Seit Mai 2023 technischer Direktor bei Ajax: Sven Mislintat Foto:  

Gegen den früheren Sportdirektor des VfB Stuttgart sind in den Niederlanden Vorwürfe laut geworden. Sie sollen mit dem Transfer von Borna Sosa zusammenhängen.

Für Sven Mislintat läuft es bei seinem neuen Club Ajax Amsterdam nicht gut. In der Eredivisie belegt der Rekordmeister nach vier Spielen nur den zwölften Rang, weshalb unter anderem von einer verfehlten Einkaufspolitik die Rede ist. Adressat: Sven Mislintat, der technische Direktor von Ajax. Drei ehemalige Amsterdamer Profis, darunter Rafael van der Vaart, schossen öffentlich gegen den 50-Jährigen. Doch die Kritik an seiner Einkaufspolitik ist noch harmlos im Vergleich zu den Vorwürfen, die in Bezug auf das Geschäftsgebaren des früheren Sportdirektors des VfB Stuttgart (bis November) laut werden.

Recherchen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS zufolge belastet ein Interessenkonflikt beim Transfer von Borna Sosa zu Ajax das Arbeitsverhältnis zwischen Mislintat und seinem aktuellen Arbeitgeber. Dabei geht es um das von Mislintat im Jahr 2016 gegründete Datenanalyse-Unternehmen Matchmetrics. An ihm hält Mislintat selbst große Anteile – und seit Juni 2023 auch die Spielerberatungsagentur AKA Global GmbH.

Die schwäbische Agentur gehört zu gleichen Teilen Kerim Cerit und Arthur Beck, dem Bruder des früheren VfB-Profis Andreas Beck. Dieser wurde offenbar kurz vor dem Ende der Transferfrist in diesem Sommer damit beauftragt, den Transfer von Sosa vom VfB Stuttgart nach Amsterdam abzuwickeln. Für eine Ablöse von acht Millionen Euro. Nun wusste Mislintats Arbeitgeber von dessen Anteilen an seiner einst selbst gegründeten Firma. Wohl aber nicht vom Einstieg der Spielerberatungsagentur, mit der Mislintat nun den Sosa-Transfer tätigte.

Hat Mislintat gegen den Kodex von Ajax verstoßen?

Der Club kündigte eine „gründliche Untersuchung“ des Falls und des möglichen Interessenkonflikts an. Denn laut NOS steht eine solche Dreiecksverbindung in Kontrast zum Regelkodex des Clubs. Mislintat erklärte via Vereinsmedien „seine uneingeschränkte Kooperation, einschließlich der Weitergabe aller relevanten Unterlagen“. Spielerberater Arthur Beck war auf Anfrage vorerst nicht zu erreichen. Auch Mislintat selbst wollte sich auf Anfrage nicht äußern.