Der neue Mannschaftsbus der Stuttgarter Kickers, spendiert von Gönner und Aufsichtsratsmitglied Günter Daiss Foto: privat/pr

An diesem Mittwoch fahren die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers erstmals in ihrem nagelneuen Mannschaftsbus zu einem Auswärtsspiel. Der dunkelblaue Gönner und Aufsichtsrat Günter Daiss macht’s möglich.

Willi Mast war schon auf dem Sprung, den VIP-Raum nach einem Heimspiel der Stuttgarter Kickers zu verlassen, da nahm Günter Daiss seinen langjährigen Weggefährten und Freund noch kurz zur Seite: „Willi, mich regt es auf, dass du mal mit einem grünen, mal mit einem gelben Bus, mal mit dem der Volleyballfrauen durch die Gegend fährst“, sagte das Aufsichtsratsmitglied zum Chefchauffeur der Blauen. „Günter, mir fehlen noch fünf Euro fünfzig von dir“, erwiderte Mast mit einem Schmunzeln, und die beiden Urgesteine verabredeten sich zu einem Gespräch in aller Ruhe. Was daraus wurde, lässt sich demnächst bestaunen.

470 PS starker Dreiachser

Vom 1. November an touren die Kickers mit einem nagelneuen, 13,20 Meter langen, 470 PS starken MAN-Dreiachser zu den Auswärtsspielen. 38 blaue Sitzplätze bietet das hochmoderne Gefährt mit dem Kennzeichen S-KS 1899. An diesem Dienstag wird es im Busforum in München abgeholt, am Mittwoch kommt es beim WFV-Pokal-Achtelfinalspiel bei der TSG Backnang erstmals zum Einsatz. Gesteuert wird es, wie seit über 40 Jahren, weiterhin von Willi Mast, der seinen ursprünglich am 26. November 2023 auslaufenden Busführerschein vor Kurzem um fünf Jahre verlängert hat. Großzügig finanziert hat das Luxus-Reisemobil, das preislich im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich liegt, Günter Daiss.

Einmal blau, immer blau

Eigentlich geht der Begriff „Blauer Adel“ auf die königliche Hoheit Herzog Ulrich von Württemberg zurück, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Schirmherrschaft über die am 21. September 1899 gegründeten Stuttgarter Kickers übernommen hatte. Später war es der Titel für die tiefblauen Gönner der Kickers.

Der Unternehmer Günter Daiss ist ein klassischer Vertreter des „Blauen Adels“. Er ist kein Sponsor, auch kein Darlehen gebender Investor, sondern ein Mäzen – und das seit Jahrzehnten. Einmal blau, immer blau. Sein Engagement hängt er nicht an die große Glocke. „Mein Herz schlägt für die Kickers, und ich gebe mit warmen Händen“, sagt der rüstige 84-Jährige auf Nachfrage und liefert seine Einstellung gleich mit: „Wenn ich dem Verein etwas Gutes tue, dann mache ich das, weil ich helfen will. Und deshalb will ich das, was ich gegeben habe, auch nicht zurück.“

Daiss redet überlegt, formuliert differenziert und rhetorisch geschliffen. Klartext ist sein Markenzeichen. Mit Sicherheit sind das auch Erfolgsrezepte seiner beruflichen Laufbahn. Der gelernte Versicherungskaufmann hatte nicht nur in dieser Branche Erfolg, sondern beispielsweise auch mit der Bekleidungsfirma Gin Tonic. Mit diesem Schriftzug auf der Brust standen die Blauen 1987 im DFB-Pokal-Finale und stiegen 1988 erstmals in die Bundesliga auf. In dieser Zeit ging es auch mal in seinem Privatflugzeug zu Auswärtsspielen – und der damalige Landesvater Lothar Späth war mit an Bord.

Passionierter Jäger

Seit 1998 ist die Sportausrüsterfirma Uhlsport ein Teil seiner Unternehmensgruppe. Die Universität Hohenheim hat ihn mit der Ehrensenator-Würde ausgezeichnet, aufgrund seines gesellschaftlichen Engagements ist der passionierte Skifahrer und Jäger seit 1999 Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Der gebürtige Stuttgarter mit Wohnsitz in Freiberg/Neckar unterstützt auch andere Clubs, doch sein Herzensverein sind die Kickers. Von 1994 bis 2000 fungierte er unter seinem Freund Axel Dünnwald-Metzler als Vizepräsident, davor war er sechs Jahre lang im Verwaltungsrat. Nach einer Pause von mehreren Jahren, in denen das Vertrauensverhältnis zu den Entscheidungsträgern nicht mehr intakt war, kehrte er 2019 zurück: erst als kooptiertes Mitglied des Aufsichtsrates, seit 2020 als offizieller Teil des Kontrollgremiums, mit engen Kontakten zu Hauptsponsor MHP.

Daiss hält sich lieber im Hintergrund, in sportliche Belange würde er sich auch im Ansatz nie einmischen. Wenn er aber an den Aufstieg in die Regionalliga denkt, den er mit seinem finanziellen Engagement maßgeblich vorangetrieben hat, blitzt ein Lächeln auf: „Die Marke Kickers hat eine bundesweite Leuchtkraft. Der Verein ist strukturell gut aufgestellt, die Weichen sind gestellt, mindestens für die dritte Liga“, sagt der tiefblaue Gönner.

Und was den Mannschaftsbus betrifft, haben die Kickers künftig sogar Champions-League-Format.