Die markanten Glasfenster von Sabina Hunger Foto: Evangelische Kirche

Seit zehn Jahren hat die Böblinger Stadtkirche ein runderneuertes Gemeindehaus zur Verfügung. Am Sonntag wird das kleine Jubiläum gefeiert.

Ende der 2000er-Jahre war das Gemeindehaus Feste Burg in der Sindelfinger Straße ein einziger Sanierungsfall. Sogar über Abriss und Neubau wurde damals nachgedacht. Letztlich entschieden sich die Verantwortlichen für die Rundumrenovierung, was viel Geld kosten sollte. Doch das zentral gelegene Gemeindehaus der Stadtkirche unterhalb des Böblinger Schlossbergs war es wert. 2,2 Millionen Euro brauchte es für die Generalsanierung, die Kirchengemeinde mit dem damaligen Dekan Bernd Liebendörfer an der Spitze sammelte eifrig Spenden. Und schließlich konnte der Umbau im Sommer 2011 beginnen, der fast zweieinhalb Jahre in Anspruch nahm.

Anfang 2014 füllt sich das Haus

Am 1. Advent 2013 öffnete das Haus wieder seine Pforten – im neugestalteten Saal ausgestattet mit den markanten Glasfenstern der Sindelfinger Künstlerin Sabina Hunger, die auch von der Straße aus gut zu sehen sind. Der Tafelladen war anfangs noch provisorisch eingerichtet.

Nach und nach zogen in der ersten Jahreshälfte 2014 auch das Evangelische Jugendwerk, die Kindergartenfachberatung und das Kantorat in das jetzt barrierefreie und energetisch optimierte Haus. Denn zur Neukonzeption gehörte, dass Einrichtungen der Böblinger Gesamtkirchengemeinde einen Teil der Fläche übernahmen und drei bisherige Standorte aufgegeben wurden, nämlich das alte Jugendwerk im Paul-Gerhardt-Weg, das Waldburg-Gemeindehaus in der Zeppelinstraße und der „Grüne Turm“. Die Sanierung der Festen Burg war also auch ein Schritt hin zu einer räumlichen Konzentration der Kirchenangebote.

Was seinerzeit aber auch für Misstöne sorgte, gerade im Umfeld des Evangelischen Jugendwerks. Denn das „Haus der Jugend“ im Paul-Gerhardt-Weg war jahrzehntelang die Heimat des Club Forum gewesen. In dem kirchlichen Jugendtreff fanden Konzerte, Partys und politische Diskussionen statt. Die Kirche verkaufte das Gebäude an die Stadt, um Geld für die Sanierung der Festen Burg einzunehmen, wogegen viele Jugendliche vehement protestierten – ohne Erfolg. Im Paul-Gerhardt-Weg steht seit 2014 eine Kindertagesstätte, der Club Forum ist in kleinere Räume in die Altstadt umgezogen.

Gemeindemittagsessen im Saal

Nichtsdestotrotz war die renovierte Feste Burg für die Stadtkirchengemeinde ein Riesengewinn. „Spätestens im Winter 2022/23, als die Energiekrise zu radikalen Sparmaßnahmen nötigte, zeigte sich, wie flexibel die Nutzungsmöglichkeiten sind und wie viele Veranstaltungen parallel dort stattfinden können, ohne sich zu stören“, schreibt die Gemeinde zum runden Geburtstag der renovierten Festen Burg. Der soll an diesem Sonntag, 10. März, gefeiert werden – mit einem Familiengottesdienst und anschließendem Gemeindemittagessen im Saal der Festen Burg.

Insgesamt steht die evangelische Kirche in Böblingen vor einem großen Umbruch. Die vier Gemeinden – Stadtkirche, Paul-Gerhardt-, Martin-Luther- und Christuskirchengemeinde – sollen zum 1. Januar 2025 fusionieren. Dann könnte die Feste Burg womöglich eine noch zentralere Rolle einnehmen.