Auseinandersetzung am Spielfeldrand: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und Schiedsrichter Tobias Welz Foto: dpa/Federico Gambarini

Im Fußball fehlt es nach Meinung unseres Autors Jochen Klingovsky an Respekt gegenüber den Schiedsrichtern – das muss sich endlich ändern.

Selbstverständlich ist es legitim, darüber zu diskutieren, ob die frühe Rote Karte für Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano in Mönchengladbach eine Fehlentscheidung war. Selbstverständlich ist es völlig in Ordnung, Unparteiische zu kritisieren, wenn sie mal danebenliegen. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, die Qualität der Schiedsrichtergilde in der Fußball-Bundesliga zu hinterfragen. Und selbstverständlich ist es erlaubt, die offensichtlichen Schwächen des Videobeweises aufzuzeigen. Aber alles auf sachliche Art und Weise – und damit anders, als Julian Nagelsmann es getan hat.

Der FCB-Trainer hatte in Mönchengladbach einen unsäglichen Auftritt, als er erst Tobias Welz („Will der mich verarschen?“) und dann das komplette Schiedsrichterteam („weichgespültes Pack“) beschimpfte. Nagelsmann entschuldigte sich hinterher zwar in den sozialen Medien, was sich las, als hätte die Kommunikationsabteilung des Clubs eingegriffen. Seine Begründung aber zeigte, wo im Fußball das Problem liegt.

Klar lieben alle die Emotionen, die dieses Spiel ausmachen. Wenn aber Woche für Woche Trainer und Profis den fehlenden Respekt gegenüber Schiedsrichtern mit dem Druck, der Aufregung und ihren Gefühlswallungen entschuldigen, ist das nicht länger zu akzeptieren – und ein Beweis für die Sonderstellung, welche die Kicker für sich reklamieren.

Keine reklamierende Meute

Auch im Handball, American Football oder Rugby, um nur ein paar Sportarten zu nennen, sind viele Emotionen im Spiel. Trotzdem werden dort die Referees nicht ständig beschimpft, und sie sehen sich auch nicht nach jedem umstrittenen Pfiff einer reklamierenden Meute gegenüber. Es ist längst überfällig, dass sich die Schiedsrichtergilde dies auch im Fußball nicht mehr gefallen lässt und beim härteren Durchgreifen unterstützt wird. Ein erster Schritt wäre, Julian Nagelsmann nicht mit einer fragwürdigen Entschuldigung davonkommen zu lassen.