Was würde passieren, wenn im laufenden Betrieb in einer großen Backstube eine Verpuffung geschieht? Das wurde am Samstag in Holzgerlingen durchgespielt. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Bürke

65 Feuerwehrleute und 35 DRKler üben in Holzgerlingen – mehr als 500 interessierte Zuschauer waren live dabei, als in der Großbäckerei Wanner eine Verpuffung simuliert wurde und danach das Chaos losbrach.

Weit mehr als 500 interessierte Zaungäste haben am Samstagnachmittag ein echtes Spektakel erlebt, das in ähnlicher Form passieren könnte: Ein Unfall vor der Tür der Großbäckerei Wanner, danach eine Verpuffung in der Backstube mit dramatischen Folgen. Mit dabei waren 65 Feuerwehrleute sowie 35 Hilfskräfte des DRK-Ortsvereins Holzgerlingen/Altdorf mit zusammen 14 Fahrzeugen. „Das große Interesse zeigt die Verbundenheit der Bevölkerung mit unseren Rettungskräften“, freute sich Holzgerlingens Bürgermeister Ioannis Delakos.

Übungsobjekt war die erst in diesem Sommer eröffnete Genusswerkstatt der Bäckerei Wanner im Gewerbegebiet Buch. Angenommenes Szenario: Erst ein Autounfall direkt vor der Tür, dann eine Verpuffung in der Backstube mit etlichen zu Rettenden auch auf dem Dach des Gebäudes. Fachkundig kommentiert von Eberhard Dieterle und seiner Rotkreuz-Kollegin Sandra Binder entfaltete sich mit der Alarmierung um halb vier ein turbulentes Geschehen. Der Einsatzleiter Micha Starniske, zweiter Stellvertreter des Holzgerlinger Feuerwehrkommandanten Albrecht Schmid, fand diese Szene vor: Ein auf der linken Seite liegender Pkw mit drei darin eingeschlossenen Personen. Diese kamen, wie alle anderen Mimen aus den Reihen von Feuerwehr und DRK. Dann noch ein Dummy, der unter dem danebenstehenden Altglascontainer lag.

Schere und Spreizer kamen zum Einsatz, um das Auto wie mit einem großen Dosenöffner zu knacken, außerdem ein Luftkissen, um den Container nach der Kontaktaufnahme mit dem Patienten anzuheben. Plötzlich knallte es, Feuer und Rauch aus dem Bäckereigebäude und um 15.44 Uhr Vollalarm für die Holzgerlinger Feuerwehr. Panisch rannten ein Bäcker mit verkohltem Brot und weitere Komparsen sichtlich verwirrt ins Freie. „Aufgeregte vermeintlich unverletzte Personen sind oft schwieriger zu behandeln als wirklich verletzte“, erklärte Sandra Binder zu dem zeitweisen Chaos.

„Feuer schwarz“ – das ist eine wichtige Nachricht

Doch sehr schnell hatten die Rettungskräfte unter den interessierten Blicken der zahlreichen großen und kleinen Zuschauer alles wieder unter Kontrolle. Vorne wurden Eingeschlossene mit tragbaren Leitern befreit und ein Dummy per Sprungpolster gerettet, an der Seite bliesen zwei Löschrohre im Außenangriff jeweils 100 Liter Wasser pro Minute auf die Flammen und innen rückten weitere Feuerwehrler dem Brand zu Leibe. Je kleiner das Feuer, desto mehr sank auch der Adrenalinspiegel bei Micha Starniske und seiner Truppe. „Feuer schwarz“, also aus, und „alle Verletzten draußen“ hieß es schließlich um 16.19 Uhr. „Es ist alles sehr ruhig und reibungslos gelaufen“, zog der Einsatzleiter ein zufriedenes Fazit.

Alexander Wanner ist beruhigt – aber auch froh, dass es nur eine Übung war

„Sehr sauber“, quittierte auch Kommandant Albrecht Schmid als aufmerksamer Beobachter den Übungsverlauf bei sonnigem Herbstwetter „mit einem lachenden Auge“. „Beruhigend, dass man schon Bescheid weiß, wenn wirklich etwas ist“, dankte er außerdem Bäckerei-Geschäftsführer Alexander Wanner und dessen Team für die Möglichkeit, auf deren Gelände zu üben, während der Betrieb im Laden und Café wie gewohnt weiterlief. Das anschließende gemeinsame Essen im „Hotel Gärtner“ – natürlich auf Kosten der Stadt – hatten sich alle beteiligten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für ihren tollen Übungseinsatz in der Freizeit mehr als redlich verdient.