„Passiert das, wenn man einen Zebrastreifen bei Wish bestellt?“, fragt unser Leser. Foto: David Maurer

Ist dieser Überweg bald so berühmt wie das Pendant in der Abbey Road?

Wenn man es als Zebrastreifen zu ein bisschen Berühmtheit bringen will, muss man sich in der Regel mit Füßen treten lassen – vorzugsweise von der prominenten Sorte. Die Beatles haben diese wunderbare Wandlung eines Fußgängerüberwegs in ein Kultobjekt einst vollbracht: Als sie für ein Plattencover hintereinander über den Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios in London schritten, machten sie die weißen Striche auf der Straße weltberühmt.

In Böblingen gibt es jetzt einen Zebrastreifen, der es auch ganz ohne Promi-Fußbehandlung zumindest zu lokaler Berühmtheit schaffen könnte. Es ist der wohl gestreifsteste Zebrastreifen, den die Stadt zu bieten hat. David Maurer hat uns auf dieses seltene Exemplar aufmerksam gemacht, das sich am Übergang zwischen Waldburgstraße und Am Käppele bei der Einmündung zum Haus am Maienplatz befindet. „Wie zebrastreifenartig kann ein Zebrastreifen sein?“, fragt er. „Passiert das, wenn man einen Zebrastreifen bei Wish bestellt?“, spielt er spöttisch auf eine Online-Shopping-App an, die Ware zu Billigpreisen vertickt.

Die Erklärung hat mit Verschleiß und Frost zu tun

Aber warum denn so sarkastisch? So ein zebragestreifter Zebrastreifen ist doch sehr hübsch anzuschauen. Außerdem: In der Natur schützen die Streifen Zebras vor den Stichen der Tsetsefliege, weil sie deren Facettenaugen verwirren. Vielleicht gibt es hier ja einen ähnlichen Effekt, wenn Autofahrer lieber extra langsam fahren, weil sie sich von den streifigen Streifen verwirrt fühlen.

Wir wissen es nicht. Deshalb haben wir mal auf dem Böblinger Rathaus nachgefragt. „Es handelt sich hier um einen ganz normalen Vorgang“, ließ uns das Tiefbauamt wissen. „Während der Asphalt altert, entstehen im Laufe der Zeit Risse. Dadurch dringt Wasser in den Straßenkörper ein“. Wenn es dann im Winter frostig wird, könne das zu einem schnelleren Verschleiß führen. Um dies zu vermeiden, würden die Risse vor allem im Frühjahr und Sommer mithilfe einer schwarzen Bitumen-Emulsion zugeklebt.

Fußgängerüberweg ist eindeutig als solcher zu erkennen

„Dennoch“, so die Auskunft vom Bauamt, „ist der Fußgängerüberweg als solcher eindeutig zu erkennen – zumal durch die angebrachten Verkehrsschilder – und gilt damit nach wie vor.“ Dass die Streifen erst nach mindestens vier Monaten wieder weiß übermalt werden, habe übrigens gute Gründe: Die Markierungsstoffe würden sonst auf der noch frischen Emulsion nicht halten.

Nach dieser doch eher ernüchternden Erklärung schauten wir ganz schön kariert aus der Wäsche. Vielleicht müssen wir das mit der Zebrastreifen-Berühmtheit noch einmal überdenken.

(Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der Humorkolumne dieser Zeitung.)