Von wegen mikrowellenfest: geschmolzener Deckel. Foto: Langner

Ein Schiet von Eis und Feier: Ein Küchengerät gibt Rätsel auf.

Aus unserer beliebten Wissenschaftsreihe „Plunder der Technik“ präsentieren wir Ihnen heute einen Erfahrungsbericht aus unserer Böblinger Redaktionsküche. Dort steht eine Mikrowelle, die zwar die Kollegenschaft regelmäßig zum Kochen bringt, das mitgebrachte Essen aber ziemlich kalt lässt. „Das muss doch auch anders gehen“, meint daher ein Kollege. Er dreht sämtliche Rädchen auf Anschlag, stellt die Uhr optimistisch auf fünf Minuten und setzt sich für die Wartezeit an seinen Schreibtisch.

Als er in die Küche zurückkommt, trifft ihn schier der Schlag: Der vermeintlich mikrowellenfeste Deckel sieht aus, als hätte ihn jemand mit einem Flammenwerfer bearbeitet. Das Plastik ist geschmolzen, zusammengeschrumpelt und dampfend heiß. Offenbar hat die Mikrowelle doch mehr Feuerpower als gedacht. Der Kollege macht sich eine geistige Notiz, das Gerät mit dem Warnhinweis „Achtung, Kernschmelze!“ zu versehen und begibt sich an seinen Essplatz.

Für wen soll das gut sein – Vulkanforscher? Panzerbesatzungen?

So wie es aussieht, ist das Essen unter dem Deckel unversehrt geblieben. Außerdem: Was hilft’s denn? Laut knurrt der Magen und noch lauter knurrt der Chef, wenn der Reporter nicht bald seinen Text auf die leere Seite hackt. Also greift er zu Messer und Gabel, nimmt den immer noch siedend heißen Deckel ab und schiebt sich vorsichtig den ersten Happen in den Mund. Zu seiner Überraschung ist das Essen eiskalt.

Wie genau das geht, ist uns ein Rätsel. Wer weiß? Womöglich haben ja ein paar verrückte Wissenschaftler ein Gerät ausgetüftelt, das Dinge außen höllenheiß macht, während drinnen gar nichts passiert. Wobei wir uns fragen, für wen das gut sein soll. Für Vulkanforscher? Oder Panzerbesatzungen? Vielleicht findet die Bundeswehr ja noch eine sinnvolle Verwendung für unsere Mikrowelle. Zum Essenaufwärmen taugt sie jedenfalls nicht.

„Ein Schiet von Eis und Feuer“

Nachtrag: Nach intensiven Nachforschungen unserer zehnköpfigen Recherche-Taskforce namens „Ein Schiet von Eis und Feuer“ sind wir dem Problem endlich auf den Grund gekommen: Offenbar hatte der Kollege, der das private Gerät mit in die Redaktion gebracht hat, vergessen zu erwähnen, dass bei der Mikrowelle nur noch die Grillfunktion tut. Dieser Schlingel. Wir werden uns eine passende Strafe für ihn ausdenken. Rache ist ja bekanntlich ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.

(Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der Humorkolumne dieser Zeitung.)