Früher ein Treffpunkt Rechtsgesinnter, künftig Domizil für Flüchtlinge: der Krauthof in Hoheneck. Foto: Simon Granville/Simon Granville

Die Zahl der Ukrainer, die in die Barockstadt kommen, lässt zwar etwas nach. Dennoch braucht es Wohnraum. Ausgerechnet in einem ehemaligen Treffpunkt der rechten Szene.

Lange Zeit galt der Krauthof in Hoheneck als Treffpunkt für Rechtsgesinnte. 2016 war er Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen: Reichsbürger hielten dort Seminare ab, der rechte Flügel der AfD traf sich zur Strategiebesprechung, linke Gruppen demonstrierten. Die Ironie des Schicksals: Ausgerechnet im ehemaligen Treffpunkt rechter Gruppen werden jetzt Geflüchtete vorübergehend Unterschlupf finden. 45 Zimmer stehen ihnen zur Verfügung, bis zu 90 Menschen werden dort also Platz finden.

Auf dem Areal soll Wohnraum entstehen

Vergangenes Jahr machten Hotel und Restaurant dicht. Eigentümer Peter Kraut verkaufte das Traditionsrestaurant mit angeschlossenem Hotel an die Firma Regio-Bau mit Sitz in Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen möchte auf dem rund 4500 Quadratmeter großen Areal Wohnraum schaffen. Jetzt hat das Unternehmen aber erst einmal mit der Stadt einen Mietvertrag geschlossen. Bis 21. März 2023 hat die Kommune die Zimmer angemietet.

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Bis Dienstag haben sich 557 Geflüchtete in Ludwigsburg angemeldet. Über fehlende Nachfrage können sich die Mitarbeiter im Service Center Ukraine nicht beklagen. Etwa 70 Beratungen führe man durch pro Tag, informierte die Erste Bürgermeisterin, Renate Schmetz, am Mittwoch im Ludwigsburger Gemeinderat. Anfangs seien es täglich etwa 100 gewesen, doch der Bedarf sei immer noch groß. Gleichwohl deckt sich die zurückgehende Zahl mit einer leicht sinkenden Anmeldequote in der Stadt.

Hallen können bisher freigehalten werden

Nach wie vor ist die weitaus größte Zahl von ihnen privat untergekommen. 127 Geflüchtete leben aktuell in Hotels. „Wir müssen aber nach und nach schauen, wie wir das mit den Hotels machen“, so Schmetz. Schließlich handele es sich dabei lediglich um Übergangslösungen. Bei der Friedrich-von-Keller-Schule hatte die Stadt geprüft, in den Interimsklassencontainern Geflüchtete unterzubringen. Die Container eignen sich aber nicht für eine Wohnsituation, informierte Renate Schmetz. Zudem fehlen Sanitärcontainer. Aus diesem Grund wurde der Standort wieder verworfen.

Gleichwohl habe man bislang das strategische Ziel, keine Hallen belegen zu müssen, erreicht, betonte Schmetz. Auch wegen der Bereitschaft vieler, Menschen bei sich aufzunehmen oder Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Wir bekommen immer noch Angebote.“ Allerdings habe die Kommune auch „unlautere“ Mietangebote erhalten, die man selbstredend abgelehnt habe und auch künftig ablehnen werde.