Der Dachstuhl eines Einfamilienhauses in Steinheim brannte lichterloh. Foto: Karsten Schmalz

Hitze und Gewitter fordern alle heraus: Mehrfach haben in den letzten Tagen als Folge der Hitze und Dürre Felder und Wiesen gebrannt. Bei dem Gewitter am Dienstagabend setzte ein Blitz einen Dachstuhl in Steinheim in Brand, andernorts kippten Bäume um.

Es sind im wahrsten Sinne des Wortes heiße Zeiten. Vor allem für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die wegen des extremen Wetters immer wieder ausrücken müssen. Immerhin: Das Gewitter von Dienstagabend und der Nacht hat den Landkreis Ludwigsburg weitgehend von schweren Folgen verschont. Ein Sprecher des Landratsamts berichtet von fünf witterungsbedingten Einsätzen der Feuerwehr im Kreisgebiet. Vier davon seien durch umgestürzte Bäume verursacht worden, unter anderem in Kornwestheim und in Vaihingen an der Enz. Personen seien dadurch nicht zu Schaden gekommen, sagt ein Polizeisprecher.

Blitz schlägt in Haus ein

Auch nicht bei dem fünften Einsatz, der der gravierendste war. Gegen 22 Uhr hatte in der Brühlstraße in Steinheim ein Blitz in ein Einfamilienhaus eingeschlagen und den Dachstuhl in Brand gesetzt. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg konnten die Bewohner das Haus selbstständig verlassen.

Die Flammen jedoch breiteten sich im ganzen Dachstuhl aus, auch das Untergeschoss war aufgrund der hölzernen Decke und des Löschwassers betroffen. Gegen Mitternacht war das Feuer aus. „Es war schnell gelöscht, auch die Zusammenarbeit mit den anderen Wehren klappte sehr gut. Die Nachlöscharbeiten zogen sich aber in die Länge“, sagt der Steinheimer Kommandant Björn Mania. Um an Glutnester zu kommen, musste das gesamte Dach geöffnet werden. Bis 3 Uhr war die Feuerwehr vor Ort, eine Wagenbesatzung blieb bis 6  Uhr für die Brandwache.

Hat der Regen beim Löschen geholfen?

Der Schein, dass der teils starke Regen die Löscharbeiten vereinfachte, trügt laut Kommandant Mania. „Als es stärker regnete, war das Feuer schon gelöscht. Bei den Nachlöscharbeiten hat uns der Regen nichts mehr gebracht.“ Stattdessen mache die klatschnasse Kleidung es den Wehrleuten nicht einfacher. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar, die Bewohner kamen laut Polizei privat unter. Am Mittwoch waren Brandermittler vor Ort. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf 250 000 Euro. Im Einsatz waren rund 100 Kräfte von Polizei, Rettungsdienst und den Feuerwehr aus Steinheim, Marbach, Erdmannhausen, Kirchberg, Murr und Ludwigsburg. Der Brandgeruch zog bis nach Murr und Kleinbottwar, in Teilen Steinheims gab es nach dem Blitzeinschlag auch einen kurzen Stromausfall.

Die vergangenen Tage und Wochen brannte es auffallend oft auch anderswo: Felder und Wiesen fingen Feuer. Die wochenlange Dürre hat dafür den Boden bereitet. Schon eine Kleinigkeit genügt dann, um ein Feuer auszulösen. In Mundelsheim geht der Brand einer Hecke und einer Wiese Ende Juni vermutlich auf das Kaminrohr eines Pizzaofens zurück, das zu dicht an der Hecke stand. Bei anderen Bränden ist die Ursache noch unklar – beispielsweise auf einem Stoppelacker auf der Pulverdinger Höhe bei Vaihingen an der Enz am vergangenen Wochenende, mehrerer Felder im Schießtal zwischen Remseck und Ludwigsburg am Dienstagabend oder Flächenbrände an mehreren Tagen nahe Markgröningen.

Viele Flächenbrände in den vergangenen Tagen

Klaus Haug, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, benennt einige der typischen Brandursachen in solchen Fällen: „Da reicht eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, auch mal Glasscherben, die wie ein Brennglas wirken. Oder ein Auto, das auf einer trockenen Wiese oder einem Acker geparkt wird. Die Katalysatoren sind extrem heiß.“ Eine Selbstentzündung wegen der Hitze komme bei all den Flächenbränden der vergangenen Wochen eher nicht in Frage.

Eine weitere mögliche Ursache könnten dagegen landwirtschaftliche Maschinen sein: „Wenn ein Mähdrescher jetzt täglich zehn bis zwölf Stunden im Einsatz ist, wird er sehr heiß.“ Der Marbacher Landwirt Florian Petschl, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbands, bestätigt zwar, dass auch Maschinen einen Brand auslösen können, seiner Erfahrung nach liege das aber eher an einem technischen Defekt wie einem Lagerverschleiß oder an einem Stein, der in die Erntemaschine geraten ist. „Ein kleiner Funke genügt bei der Dürre und dem Wind, um ein Feuer zu entfachen“, sagt Petschl.

Haben Landwirte die Stoppelfelder angezündet?

Was er definitiv ausschließen kann, ist, dass die Landwirte ihre Stoppeläcker selbst angezündet haben. „Das macht man schon seit gut 50 Jahren nicht mehr. Früher wollte man die Asche als Dünger nutzen, heute gibt es Maschinen, die die Erntereste gut einarbeiten. So bildet sich wertvoller Humus, während man beim Abbrennen die Kleinstlebewesen im Boden zerstören würde.“ In Dritte-Welt-Ländern werde die Praxis des Abbrennens noch gehandhabt. „Da fehlt es an der Technik oder auch am Knowhow.“

Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind Brände bei hohen Temperaturen besonders belastend. „Stellen Sie sich vor, Sie müssten bei 30 Grad eine Skimontur tragen“, nennt der Pressesprecher der Kornwestheimer Feuerwehr, Peter Schraud, einen anschaulichen Vergleich. Bei dieser Hitze die ohnehin schwere Einsatzkleidung zu tragen, sei körperlich extrem anstrengend. Aber wegen des Funkenflugs gehe es nicht ohne. Zum Gewitter letzte Nacht meint er nur: „Hier auf der Gemarkung haben wir Glück gehabt.“