abrissbagger noch vor sich. Aber das Dach des Gebäudes Auberlenstraße 21 sieht derzeit ganz schön angeknabbert, fast abrasiert aus. Die Abbrucharbeiten beobachten können Fußgänger, die die Esslinger Straße entlang Richtung Bahnhof zu ihrem S-Bahn-Anschluss eilen oder auch Autofahrer, die diese viel befahrene Straße nutzen.

Innovative bauliche Lösungen gesucht

Die Fläche wird, in Anlehnung an den letzten Eigentümer, als Klenk-Areal bezeichnet. Zusammen mit der Freifläche auf der anderen Straßenseite an der Eppingerstraße – dort wurde vor einiger Zeit eine einstige Kofferfabrik dem Erdboden gleichgemacht – soll sich ein Vorzeigeprojekt für den Fellbacher Beitrag zur Internationalen Bauausstellung im Jahr 2027 (IBA’27) in der Stadtregion Stuttgart entwickeln. Man wolle, „innovative bauliche Lösungen umsetzen“, erläuterte Ulrich Dilger, Abteilungsleiter im Fellbacher Stadtplanungsamt, bereits vor stark einem Jahr im Gemeinderat. Überdies sollen dort auch „praktikable Lösungen zum Umgang mit der für diese städtebauliche Nahtstelle charakteristische Lärmproblematik“ gesucht werden, so die Zielsetzung angesichts der nahen Eisenbahnlinie sowie eines metallverarbeitenden Betriebs in Sicht- und insbesondere Hörweite.

Fellbach präsentiert sich bei der IBA’27 mit dem Großprojekt „Agriculture meets Manufacturing“, also Landwirtschaft trifft auf Industrie. Dabei geht es insbesondere um die Entwicklung auf der Süd- und der Nordseite der Stuttgarter Straße. Für Fellbach, so erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags mit IBA-Intendant Andreas Hofer, gehe es um die Frage: „Gibt es ein Miteinander von Landwirtschaft, Gewerbe und Wohnen auf engem Raum?“ Die Antwort gab die Rathauschefin gleich selbst: „Wir können die Themen nicht gegeneinander ausspielen, sondern nur miteinander lösen.“

1,6 Millionen Euro für Abbruch und Entsorgung

Ziel bei den beiden neuen Baugebieten in Bahnhofsnähe ist, so die Vorgabe der Bauverwaltung, den Übergang zwischen Wohnungen, Industrie und Gewerbegebieten zu gestalten „und ein lebendiges Quartier zu erzeugen“. Doch bevor dafür architektonisch anspruchsvolle Visionen entwickelt werden können, ist Kärrnerarbeit gefragt. Wie der kürzlich begonnene Abbruch der bestehenden Gebäude, der laut Auskunft der Fellbacher Baudezernentin Beatrice Soltys bis Februar kommenden Jahres dauern soll. Die Kosten für Abbruch und Entsorgung liegen bei circa 1,6 Millionen Euro.

In der Lehmgrube wurde Munition hergestellt

Die bestehenden Gebäude werden entkernt und komplett abgerissen, inklusive der Kellergeschosse. Das rund 300 Meter südwestlich des Bahnhofs gelegene Areal hat allerdings zumindest teilweise ein nicht unkritisches Erbe, wurden dort doch altlastenrelevante Flächen festgestellt. Diese Altlasten sind auf den früheren Betrieb einer Lehmgrube mit bis zu sieben Metern Tiefe zurückzuführen, so die Auskunft des Stadtplanungsamts im Frühjahr. In der Lehmgrube wurde während der Weltkriege Munition hergestellt, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grube mit verschiedenen Materialien, darunter auch Hausmüll, verfüllt. Nach dem vollständigen Rückbau jedenfalls muss das Gelände aus Sicherheitsgründen zunächst verfüllt und entwässert werden.

Aktuell stehen nach Soltys’ Angaben Gespräche mit der Nachbarschaft an, anschließend werde ein Architektenwettbewerb vorbereitet. Ob das Eckgrundstück zur Esslinger Straße hin tatsächlich mit einem Parkhaus bebaut wird, ist noch offen – zuletzt gab es einige Vorbehalte im Lokalparlament. Ein Nachbar hat kürzlich in einer E-Mail an unsere Redaktion vehement seinen Protest gegen diese „kursierenden Pläne“ formuliert. „Dass in der Esslinger Straße Menschen, Frauen und Kinder und Hochbetagte leben, interessiert die Gemeinderäte offensichtlich nicht. Hauptsache, die Autofahrer haben ihr Parkhaus.“ Das Verkehrsaufkommen in der Esslinger Straße, so seine Prognose „steigt dann unzumutbar“.