Dem Investoreneinstieg wurde der Weg geebnet. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Der deutsche Profifußball hat sich im zweiten Anlauf für den Einstieg eines Geldgebers entschieden. Es war eine Zitterpartie bis zum Ende.

Als das Zitterspiel um den Milliardendeal vorbei war, fiel dem Boss des Branchenführers ein Stein vom Herzen. „Wir haben das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben - für die Entwicklung der Liga“, kommentierte Klubchef Jan-Christian Dreesen von Rekordmeister Bayern München das grüne Licht für den Einstieg eines Investors in den deutschen Profifußball: „Wir haben eine Gestaltungsmöglichkeit und Optionen zur Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur.“

Zuvor hatten die Klubs den Weg mit der kleinst möglichen Mehrheit freigemacht. Bei der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten am Montag in Frankfurt/Main stimmten 24 Vereine zu  - was exakt für die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit reichte. Damit erhielten die Chefs der Deutschen Fußball Liga (DFL) grünes Licht für Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern. 

Im Mai waren die Bestrebungen noch gescheitert. Der neue Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben.

Erster Versuch vor halbem Jahr gescheitert

Im Idealfall gehen 600 Millionen an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streamingplattform, usw.). 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.

„Wir haben Einigkeit, dass wir in die Zukunft investieren müssen und dazu gab es verschiedene Meinungen“, sagte Geschäftsführer Fernando Carro von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen: „Wir haben nur das Mandat erteilt. Ob es so kommt, muss man sehen. Es ist nur ein kleiner Schritt gemacht worden.“

Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten „Private-Equity-Bereich“ geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind.

Der erste Versuch, einen Investor ins Boot zu holen, war vor rund einem halben Jahr gescheitert. Damals wurde die  Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt. Der Plan sah vor, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft über 20 Jahre zu verkaufen. Zwei Milliarden Euro sollten erlöst werden.

Keine Hoheitsrechte abgeben

Vor der Abstimmung am Montag hatten die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel die Klubs bei mehreren Gesprächsrunden über die Pläne informiert. Dabei wurden „rote Linien“ gezogen.

Hoheitsrechte sollen nicht abgegeben werden. Es soll keine „Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung“ geben. Und: „Nach Ablauf der zeitlich begrenzten Minderheitsbeteiligung würden die lizenzierten Rechte automatisch an den DFL e.V. zurückfallen.“

Dennoch gab es Kritik. Vor allem stellte sich die Frage, warum die Klubs die nötige Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro nicht aus eigenen Kräften bereitstellen können. Die DFL-Bosse sahen für die sogenannte „Binnenfinanzierung“ aber keine Mehrheit.

Einige Klubbosse hatten im Vorfeld erneut mit der Spaltung des Profifußballs gedroht, sollte die Zwei-Drittel-Mehrheit wieder verfehlt werden. Auf der anderen Seite waren die Fangruppierungen klar gegen den Deal. „Die DFL spricht von Weiterentwicklung, Unsere Kurve von Rückschlag“, ließ „Unsere Kurve“ den SID wissen: „Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem.“