Die Kompanie vom Gärtnerplatztheater bringt aus München Marco Goeckes Fellini-Ballett „La strada“ nach Ludwigsburg (im Bild: David Valencia). Foto: Gärnterplatz/M/arie-Laure Briane

Tanzfans dürfen sich freuen: Die neue Saison im Forum am Schlosspark ist ein Schaulauf international renommierter Choreografen.

Auf Gastspiele internationaler Kompanien, wie sie das Festival Colours in diesem Sommer eigentlich bieten wollte, mussten Stuttgarter Tanzfans weitgehend verzichten. Trost für die Absage des nicht ausreichend finanzierten Festivals naht jedoch: Die kommende Tanzsaison im Ludwigsburger Forum bietet spannende Begegnungen, von der Batsheva Dance Company aus Israel bis zur Compañía Nacional de Danza aus Spanien stehen internationale Gäste auf dem Programm, die schon länger nicht mehr auf dieser Bühne zu Gast waren.

Eröffnet wird das Tanz-Forum am 14. und 15. Oktober vom Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Wer schon immer mit einer Fahrt nach München liebäugelte, um Marco Goeckes Fellini-Ballett „La strada“ zu sehen, darf sich freuen; im Herbst tanzt der im Zirkusmilieu angesiedelte Filmklassiker in Ludwigsburg.

Goeckes tragikomischen Charaktere

Lucas Reuter, künstlerischer Leiter des Forums, hält wie andere Spielstätten am Werk des Choreografen fest, der sich durch die Hundekot-Attacke auf eine Kritikerin ins Abseits manövrierte. „La strada“, 2018 für die Gärtnerplatz-Kompanie entstanden, zeichnet zur Ballettsuite von Nino Rota tragikomische Charaktere in der für Goecke typischen Ästhetik.

Ohad Naharin lässt die grauen Männer tanzen

Auch Ohad Naharin, Kopf der Batsheva Dance Company, ließ sich von einer bekannten Vorlage für seine neue Produktion inspirieren. In „Momo“ setzet er einer Gruppe harmonisch agierender, starker Männer schräge Freaks entgegen, die im perfekten Gleichklang unterzugehen drohen. Naharins Nachdenken über den Verlust von Individualität ist am 11. und 12. November zu Gast im Forum.

Bridget Breiners modernes Aschenputtel

Mit dem „Faust“-Theaterpreis 2013 ausgezeichnet wurde Bridget Breiners Aschenputtel-Geschichte „Ruß“. Als Ballettdirektorin in Gelsenkirchen hatte sie das Märchen im Kohlerevier angesiedelt, jetzt tanzt es ihre aktuelle Kompanie, das Staatsballett Karlsruhe, am 2. Dezember in Ludwigsburg. Mit Hip-Hop und Streetdance von der französischen Compagnie Käfig, die in „Zéphyr“ eine alte Erzählung und moderne Rhythmen vermengt, klingt am 9. und 10. Dezember das Tanzjahr im Forum aus.

Von Cherkaoui bis „Schwanensee“

Zum Jahresauftakt stellt sich am 12. und 13. Januar das Ballett des Grand Théâtre de Genève unter seinem neuen Leiter Sidi Larbi Cherkaoui vor; dessen Choreografie „Noetic“ und ein Stück von Fouad Boussouf suchen den Dialog mit der bildenden Kunst. Am 9. und 10. Februar bringt das Georgische Staatsballett, das zum Zufluchtsort für geflüchtete russische Tänzer wurde, „Schwanensee“ in der Originalchoreografie mit und lädt zum Vergleich mit John Crankos Version ein, die von April an wieder in Stuttgart zu sehen sein wird.

Düsteres von Duato

Sehr düster präsentiert sich die Compañía Nacional de Danza am 24. und 25. Februar. Nacho Duato, der die Madrider Kompanie zwanzig Jahre lang leitete, kehrte für eine Uraufführung an den alten Wirkungsort zurück. „Morgen;“ heißt sein neues Stück, das von Menschen erzählt, die kein Morgen haben; um die vielen Selbstmorde während der Coronapandemie geht es, während Duato in „White Darkness“ den Drogentod seiner Schwester betrauert. Außerdem zu sehen ist eine Choreografie des aktuellen Kompanie-Leiters Joaquín De Luz.

Künstliche Intelligenz im Fokus

Mit zwei Stammgästen klingt die Ludwigsburger Saison aus: Am 20. und 21. April ist die São Paulo Companhia de Dança mit einem brasilianisch eingefärbten Abend und Stücken von Leilane Teles, Juliano Nuñes und Stephen Shrophire zu Gast. Zum Abschluss machen Les Ballets de Monte-Carlo und ihr langjähriger Leiter Jean-Christophe Maillot am 17. und 18. Mai aus einem Klassiker den KI-Thriller „Coppél-I.A.“, wobei I.A. für den französischen Begriff „intelligence artificielle“ steht.

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