Darja Varfolomeev ist mehrfache Weltmeisterin. Foto: imago/Schreyer

Die Stadt Fellbach ehrt die fünffache Weltmeisterin der Rhythmischen Sportgymnastik Darja Varfolomeev und ihre Teamgefährtinnen mit einem Empfang im großen Saal des Rathauses. Die junge Sportlerin hat noch viel vor.

Der Glanz der Königin der Gymnastinnen strahlt auch auf das Fellbacher Rathaus ab. Am Donnerstag hat Oberbürgermeisterin Gabriele Zull die fünffache Weltmeisterin Darja Varfolomeev, ihre Teamgefährtinnen, Trainer- und Betreuerstab vom Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden empfangen, die sympathischen und erfolgreichen sportlichen Vertreterinnen haben sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen.

Der große Saal, in dem sonst der Fellbacher Gemeinderat in nüchterner Atmosphäre tagt, war dem Anlass entsprechend mit rosa Rosen auf den Stehtischen sowie pink- und goldfarbenen Luftballons aufgehübscht worden. Auch Darja Varfolomeev, die in Valencia alle Goldmedaillen – mit Reifen, Keulen, Ball und Band sowie im Mehrkampf – gewonnen hat, Margarita Kolosov, die in Spanien wie auch Daniella Kromm, Alina Oganesyan, Anja Kosan, Hannah Vester und Emilia Wickert von der Nationalgruppe die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024 gemeistert haben, hatten sich für dieses besondere Ereignis in Schale geworfen.

Beifall für ein Video, das den Erfolg zeigt

Für Darja Varfolomeev, die vor vier Jahren, Anfang 2019, als Zwölfjährige allein von Sibirien mit dem Flugzeug gekommen war – was durch ihren deutschen Großvaters ermöglicht wurde – war es bereits das zweite Mal, dass sie von der OB eingeladen wurde. Bereits vor einem Jahr hat sie sich nach dem für die Öffentlichkeit überraschenden Gewinn der Goldmedaille mit den Keulen bei den Weltmeisterschaften in Sofia ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Doch diesmal war alles noch viel glanzvoller und größer. Schließlich hat die mittlerweile 16-Jährige alle Erwartungen übertroffen und mit ihren Auftritten auf dem Teppich in der ausverkauften „Feria Valencia“ nicht nur das Fachpublikum verzückt.

Sie habe sich sehr gefreut, den Namen von Fellbach und Schmiden in so vielen Medien gesehen und gelesen zu haben, gestand Gabriele Zull. „Solche Erfolge werden wahrgenommen.“ Damit sich jeder im Saal ein Bild von der Leistung der Gymnastin machen konnte, gab es ein Video. Es war die finale Ballübung von Darja Varfolomeev im Mehrkampf bei den Weltmeisterschaften. Beifall brandete auf, als der letzte Ton der Musik verklungen war, und groß auf der Leinwand zu sehen war, wie der Gymnastin aus Schmiden für einen kurzen Moment Tränen in die Augen schossen, weil sie wusste, dass sie ihr Bestes gegeben hatte.

Darja Varfolomeev hat viel erreicht, doch noch hat sie viel vor. Denn schon als kleines Kind, noch vor ihrem Umzug von Sibirien ins Schwäbische, träumte die weltbeste Gymnastin von den Olympischen Spielen. Auch für ihre Mutter wird sich im nächsten Jahr ein Traum erfüllen. Denn Tatjana Varfolomeev, die vor ihrer Heirat Enns hieß, war selbst ein großes Gymnastiktalent. Eine Knieverletzung verhinderte jedoch ihre Teilnahmen an Olympia. Was der Mutter versagt blieb, wird die Tochter nun im kommenden Jahr in Paris nachholen. Dass die insgesamt schon sechsfache Weltmeisterin Darja Varfolomeev auch auf dieser Bühne eine herausragende Rolle übernehmen wird, davon ist Christine Noe, Vizepräsidentin Sport im Deutschen Turner-Bund, überzeugt. „Sie ist etwas ganz Besonderes, diese Nervenstärke und Leichtigkeit habe ich so noch nie erlebt.“

Karten für das Finale in Paris

Die „Sportstadt Fellbach“, so Gabriele Zull, werde mit der Weltmeisterin und ihren Teamgefährtinnen mitfiebern und alle Daumen drücken. Und so mancher wird Michael Bürkle, den Vizepräsidenten des Olympischen Spitzensports im Schwäbischen Turnerbund, beneiden. Er habe zum 70. Geburtstag von den Gymnastinnen aus Schmiden zwei Eintrittskarten fürs Finale in Paris geschenkt bekommen, verriet der Funktionär aus Schmiden, der mit seiner Frau Ingrid Bauer-Bürkle Geburtshelfer der Rhythmischen Sportgymnastik beim TSV war und den Erfolgsweg geebnet hat.

Die Königin der Rhythmischen Sportgymnastik und ihr Reich

Darja Varfolomeev
 Anfang 2019 kam die damals zwölfjährige Darja Varfolomeev, geboren in Barnaul in Sibirien, in den Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden. Ihre Trainerin ist die Belarussin Yuliya Raskina, die bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney in Australien die Silbermedaille im Mehrkampf gewann. Darja Varfolomeev, die im November 17 Jahre alt wird, besucht die zehnte Klasse der Albert-Schweitzer-Gesamtschule.

Bundesstützpunkt Schmiden
 1983 wurde die Rhythmische Sportgymnastik im TSV Schmiden gegründet. Bereits ein Jahr später, 1984, wurde der Standort zum Bundesstützpunkt ernannt. Zu den bekanntesten Gymnastinnen der Anfangsjahre zählen Dörte Koch und später Magdalena Brzeska. Neben den besten deutschen Einzelgymnastinnen trainiert auch die deutsche Nationalgruppe in Schmiden.