Das Guthaben der LE-Card hilft als Zahlungsmittel beim Bummeln weiter – allerdings nur in Leinfelden-Echterdingen. Foto: imago//Franz Pflügl

In Leinfelden-Echterdingen wird es von Herbst an die LE-Card geben, die Vergünstigungen aber auch andere Dinge verspricht.

In der Stadt Lahr im Schwarzwald gibt es sie schon. 25 000 digitale Kundenkarten sind dort im Umlauf – bei 40 000 Einwohnern. Dort heißt sie Lahr-Card. In Leinfelden-Echterdingen wird sie den Namen LE-Card tragen. Sie soll im Herbst an den Start gehen, damit die Einzelhändler bereits zum Weihnachtsgeschäft davon profitieren können. Denn gerade für die Gewerbetreibenden waren die vergangenen Jahre alles andere als ein Zuckerschlecken: Die Pandemie, der Nachfolger- und Fachkräftemangel und auch der enorme Zuspruch, den der Onlinehandel erfährt, haben den Ladeninhabern auch in Leinfelden-Echterdingen zu schaffen gemacht, wie Angelika Goldak, Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, sagt.

Wie lässt sich die Kaufkraft in Leinfelden-Echterdingen halten? Wie gelingt es, die Ortskerne als Marktplätze zu erhalten? Wie können Gewerbetreibende und die Gastronomie von den vielen Menschen profitieren, die zum Arbeiten tagtäglich ins Stadtgebiet kommen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Stadtmarketingteam von Leinfelden-Echterdingen seit mehr als 20 Jahren. Auch der noch relativ junge Initiativkreis des Stadtmarketings hat sich intensiv Gedanken dazu gemacht. Und sich für die Einführung einer digitalen Kundenkarte entschieden. Isabelle Scheinig, Mitarbeiterin der Stadtmarketingabteilung, hat die Details des Konzeptes nun in einem Gemeinderatsausschuss vorgestellt.

Die Prämisse: „Das System soll möglichst einfach sein und nicht mehr Aufwand verursachen, als die Gutscheine und Rabattsysteme, die schon im Umlauf sind“, erklärte sie. Die LE-Card ist als Gutschein-, Bonus- und Mitarbeiterkarte gedacht. Letzteres biete den teilnehmenden Firmen und auch der Stadtverwaltung eine gute Möglichkeit zur Mitarbeitergewinnung. „Bis zu 50 Euro können Unternehmen steuerfrei pro Monat an ihre Mitarbeiter auszahlen“, so Scheinig. Diese können auf die LE-Card gebucht und bei allen Händlern, die mitmachen, eingelöst werden.

Neuer Weg die Kitagebühren zu bezahlen

Die Karte sei flexibel einsetzbar. „Man kann sein Mittagessen damit bezahlen, mit ihr einen Einkaufsbummel nach der Arbeit machen.“ Ihr Guthaben könne nur in Leinfelden-Echterdingen eingesetzt werden. So könne auch die Kaufkraft der etwa 30 000 Einpendler, die täglich zum Arbeiten in die Stadt kommen, an die Kommune gebunden werden. Die Einzelhändler, welche die Kundenkarte als Bezahlsystem akzeptieren, könnten von einer Marketingplattform, einem Newsletter und anderer gezielter Ansprachen an potenzielle Kunden profitieren. Wer möchte, könne auch einen Online-Job über diese Plattform einstellen. Auch die Filderhalle, die Stadtbücherei oder das Hallenbad wären als sogenannte Akzeptanzstellen denkbar. Möglicherweise könnten Eltern künftig die Kitagebühren mit dieser Karte bezahlen. In der Gastronomie könnte die LE-Card als Zahlungsmittel eingeführt werden.

„Auch ein Autohaus kann mitmachen, oder der örtliche Reifenhändler“, sagte Dieter Deninger, ein Geschäftsführer der Firma Trolleymaker. Der Dienstleister mit Sitz in Karlsruhe hat das Konzept bereits in Lahr umgesetzt und wurde auch für Leinfelden-Echterdingen ins Boot geholt. Weil die Fraktionen einhellig grünes Licht gegeben haben, kann das Unternehmen nun mit der Arbeit beginnen. „Zum Start wird es eine Website und eine App geben“, klärte Deninger auf. „Ziel sollte es sein, dass jeder Bürger die Internetseite kennt oder die App auf seinem Handy hat.“ Die Händler bräuchten kein zusätzliches Endgerät zum Einlesen, machte er deutlich. Das Unternehmen habe auch Kontakt zu Parkraumbewirtschaftern, sodass möglicherweise auch Parkgebühren in der Stadt über die Karte abgerechnet werden können.

Wolfgang Faßbender vom örtlichen Bund der Selbständigen steht dem Konzept positiv gegenüber. „Die Karte kommt nicht nur dem Einzelhandel zugute, sondern hat viele andere gute Effekte.“ Es sei ein Versuch wert – ob dieser von Erfolg gekrönt sei, werde sich zeigen. Um das Ganze anzuschieben, möchte das Stadtmarketing die Startkosten für alle teilnehmenden Gewerbetreibenden und Firmen bis Ende 2024 übernehmen, damit diese ohne Risiko die LE-Card testen können.

Noch mehr Details

Der Initiativkreis Stadtmarketing
Dieser Kreis wurde vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen. Alle zwei Monate treffen sich Vertreter der Stadt, des Stadtmarketings, der Werbegemeinschaften, des Bunds der Selbstständigen (BdS) und der Gemeinderatsfraktionen zum Austausch.

Kundenfreundlichkeit
Die LE-Card ist registriert und könne jederzeit gesperrt werden, heißt es seitens des externen Dienstleisters. Mit bis zu 250 Euro könne die Gutscheinfunktion aufgeladen werden. Das Geld der Kunden werde getrennt vom Firmenvermögen verwaltet. Die Guthaben verfallen laut dem Betreiber nur, wenn die Karte drei Jahre lang nicht genutzt werde.