Acht Eichen werfen ihren Schatten auf eine vertrocknete Wiese am Zwenkauer See in Sachen: Alle EU-Staaten sind Analysen zufolge noch weit entfernt von dem im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Foto: dpa/Jan Woitas

Die Erderwärmung hat laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus erstmals über einen Zeitraum von zwölf Monaten dauerhaft über 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter gelegen. Eine Wetterkatastrophe reiht sich an die nächste. Wie geht es weiter?

Von Februar 2023 bis Januar 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur um 1,52 Grad Celsius über dem Referenzwert im 19. Jahrhundert, wie das europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus am Donnerstag (8. Februar) mitgeteilt hat. Mit einer Durchschnittstemperatur von 13,14 Grad Celsius im Januar 2024 wurde für den Monat ein historischer Rekord erreicht.

Warnung an die Menschheit

„1,5 ist eine sehr große Zahl, und es schadet uns sehr schwer mit Blick auf Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, verstärkte Stürme und Wasserknappheit in der ganzen Welt“, sagt Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Das hat uns 2023 gelehrt.“ Rockström spricht von einer „Warnung an die Menschheit“.

Um katastrophale Folgen des Klimawandels abzuwenden hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur laut Copernicus 1,48 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900).

Dominoeffekt beim Klimawandel: Das Klima kippt

    Durch die bisherige Klimaerwärmung drohen Experten zufolge unumkehrbare Umwälzungen. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten „Global Tipping Points Report“ hervor. Die schon heute zu beobachtenden Folgen sind diesem Kipppunkte-Bericht gravierend, wie folgende Übersicht zeigt:

    • Eskalation des Artensterbens: Wenn ein Ökosystem mehrere besonders stark vernetzte Arten verliert, kollabiert es schließlich.
    • Erschöpfung des Grundwassers: Aus mehr als der Hälfte der großen Grundwasserspeicher der Welt wird mehr Wasser entnommen als sich auf natürliche Weise wieder auffüllen kann. Dadurch können Wasserquellen verloren gehen.
    • Schmelzen der Gletscher: Gletscher ziehen sich zurück, wenn ihr Eis schneller schmilzt als neues durch Schnee geformt wird. Aufgrund der Klimaerwärmung schmelzen Gletscher weltweit doppelt so schnell wie in den vergangenen 20 Jahren. Wenn erst einmal der Höhepunkt der Schmelze überschritten ist, weil sich der Gletscher stark verkleinert hat, nimmt die Menge des Schmelzwassers ab. Das hat erhebliche Folgen für die Wasserversorgung, die in vielen Gebieten davon abhängt. Lange Phasen der Trockenheit können die Folge sein.
    • Unerträgliche Hitze: In einigen Weltregionen werden heute schon Temperaturen erreicht, bei denen Menschen kaum noch ohne Hilfsmittel für längere Zeit draußen bleiben können. Dies wird durch den Klimawandel in immer mehr Gebieten vorkommen. Kühlung durch Klimaanlagen und Ventilatoren können sich nur reiche Menschen leisten.
    • Verlust von Versicherbarkeit: Immer schwerwiegendere Katastrophen treiben die Kosten für Versicherungen hoch, bis sie irgendwann nicht mehr bezahlbar sind. Sobald dieser Punkt erreicht ist, haben die Menschen kein wirtschaftliches Sicherheitsnetz mehr.