Der Baumhain auf dem Leinfelder Waldfriedhof ist erweitert worden. Foto: Natalie Kanter

Immer mehr Menschen in Leinfelden-Echterdingen interessieren sich für Urnengräber. Auch die Nischen in Urnenwänden sind gefragte Bestattungsformen. Gleichzeitig gibt es den Wunsch nach mehr Grün auf den Friedhöfen. Ein Dilemma.

Noch sind die grauen Gedenkstelen quasi nackt und wirken etwas befremdlich. Doch auch im zweiten Abschnitt des Baumhains, der auf dem Leinfelder Waldfriedhof entstanden ist, werden bald viele Blätter aus Bronzeguss an den Stelen angebracht werden. Auf den Blättern werden die Namen der Verstorbenen zu lesen sein, die in den neu eingerichteten Urnengrabfeldern im Schatten von Linden ihre letzte Ruhestätte finden werden. Hinterbliebene dürfen dort auch Blumen hinlegen.

Der Baumhain wird sehr gut angenommen. Auch weil man seinen Angehörigen eine aufwendige Grabpflege ersparen will, „ist die Nachfrage nach Urnengräbern enorm“, sagt Andrea Egner, die zuständige Amtsleiterin bei der Stadt. Auch das Interesse an einer Urnenwandnische als Bestattungsform sei groß. Die Folge: Auf allen Friedhöfen der Stadt Leinfelden-Echterdingen gibt es mittlerweile Urnenwände. Im Stadtteil Stetten wurden auf dem dortigen Waldfriedhof vergangenes Jahr drei dieser Wände mit insgesamt 81 Nischen eingerichtet. Auf dem Musberger Gottesacker gibt es seit 2020 drei Urnenwände, in diesem Jahr soll der Platz drumherum mit Hecken abgegrenzt und mit Sitzgelegenheiten zu einem Urnenhof gestaltet werden. Einen solchen Urnenhof will die Stadtverwaltung auch auf dem Echterdinger Friedhof einrichten – und zwar gleich im Eingangsbereich, auf einer noch freien Fläche vis-a-vis der recht neuen Aussegnungshalle. Innerhalb dieses Hofes sollen mehrere Urnenwände aufgestellt, Stauden gepflanzt und Bänke angeordnet werden.

Gegen diesen Pläne regt sich allerdings seitens der Kommunalpolitik Widerstand. „Dieser Standort ist für einen Urnenhof nicht ideal“, sagte Beatrix Hess (Freie Wähler) im jüngsten Finanzausschuss. Die Besucher des Friedhofes würden dann nämlich direkt darauf zulaufen. Sie sprach sich für mehr Vielfalt bei den Bestattungsformen auf den örtlichen Friedhöfen aus. Sie regte an, auch in Leinfelden-Echterdingen ein bienenfreundliches Gemeinschaftsgrabfeld einzurichten.

Eine Bienenwiese als Bereicherung

Eine solche, parkähnliche Anlage hatte die Stadt Stuttgart im April mit Friedhofsgärtnern auf dem Möhringer Friedhof angelegt. Bienenfreundliche Pflanzen und Totholzstämme sind dort Anlaufstellen und Rückzugsräume für Wildbienen und andere Insekten. Unterstützt wurde Hess im Ausschuss von Stadtrat Wolfgang Haug (FDP): „Wir wollen mehr Grün und weniger Beton-Fertigteile“, sagte er. Und: „Wir sollten auch in Stetten einen Baumhain anbieten.“ Martin Klein (Grüne) erklärte: „Es ist wichtig, einen ganzen Blumenstrauß an Bestattungsmöglichkeiten anzubieten.“ Barbara Sinner-Bartels (SPD) ergänzte: „Eine Bienenwiese wäre eine echte Bereicherung.“

Die eingeforderte Vielfalt der Bestattungsformen gebe es in der Stadt bereits, sagt Egner unserer Zeitung. „Wir haben Rasenfelder, Baumgräber und vieles mehr.“ Auch ein Gemeinschaftsgrabfeld wie in Möhringen sei auf dem Echterdinger Friedhof bereits angelegt, zumindest eines, das ihm ähnlich sei. Außerdem: „In dem von uns vorgeschlagenen Urnenhof sollen ebenfalls bienenfreundliche Stauden gepflanzt werden“, erklärt sie. Dennoch hat der Finanzausschuss den Vorschlag mehrheitlich abgelehnt. Am Dienstagabend nun hat man sich im Technischen Ausschuss darauf geeinigt, dass die Verwaltung erst eine Visualisierung des Urnenhofes erstellt und das Thema dann zu einen späteren Zeitpunkt erneut besprochen wird. Besprochen wurde auch, dass sich der Echterdinger Friedhof langfristig in eine parkähnliche Anlage wandeln solle.