Hertha legt nach - und wie. Der Hauptstadtclub verlässt den roten Bereich in der Tabelle. Nur drei Tage nach dem Remis in Mainz wagt Trainer Dardai einiges: Und der Plan geht voll auf.
Berlin - Pal Dardai tätschelte und herzte jeden, die Spieler von Hertha BSC klatschten sich erschöpft, aber erleichtert ab. Mit einer riskanten Neun-Spieler-Rotation hatte Dardai sein Team von den Abstiegsrängen in der Fußball-Bundesliga geführt und am Donnerstagabend einen wichtigen 3:0 (2:0)-Sieg im Nachholmatch des 30. Spieltags gegen den SC Freiburg gefeiert.
„Ich bin hochzufrieden. Das sind drei hochverdiente Punkte. In der Mannschaft wächst etwas zusammen. So schaffen wir das“, sagte der Trainer der Berliner im Streamingdienst DAZN. Einziger Wermutstropfen: Im prallen Restprogramm muss er womöglich auf seinen Antreiber Mattéo Guendouzi verzichten.
Nur drei Tage nach dem 1:1 beim FSV Mainz 05 präsentierte sich der Hauptstadtclub trotz der gravierenden Umstellungen mannschaftlich geschlossen, hochkonzentriert und vor allem gnadenlos effektiv. Krzysztof Piatek in der 13. Minute und neun Minuten später Peter Pekarik erzielten die Tore, dank derer die Herthaner vom 17. auf den 14. Platz kletterten und den Gästen mit der vierten Auswärtspleite nacheinander die Resthoffnung auf Europa raubten. Nemanja Radonjic (85.) setzte mit seinem ersten Bundesliga-Tor den Schlusspunkt.
„Schlussendlich gehst du mit so einer Klatsche nach Hause. Wir hatten sie anders erwartet“, sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter zu Herthas Umstellungen. „Das ist aber kein Grund, dass es so lief.“
Piatek erzielt Berliner Führung
Dardai hatte schon vorher angekündigt, beim Frühstück am Spieltag über die Aufstellung nachzudenken und zu entscheiden. Was rauskam, überraschte ungeachtet des geballten Restprogramms der Herthaner nach einer zweiwöchigen Quarantäne infolge mehrerer Corona-Fälle: Dardai tauschte bis auf Torwart Alexander Schwolow und Guendouzi seine Mannschaft fast komplett aus im Vergleich zum Punktgewinn in Mainz - dem ersten von insgesamt drei Nachholspielen.
Der 45 Jahre alte Ungar wollte kein Risiko eingehen, dass seine Spieler Muskelprobleme bekommen würden und verzichtete daher auf einige renommierte Stammkräfte. Der Plan ging komplett auf. Die auch taktisch mit einer Vierer-Abwehrkette neu formierte Hertha-Elf gewann mit jeder Minute an Sicherheit, spielte zunächst eher achtsam anstatt riskant. Als Jordan Torunarigha abzog aus etwa 20 Metern war das der erste Torschuss, Florian Müller konnte im SC-Tor nur abklatschen, Piatek war für den Abstauber da.
Mit der 1:0-Führung für die Berliner, denen auch von der Unruhe durch den Rassismus-Eklat um Jens Lehmann und dessen Abberufung als Aufsichtsratsmitglied der Profiabteilung rein gar nichts anzumerken war, war es aber noch nicht getan. Zweite Chance, zweites Tor. Diesmal setzte sich Radonjic auf der linken Angriffsseite durch und flankte in die Mitte auf den Kopf von Pekarik.
Radonjic krönt Sololauf
Streich, der bis dahin mit sechs Siegen und sechs Unentschieden bei nur zwei Niederlagen eine starke Bilanz mit Freiburg gegen die Hertha aufweisen konnte, stand ziemlich ungläubig da. „Das war schon ein souveräner Auftritt“, lobte Berlins Sportdirektor Arne Friedrich in der Pause bei DAZN. Neun Wechsel seien schon „ein Brett“.
Dass sich Guendouzi noch vor der Pause verletzte und mit dem Verdacht auf eine Mittelfußfraktur vom Platz musste, trübte den Abend der Hertha. Für den 22 Jahre alten Franzosen kam in Sami Khedira aber immerhin ein Weltmeister von 2014. Freiburg drängte nach dem Seitenwechsel etwas mehr, die besseren Chance hatten aber die Berliner, vor allem durch Matheus Cunha. In der 70 Minute verfehlte er das Tor aus 13 Meter nur knapp, drei Minuten später war der Pfosten im Wege. Bis auf den Schuss des eingewechselten Nils Petersen (74.) kam von den Gästen in der Schlussphase nichts mehr. Die letzte Aktion hatte Hertha durch Radonjic, der seinen Sololauf krönte.