Der Buggy muss aktuell dabei sein. Foto: /the

Wie reagiert man, wenn der kleine Sohn pinke Schuhe oder einen Puppenbuggy liebt? Unsere Redakteurin lässt ihn gewähren – hat aber gemerkt, dass es im Umfeld komische Reaktionen gibt.

Dass das Leben für Frauen und weiblich gelesene Personen oft schwierig ist, das dürfte inzwischen bekannt sein. Aber dass es auch für Kleinkinder schon harte Schranken gibt, was die Geschlechternormen angeht, das beginnt die diesen Text schreibende Mutter eines zweieinhalbjährigen Jungen gerade zu begreifen. Die Lieblingsfarbe des Kleinen ist aktuell Pink, er mag neben Kehrmaschinen, Baggern und Autos aller Art auch Einhörner und Glitzer. Neuerdings ist sein liebstes Spielzeug ein blauer Puppenbuggy. Der muss zu jedem Spaziergang mit und wird stolz geschoben – auch gerne mit einem grellpinken Plastikhummer als Passagier.

So war das Gefährt auch an einem Morgen in dieser Woche in einem Café in Sindelfingen dabei. Mutter und Kind setzten sich an einen Zweiertisch. Die ältere Dame am Tisch nebenan lächelte freundlich: „Das ist aber eine hübsche junge Dame“, lobte sie. „Wie alt ist sie denn?“ Dass das Kind zweieinhalb ist, antwortete die Mutter – und übrigens ein Junge. Die Gesichtszüge der Dame entgleisten kurz. Die Augen wanderten auf den Buggy. „Nein, also da wäre ich nie drauf gekommen. Das Kind sieht überhaupt nicht aus wie ein Junge“, beteuerte die Dame. Auf den biologischen Beweis verzichtete die Mutter.

Wem tut es weh, wenn Mann Pink trägt?

Wie sehr besonders bei kleinen Kindern das Rosa-Blau-Klischee als Indikator für das biologische Geschlecht gepusht wird, fällt enorm auf, wenn ein Kind nicht konform geht. Für „toughe Mädchen“ ist es dabei offenbar gesellschaftlich eher okay, wenn sie sich in „Jungs“-Klamotten zeigen. Will dagegen ein Junge mit Pink, Glitzer oder – Gott bewahre – einem Kleid experimentieren, wird einiges daran gesetzt, das zu verhindern. Liegt es daran, dass Rosa immer noch als weibliche und vielleicht damit „schwach“ besetzte Farbe gilt?

Die Schreiberin dieser Zeilen sieht jedenfalls nichts Verwerfliches darin, den Wünschen ihres Kindes nachzugeben, wenn es um so harmlose Dinge wie Klamottenfarbe oder favorisiertes Spielzeug geht. Und wer weiß: Vielleicht tut das eines Tages ja auch sonst niemand mehr.