Die Stuttgarter Oper zeigt noch zweimal „Saint François d’Assise“, das monumentale Werk über einen Heiligen, komponiert vom tiefgläubigen Katholiken Olivier Messiaen. Aber warum ist bei dieser Inszenierung so gar nicht von Gott die Rede?
Es gibt keinen Gott im Theater. Der Deus ex Machina ist nur ein dramaturgischer Trick, sprichwörtlich, der aus der Bühnentechnik herausgezaubert dem Spiel eine Wendung gibt. Es gibt keine „höhere“ Welt über der Bühne, nur einen Schnürboden. Und selbst wenn das Dach aufreißt, wie beim großen Gewitter im Sommer 2021, braust kein Geist wie damals an Pfingsten, sondern nur ein ordinärer Sturm, der statt Feuerzungen Hektoliter Regenwasser abwirft: „Imagine there’s no heaven above us, only sky.“ So schwer ist es nicht, sich das vorzustellen. Viel schwieriger ist es, sich in unserer postmetaphysischen Zeit, nach dem angeblichen Ende der Religion und der Kunstreligion als ihrem säkularen Ersatz, das Unvorstellbare vorzustellen.
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