Teun Toebes (rechts) lebt mit den Bewohnern eines Pflegeheims. Foto: Stan Heerkens 2020

Etliche Kommunen schließen sich einer bundesweiten Aktionswoche mit verschiedenartigen Veranstaltungen an. Sie eint das Ziel: Über die Krankheit reden und über Entlastungsmöglichkeiten für Betroffene und deren Angehörige informieren.

Demenz geht alle an. Ein Satz, wenige Worte. Doch konkret im Alltag betrachtet, sind nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen involviert, um Menschen mit Demenz in der Gesellschaft zu integrieren: Die Politik, die Wohnraum für Menschen mit Demenz plant; das Kind, das verstehen lernt, dass seine Oma ihn nicht erkennt, der Erkrankte selbst, der erkennen muss, dass er nach und nach seine Persönlichkeit verliert. Und die Mitbürger, die richtig reagieren sollten, wenn eine sichtlich verwirrte Frau bei Eiseskälte barfuß im Bademantel auf der Straße spazieren geht.

In Deutschland leben laut der deutschen Alzheimer-Gesellschaft rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Durchschnittlich treten Tag für Tag etwa 900 Neuerkrankungen auf. Die Zahl der Betroffenen, die noch nicht das 65. Lebensjahr erreicht haben, beträgt rund 102 000. Die Alzheimer-Gesellschaft hat eine bundesweite Aktionswoche initiiert, an der sich etliche Kommunen beteiligen. Denn allein die statistischen Zahlen reichen nicht aus, um die Gesellschaft auf das immer größer werdende Thema ausreichend aufmerksam zu machen.

Teun Toebes, ein junger niederländischer Altenpfleger macht das auf drastische Weise deutlich: Er zog in ein Pflegeheim und lebt dort mit den an Demenz erkrankten Menschen. Er verfasste darüber ein Buch, aus dem er auch in Rutesheim las. Bei ihm werde statistisch mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu fünf Demenz diagnostiziert. Er sagt: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft von Menschen mit Demenz und wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht. Sie werden als Bürger zweiter Klasse gesehen. Als jüngerer Mensch kann ich jetzt jenen eine Stimme geben, die keine Stimme haben.“ Der Pfleger und Buchautor fordert ein Zusammenleben von Menschen mit und ohne Demenz.

Die meisten Betroffenen sind tatsächlich aber älter als 80 Jahre. Zum Krankheitsbild gehören Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Diese Störungen sind bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt und nehmen im Verlauf der Erkrankung zu. Sie machen die Bewältigung des normalen Alltags immer schwieriger.

Viele Kommunen beteiligen sich an der bundesweiten Aktionswoche unter dem Motto „Die Welt steht Kopf“ mit eigenen Veranstaltungen. Ein Auszug aus dem Programm in den Kommunen in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen.

Was hat Ditzingen vorbereitet? „Herausforderung Demenz“ lautet der Titel eines Vortags, der am Donnerstag, 21. September, 19 Uhr, im Treffpunkt Adler angeboten wird. Tipps zu Umgang und Kommunikation mit Betroffenen werden gegeben. Teilnehmer melden sich bis 19. September an per Mail an thal@so-di.de. Bis 26. September anmelden muss sich per Mail an geppert@ditzingen.de, wer das Dialogtheater sehen will. Dieses Stück gewährt Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen und lädt dazu ein, schwierige Alltagssituationen konstruktiv zu lösen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.

Was wird in Gerlingen angeboten? Am Dienstag,19. September, 18 Uhr, spricht Jacob Fries von der Sozialstation im Bürger-Treff im Träuble-Areal. Titel seines Vortrags: „Dement – Na und?“ Am Freitag, 22. September, 19.15 Uhr, zeigt das Mobile Kino den Film „Still Alice“ in der Jahnhalle. Am Montag, 25. September, 18 Uhr, liest Autorin Martina Bergmann aus „Mein Leben mit Martha“ in der Stadtbücherei Gerlingen. Am Dienstag, 26. September, 18 Uhr, findet im Familienzentrum Gehenbühl ein Vortrag statt zum Thema „Rechtliche Betreuung, Vorsorgevollmacht und Ehegattenvertretungsrecht“. Bis 27. September ist in der Stadtbücherei außerdem die Medienausstellung zum Thema Demenz „Herbst im Kopf“ zugänglich.

   

Was ist in Korntal-Münchingen geplant? In der Altenmietwohnanlage in Münchingen, Schmale Straße 12, wird am Montag, 18. September, um 14 Uhr zu „Austausch und Gespräch bei Kaffee und Kuchen“ eingeladen. Zwei Tage später, 20. September, geht es in einer Veranstaltung in der Stadtbücherei Korntal um „Den Alltag zuhause mit Demenzerkrankten erleben“. Dabei sollen Anregungen im Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen gegeben werden. Hingegen wird Gehirnfitness für Menschen mit und ohne Demenz am Dienstag, 19. September, im Spitalhof Münchingen angeboten. Wer um 15 Uhr dabei sein möchte, muss sich bis zu diesem Freitag,15. September, anmelden unter der Telefonnummer 0 71 50/  91 98 60.

   

Wie hilft Leonberg? Die Lokale Allianz für Demenz in Leonberg unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien, sie informiert über alle Facetten eines Lebens mit Demenz, macht sich stark für eine passgenaue Betreuung und Pflege. Angebote, die das selbstbestimmte Leben und Wohnen zu Hause unterstützen, entlasten Menschen mit Demenz und deren Angehörige, betonen die Leonberger. Informationen zu Beratung und Betreuungsgruppen gibt es unter anderem bei Jacob Fries, Telefonnummer 0 71 52/ 7 31 70, per mail an fries@sozialstation-leonberg.de