Die Nachmittagsbetreuung von Sohn Ludwig fällt aus? Kein Problem, Kerstin Bienzle ist ja zuhause. Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Dass Mütter schnell wieder in den Beruf zurückkehren, wünschen sich weite Teile von Politik, Wirtschaft und Feminismus. Die Hausfrau steht für ein rückwärtsgewandtes Leben. Warum hat sich die Gärtringerin Kerstin Bienzle für diese Rolle entschieden?

Es ist wieder ein Morgen, an dem sie froh ist, daheim zu sein. Der 13-jährige Laurenz ist krank, die Schülerbetreuung von Ludwig (10) schließt heute früher. Auf der A81 stehen die Pendler um 9 Uhr noch hochnervös im Unfallstau. Kerstin Bienzle fasst das alles nicht an. Mit einem Kaffee sitzt sie am Esstisch ihrer Wohnung in einem Gärtringer Neubaugebiet. Vor den großen Fenstern stehen weiße Einfamilienhäuser mit anthrazitfarbenen Fensterrahmen und Dächern, wie man es jetzt halt hat, mit Trampolinen und SUVs vor der Tür. Auf Kerstin Bienzles Tasse steht „hygge“. Das heißt auf Dänisch soviel wie „im trauten Heim“.